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Shanija.
»Nein«, widersprach As’mala. »Bei Hosindas Gestank, diese kleine Pestbeule wird sterben, und zwar jetzt gleich.« Sie zog das Messer und hielt es mit zornfunkelnden Augen dem Wesen an die Kehle. »Grüß deinen Schöpfer, Missgeburt.«
Shanija packte As’mala am Handgelenk und hielt sie auf. »Wir fesseln ihn«, wiederholte sie scharf. Ihr Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.
As’mala ließ von Bio6 ab und murrte: »Na schön. Aber noch
eine
einzige falsche Bewegung, Freundchen, dann ist es aus.«
Darren verschnürte den Orga. »Wieso hast du dich aus dem Staub gemacht?«
»Es ist Pause. Alle Arbeiter und Kriggets stürzen sich dann in die Farmen. Aber vielleicht überlebt euer haarloser Freund das ja.«
»Du dachtest also, uns auf diese feine Weise loszuwerden«, setzte Shanija an.
»Warte«, unterbrach Darren. »Hört ihr das?«
Shanija lauschte. Tatsächlich, das metallische Rasseln erklang wieder, und die Sirene heulte los. Blitzartig war das Gestampfe, Geklapper, Scharren und Schleifen wieder da.
»Wahrscheinlich ist es gleich vorbei«, meinte Darren.
As’mala machte sich bereit, erneut die Tür zu öffnen. Doch als der Lärm verklungen war, öffnete sich die Tür von selbst – und der völlig unversehrte Adept trat heraus.
»Bei Anamas segenspendenden Brüsten!«, rief As’mala erleichtert und umarmte den Kahlköpfigen, der es überrascht zuließ. Darren und Shanija nickten ihm lächelnd zu.
»Höchst interessant«, kommentierte Mun seinen Aufenthalt in der Pilzfarm. »In den Wänden selbst befinden sich die Hauptstöcke der Pilze. Ein engmaschiges Gitter hält die Stöcke in ihrer Position. Der natürliche Überlebenstrieb zwingt die Pilze, ihre Ausleger in nährstoffreiches Gebiet wachsen zu lassen. Dies ist der Raum selbst, durch dessen Decke die angereicherte Feuchtigkeit einströmt. Meine Beobachtung hat ergeben, dass wir es hier mit einer sehr schnell wachsenden Sorte zu tun haben. Etwa einen halben Meter in der Stunde. Sobald die Sirene losgeht, passieren mehrere Dinge gleichzeitig: an den drei bewachsenen Wänden fährt eine scharfe Klinge das engmaschige Gitter entlang und durchtrennt dabei alle Wurzeln und Pilzfäden. Die nicht bewachsene Wand schwingt auf, und eine Vielzahl an Wesen strömt herein.«
Shanija schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Selbst im Augenblick größter Gefahr nimmst du seelenruhig Informationen auf.«
»Das ist, was ich bin, Shanija – ich sammle alle Informationen und speichere sie, obwohl ich für diese hier schon fast keinen Platz mehr habe und es nicht sehr angenehm war«, erläuterte Mun. »Was aber die lebensbedrohlichen Umstände betrifft: Ich habe bewegungslos in der Mitte verharrt, und mir wurde kein Leid zugefügt. Die Wesen stürmten herein, verschlangen eine bestimmte Portion, ohne nach Links oder Rechts zu schauen, und verschwanden wieder, während der nächste Schub hereinströmte.«
»Wenn es dich so interessiert, habe ich in der Richtung noch etwas zu erkunden: eine Fleischfarm«, bot Bio6 an. »Schmatzig, batzig, deftig und kräftig. Für das Arbeitstier von morgen.«
»Wahrscheinlich hoffst du darauf, dass
wir
verspeist werden«, fuhr As’mala ihn an.
»Was ich mich allerdings gefragt habe: Warum ist es so hektisch?«, wollte Mun wissen.
»Die Arbeitszeiten sind heilig«, antwortete Bio6. »Wer zu früh oder zu spät kommt, verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Es ist exakt bemessen, da darf kein Fehler passieren. Die Zykluswahrer sind in dieser Hinsicht sehr streng, sie tragen ja auch die Verantwortung für den ungestörten Produktionsprozess.«
Shanija horchte auf. »Zykluswahrer? Können die uns gefährlich werden?«
»Und ob. Die schleichen hier überall herum, auf der Suche nach Regelbrechern wie …
uns
.« Bio6 schluckte und zwinkerte nervös mit seinen acht Augen. »Aber man kann sie ganz leicht erkennen, denn sie sehen aus wie … wie …«
»… wie der Typ da hinten, der uns so durchdringend anstarrt, nehme ich an«, vollendete Darren den Satz.
5.
Seiya schrie schon lange nicht mehr. Still saß sie im grünen Zwielicht an der großen Wasserpfütze und wusch sich abwesend violette Schleimreste vom Körper. Die schillernden Schlieren trieben an der Oberfläche und wichen der wasserschöpfenden Hand Seiyas aus. Sie bemerkte es nicht. Rund um sie kreiste der Schwarm, wütend surrend, doch mittlerweile ein vertrauter Bestandteil ihres Daseins.
Ein weiterer Anfall überfiel ihren zarten Körper, sie schüttelte
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