SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
Stoffwechsel braucht laufend was zu tun. Wenn ich nicht bald was zu essen bekomme, klappe ich zusammen.«
Bio6 hatte zwar bisher keine aggressiven Tendenzen gezeigt, dennoch traute Shanija dem Frieden nicht. Vielleicht verstellte er sich, um sie in einem unachtsamen Moment zu überrumpeln. Allerdings brauchten auch sie Nahrung. »Wo finden wir was zu essen und zu trinken?«
»In einer Pilzfarm, leicht, energie- und nährstoffreich, vor allem smazelig. Gleich hier.« Bio6 wurde eifrig und steuerte, nachdem sie ihm die Fesseln gelöst hatten, auf eine schmale Tür zu. »Verschlossen«, bemerkte er dann verblüfft.
»Lass mal sehen.« As’mala schob den Orga beiseite und machte sich am Schloss zu schaffen. Kurz darauf sprang es auf, und die Tür glitt durch irgendeinen Steuermechanismus in die Wandverkleidung. Nicht einmal ELIUM war vor der Diebin sicher.
Süß-säuerliche, feuchte Luft schlug ihnen entgegen. Der Raum war etwa vier Meter hoch und maß zehn Meter im Quadrat. Drei Wände waren mit einer dicken Schicht weißer, hellgrüner und dunkelblauer Schläuche oder Wurzeln bedeckt. Als wären sie schwerelos, streckten die Geflechte sich von den Wänden in die Mitte des Raums, fächerten ihre Härchen und Kleinwurzeln aus, um möglichst viel Platz zu besetzen. Aus einigen Schläuchen rann Wasser herab. Nur die vierte Wand war vollständig frei von Bewuchs.
Bio6 hatte es jetzt eilig, in den Raum zu kommen. Mit seinem Rad quetschte er einige Wurzeln ab und stopfte sie in den Mund. »Die beste Pilzfarm in diesem Sektor«, erklärte er schmatzend. »Die blauen Fadenpilze schmecken übrigens nach Manatee.«
Shanija beäugte den Raum misstrauisch, doch Hunger und Durst siegten. Die Menschen schlängelten sich durch die Strukturen hinein, ließen gierig Wasser in den Mund rinnen und brachen Wurzeln und Fäden ab.
»Salzig«, kommentierte As’mala mit vollem Mund.
»Schmeckt wie Grätschhuhn«, bemerkte Darren, ebenfalls laut schmatzend.
Shanija kostete eine dunkelblaue Wurzel und musste grinsen.
Schmeckt tatsächlich wie Huhn
. »Beeilen wir uns besser«, schlug sie vor; aber das brauchte sie den Gefährten nicht dreimal zu sagen. So schnell wie möglich schlangen sie in sich hinein, was sie zu fassen bekamen.
Plötzlich hörte Shanija von draußen metallisches Rasseln. Mit einem Mal sank die Feuchtigkeit im Inneren der Pilzfarm ab, der Wasserstrom versiegte. Shanija sah sich um. Bio6 war verschwunden. »Raus hier!«, kommandierte sie.
Gerade rechtzeitig, denn die Tür, durch die sie hereingekommen waren, begann sich zu schließen. Shanija sprang hindurch, gleich hinter ihr Darren, dann As’mala, die sich gerade noch durch den schmalen Spalt quetschte. Mun schaffte es nicht mehr.
»Scheiße!« As’mala versuchte, noch einmal zurückzuhechten, aber die Tür schloss sich in diesem Moment.
Das metallische Rasseln wurde lauter, und eine Sirene heulte auf. Aus dem Inneren der Pilzfarm erklang ein dumpfes Poltern, das selbst hier draußen den Boden erzittern ließ. Ein Gemisch aus unterschiedlichen Geräuschen brandete auf, das die Wände zum Vibrieren brachte. Stampfen, Scharren, Quietschen, Schleifen, Geschrei, das humanoiden Kehlen entsprungen sein mochte, und unmenschliches Gebrüll.
Nach einer Weile wurde es leiser, bis das Gebrüll ganz verstummte. Dafür polterte es wieder laut, und Boden und Wände erzitterten unter heftigen Schlägen. Dann erklang erneut Knurren, Klirren und Stampfen.
Von Bio6, der sie offensichtlich in eine Falle gelockt hatte, war keine Spur zu sehen. »Dieses verdammte Aas!«, fluchte As’mala. »Er hat Mun umgebracht!«
»Wenn er tot ist, dann ist er tot. Wenn nicht, dann lebt er«, hörte Shanija Bio6 hinter sich knurren. Augenblicklich sprang sie zur Seite, und der Orgamechanoid schoss knapp an ihr vorbei, auf As’mala zu. Sein Vorderrad zischte singend durch die Luft und streifte die Abenteurerin, die sich zu Boden warf, am Brustkorb. Bio6 heulte triumphierend.
Shanija sprang und kickte dem Orga kraftvoll gegen die Schultern. Er kippte zur Seite, ruderte ums Gleichgewicht und stürzte. Das verschaffte As’mala Zeit, auf die Beine zu kommen. Ihre bauchfreie Lederkorsage war eingerissen, und blutige Schrammen zogen sich quer über den Bauch. »Willst du das?«, schrie sie zornentbrannt und hielt Bio6 den Kristallzylinder vors Gesicht. »Vergiss es!« Mit diesen Worten trat sie ihm mehrmals in die Seite. Bio6 begann leise zu wimmern.
»Fesseln wir ihn wieder«, bestimmte
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