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wahrnehmen. Sie tauchte wieder an die Oberfläche. »Keine Chance.« Sie spuckte aus. »Ich kann zu wenig sehen.«
»Das kann ich ändern«, sagte Darren und zog einen Stab aus seinem Rucksack. Er knickte ihn in der Mitte und warf ihn Shanija zu. »Der Letzte unseres Vorrats.«
Shanija fing den Stab auf, der grün zu leuchten begann. Erst sanft, dann immer stärker. »Kommt am besten gleich mit runter.« Sie holte tief Luft und tauchte.
ELIUM sah unter Wasser nicht anders aus als darüber, höchstens noch eine Spur unheimlicher. Die gleiche Struktur, die gleiche lederartige Beschaffenheit. Am Grund des Sees sah Shanija unzählige Schläuche, die ringsum vom Ufer in die Tiefe führten. Sie wogten sanft hin und her, als wären es Seeanemonen, die ihre Nesselfäden in der Strömung treiben lassen. Nur wirkte es hier und jetzt beängstigend.
Das Röhrchen erleuchtete die Umgebung verhältnismäßig kontrastreich, doch von As’mala war keine Spur zu sehen. Shanija tauchte tiefer. Weit unten schien es eine Öffnung zu geben. Als Shanija sie untersuchte, spürte sie plötzlich ein Brennen an ihrem rechten Fußgelenk. Etwas Glitschiges umfasste sie und zog mit einem kräftigen Ruck daran. Der Leuchtstab entglitt ihr, und krampfhaft versuchte sie das Kurzschwert zu ziehen. Vergebens.
Aus dem Nichts schoss Darren heran. Er hatte sein Messer bereits gezogen und durchtrennte damit, was auch immer den Knöchel umklammerte. Die Luft wurde allmählich knapp. Shanija tauchte nach dem Leuchtstab, da erschien As’mala in der Öffnung, grinste und hob den Daumen. Sie griff nach dem Stab und tauchte voraus ins Innere des Kolosses.
Der Großteil der Schläuche mündete in diesen Unterwassertunnel, so blieb nur wenig Platz zum Schwimmen. Im letzten Moment durchstieß Shanija nach Luft ringend die Oberfläche.
»Jetzt habe ich den Eingang gefunden«, begrüßte As’mala die Freunde. »Aber fragt mich nicht, wie es weitergeht.«
Shanija sprang auf. »Sag mal, was denkst du dir eigentlich?«
»Was soll ich mir denken? Du hast den Eingang gesucht und ich hab ihn für dich gefunden.«
»As’mala, du bist nicht allein unterwegs! Du bringst mit solchen nicht abgesprochenen Alleingängen die gesamte Einheit in Gefahr!«
As’mala öffnete den Mund zu einer Entgegnung, da trat Mun dazwischen. »Shanija hat recht«, sagte er ruhig. »Auch wenn wir alle es gewohnt sind, nur für uns verantwortlich zu sein, und es uns schwer fällt, uns einzufügen: Wir sind jetzt eine Gemeinschaft, As’mala. Du solltest sagen, was du vorhast, bevor du einfach verschwindest. Wir müssen absprechen, was getan wird, damit wir notfalls zu Hilfe kommen können. Das hier ist kein Spaß mehr.«
Die blonde Frau schwieg, doch sie war deutlich verunsichert und auch ein wenig beschämt.
»Wo sind wir hier bloß gelandet?«, sprach Darren dazwischen und jagte damit die unangenehme Stille zum Teufel.
Shanija sah sich um. Auch im Inneren ELIUMS wirkten die Wände und Versteifungsrippen organisch. Es waren keine scharfen Winkel zu sehen, kein blitzendes oder auch stumpfes Metall, keine glatte Fläche. Alles schien uneben und nicht erbaut, sondern gewachsen zu sein.
Die Gefährten waren etwa auf halber Höhe in den Tunnel getreten. Direkt vor ihnen führten die Schläuche, die sie durch das Wasser hierher geleitet hatten, schräg in die Tiefe auf den Grund des Tunnels. Unter der Decke entlang liefen Leitungen, durch die eine gelbgrün leuchtende Flüssigkeit pulste. Wie ein gigantisches Netzwerk aus Adern, das sich unter die gesamte Tunneldecke spannte. Eigentümlich unstetes Licht warf die Schatten der organischen Strukturen gegen Unebenheiten im Boden und die Seitenwände. Shanija konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Schatten in ständiger Bewegung waren. Zahlreiche Tunnel aller Größen zweigten von diesem hier ab, und in jeden führten dicke Aderstränge, die für ein Grundmaß an Beleuchtung sorgten.
»Ein Zugtunnel für fünf Garnituren?«, meinte As’mala und spielte damit auf die Breite an.
»Nein.« Shanija schüttelte den Kopf. »Es muss einen anderen Zweck erfüllen, oder vielleicht erfüllt haben. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um ein Raumschiff handelt, das vor langer Zeit hier abgestürzt ist. Außerdem ist der Boden viel zu uneben. Vermutlich ist es ein Belüftungssystem oder ein Versorgungstunnel. Angesichts der Größe dieses Dings scheint das durchaus angemessen.«
»Aber einen Zug
muss
es geben«, beharrte
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