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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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gebrauchen.
    Sie machte sich schwer, und alles um sie herum wurde still. Das ohnehin spärliche Licht in der schmalen Gasse warf Schatten von der Farbe dunklen Weins; über die Kanten der Häuser legte sich ein roter Schimmer. Die vertraute Kühle prickelte in den empfindlichen Enden ihrer Falli. Nichts deutete auf ein Zeitloch hin. Maris meinte es gut mit ihr.
    Die grünäugige Frau vor ihr schien mitten im Gehen eingefroren worden zu sein. Der rechte Fuß schwebte eine Handbreit über dem Pflaster, die linken Fingerspitzen strichen gedankenverloren über die nahe Hauswand. Windreit eilte um die Humain herum und betrachtete ihr Opfer. Die widerlichen rötlichen Haare waren zurückgeworfen, die Humain hielt das Kinn vorgereckt, die Lider senkten sich gerade zu einem Blinzeln.
    Windreit streckte die Hand aus und tastete über die linke Jackenseite. Sie verkniff sich ein Lächeln, als sie den Beutel an der vermuteten Stelle spürte. Sie bog das in der roten Welt widerspenstige, starre Leder der Jacke mit einigem Kraftaufwand auseinander, griff hinein und zog den kleinen Beutel hervor. Die Lider der Frau waren jetzt vollständig geschlossen. Windreit öffnete die Verschnürung und drehte den dünnen Beutel um, um seinen Inhalt herauszunehmen.
    DAS WÜRDE ICH AN DEINER STELLE BESSER UNTERLASSEN!
    Die Stimme kam so ganz und gar unerwartet, dass Windreit erschrak wie nie zuvor in ihrem Leben.
    Unwillkürlich ließ sie den Beutel los, und er schwebte scheinbar vor ihr in der Luft. Millimeterweise begann er zu fallen. Glitzernde Kristallsplitter quollen zäh wie geronnener Sirup aus seiner Öffnung.
    Es war völlig unmöglich! In der roten Welt existieren keine Geräusche. Daher konnte es auch keine Stimmen geben. Auch keine, die so laut und grollend und dunkel und hallend tönten wie diese.
    Einbildung!
, dachte Windreit schweratmend.
Ich bilde mir das nur ein. Ich bin mit den Nerven völlig runter und halluziniere
.
    In diesem Moment sah sie das gelbliche Glimmen im Ausschnitt der Menschenfrau. Die Verzierung! Sie leuchtete auf wie flammendes Gold. Die beiden Rubine, die Augen des reptiloiden Wesens, strahlten auf wie glühende Kohlen. Ein Anblick, der sich wie stechende Nadeln in Windreits Netzhaut brannte.
    DER ZUGRIFF WIRD VERWEIGERT!
    Sie fühlte sich durch die Rubinaugen beobachtet. War das möglich? »Sprach« etwa die Verzierung mit ihr? Wenn das stimmte, dann war das kaum einen Handteller große Stück Haut mit dem Bildnis weitaus kostbarer, als die Diebin bisher angenommen hatte.
    Windreit verfiel keinen Augenblick auf die Idee, der Stimme zu antworten. Sie hatte es mehr als einmal versucht, in der roten Welt zu sprechen – es war ihr nie gelungen, auch nur einen Ton hervor zu bringen. Sie biss sich auf die Lippen und schwankte in ihrer Entscheidung. Sie konnte den einfachen Weg wählen, sich den kargen Inhalt des Beutels schnappen und verschwinden. Doch die Versuchung, den anderen Weg zu wagen, war groß. Sehr groß sogar. Andererseits würde das bedeuten, Blut zu vergießen. Etwas, das Windreit verabscheute und vermied, wo es nur ging. Aber würde ihr etwas Vergleichbares wie dieses kostbare Stück Haut jemals wieder in Reichweite ihrer Diebeshände geraten? Nein. Und gab es eine andere Möglichkeit, es in die Finger zu kriegen, als es mit ein, zwei raschen Schnitten von der Brust der Menschenfrau zu lösen? Abermals nein.
    Die Wunde wird schmerzhaft, aber nicht tödlich sein
, beruhigte sie sich.
Die Humain wird es überleben
. Besser entstellt als tot. Andere würden weniger zimperlich sein als sie, das wusste Windreit. »Menschhaut heilt gut«; lautete so nicht ein kuntarisches Sprichwort? Und die Frau war letzten Endes selber schuld. Was trug sie ihren Schmuck auch für jeden sichtbar durch die Gegend?
    Die Diebin zückte das Messer. Der Beutel mit den herausrutschenden Kristallen fiel in dieser Zeit zwei Fingerlängen weiter.
    Das Messer hatte eine kleine, gekrümmte Klinge aus Porzellan, schärfer als jeder Stahl und bestens geeignet, um widerstrebende Nähte oder Halteschnüre zu durchtrennen. Oder um ein Hautstück zu erbeuten. Windreit hob die Klinge und setzte sie an das Brustbein der Humainfrau. Deren Lider hatten sich wieder halb erhoben, die Pupillen darunter blickten sie direkt an, und zum ersten Mal fragte sich Windreit, ob sie von diesen grünen Augen bemerkt werden konnte.
    ICH SEHE DICH! ICH KENNE DEIN GESICHT! UND ICH VERGESSE NICHTS!
    Einen ihr endlos erscheinenden Atemzug lang zögerte

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