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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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testamentarische Verfügungen, der Treue oder Untreue gewisser Personen oder was immer sie zu erfahren begehrten. Es hieß, für ihr Geld erhielten sie die jeweils auf den gesammelten Schätzen des Archivs beruhende bestmögliche Antwort. Falls das stimmte, mochte das die hohen Preise der Lumini rechtfertigen.
    Natürlich war das Anzapfen des Zentralarchivs in vielfacher Hinsicht illegal. Wobei der Begriff »legal« wie überall auch in Burundun von jenen festgelegt wurde, die über die Macht dazu verfügten, nämlich den Bibliothekaren.
    Nicht nur das Wissensmonopol des Zentralarchivs wurde durch die Tätigkeit der Lumini gebrochen. Der geistige Diebstahl der Begabten Frauen hatte auch noch einen unangenehmen Nebeneffekt für die Fragesteller.
    Die aus dem Wissensspeicher des Archivs abgezogenen Informationen wurden automatisch durch Erinnerungen
aus dem Kopf
des jeweiligen Kunden ersetzt, da sonst der Diebstahl der Lumini sofort aufgeflogen wäre. Windreit konnte sich nicht vorstellen, wie sich dieser Vorgang abspielen sollte. Vielleicht war er mit einem Trick vergleichbar, den sie als Taschendiebin oft benutzte, obwohl ihr klar war, wie sehr dieser Vergleich hinkte: Um zu verhindern, dass die Fortnahme eines Beutels zu früh bemerkt wurde, steckte sie einen ähnlichen Gegenstand als Ersatz an die Stelle des entwendeten Beutels. Für den Eigentümer fühlte es sich zumindest eine Weile so an, als habe er keinen Verlust erlitten. Zeit genug für Windreit, unbemerkt zu verschwinden.
    Welche
Erinnerung aus dem Kopf des Kunden abgezogen wurde, konnte die vermittelnde Lumini nicht steuern. Es konnte also sein, dass man nach der »Beratung« zwar die Antwort auf seine drängendste Frage kannte, jedoch die Frage selbst und den Grund der eigenen Anwesenheit in Lakara vergessen hatte. Ebenso sollte es schon geschehen sein, dass sich Fragende nach einer Sitzung nicht mehr an ihren Namen, ihre Heimat, ihre Familie oder ihren Geburtsort erinnern konnten. Es passierte wohl nicht jedem, sondern etwa jedem Zehnten, aber es war ein unkalkulierbares Risiko, ein zusätzlicher Preis, den jeder Wissenssuchende hinnehmen musste. Windreit schüttelte es: Ihr wäre es nicht im Traum eingefallen, jemals die Dienste einer Begabten Frau in Anspruch zu nehmen.
    Dann lieber ein ehrliches Leben als Taschendiebin führen
, dachte sie und merkte, wie ihre Lebensgeister zurückkehrten. Hinter ihr raschelte es. Der Duft von frisch aufgebrühtem Konnack wehte ihr um die Nase, als ihre Schwester vor die Hütte trat und ihr eine heiße Schale reichte.
    »Danke. Wie geht es dir?«
    Stumm hob Windfang ihre Hand. Die Schwimmhäute hatten sich weiter verfärbt; ihr Rosa wurde zusehends rötlicher. »Ich fühle mich schwer und aufgedunsen«, sagte sie. Ihr Bauch hatte sich kaum gerundet, aber das besagte wenig: Selachinnen wölbten ihre Leiber während einer Schwangerschaft nicht besonders aus.
    »Wie im sechsten Lunarium, so siehst du aus«, stellte Windreit prüfend fest.
    »Jede Bewegung fällt mir schwer«, seufzte Windfang. »Und
schwer
ist das Stichwort: Wir brauchen dringend Feuerholz.«
    »Ich habe es bemerkt. Auf dem Rückweg bringe ich welches mit.«
    Wann sie aus Burundun zurück sein würde, war unbestimmt und hing von den Gegebenheiten ab – wie schnell sie jemanden fand, den sie um seine Barschaft erleichtern konnte. Windreit leerte die Schale, griff nach ihrem Schultersack und machte sich auf den Weg.

    In der Nähe des Steinernen Hafens betrat Windreit festen Boden. Allerdings war nicht der Hafen ihr Ziel, sondern das naheliegende Viertel der Spieler.
    Während sie den Hafenplatz überquerte, suchte sie nach Anzeichen, ob die Anwärter ihren Ruf schon erhalten hatten, aber nichts deutete darauf hin. Der Weihenachen lag wie seit Tagen schon unbeweglich am Ostpier, unbemannt und unzugänglich für jedermann, aber dicht umstellt von einem bewaffneten Kordon aus Archivwachen. Das Banner der Wissensträgergilde, die schwarze, in sich gedrehte Schleife auf weißem Grund, flatterte an rund um den Anlegeplatz aufgestellten Masten über ihren Helmen.
    Windreit ließ die Dampfpfeife auf ihrer Insel hinter sich, langte im Vorübergehen in den Obstkorb eines Straßenhändlers und biss herzhaft in den gestohlenen Apfel. Auch wenn sie die Humains nicht sonderlich mochte – die Äpfel, die sie als Saatgut mit nach Less gebracht hatten und deren Bäume mittlerweile weit verbreitet wuchsen, waren ein nicht zu verachtender Genuss. Die Selachin war so in

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