SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
Wesen der ersten Reihe, studierte ihre Bewegungen, ihre Haltung, wer wem einen Schritt voraus war, ob bewaffnet oder nicht, und entschied sich dann für einen echsenartigen, grünhäutigen Muskelberg mit zähnestarrender Schnauze und einer stachelbewehrten Keule in den Krallenhänden. Sein Blick war kalt, emotionslos, und er kam zielstrebig, aber ohne sich zu verausgaben, näher. Die anderen hielten sich inzwischen leicht hinter ihm, wohl wissend, dass jede kleine Verletzung hier draußen tödlich sein konnte. Sie ließen also ihm den Vortritt, solange nicht ganz klar war, wie die Karten verteilt waren.
Dies alles erkannte Shanija im Verlauf einer halben Minute; für einen militärisch nicht ausgebildeten Menschen wäre es nur ein chaotischer, Staub aufwirbelnder Haufen gewesen, der sich bedrohlich näherte. Doch die meisten waren keineswegs so mutig, wie sie sich gaben, sie vertrauten auf den Schutz der Masse und waren einfach Mitläufer. Schließlich durfte man sich keine Beute entgehen lassen.
Shanija setzte sich ebenfalls wieder in Bewegung, rannte auf den grünen Riesen zu. Sie sah, dass dieser Wagemut sofort einige Tagediebe verunsicherte; sonst liefen die Opfer wohl vor ihnen davon. Das Echsenwesen verlangsamte nicht, auch seine gelbgrünen Augen blickten unverändert starr. Sicher rechnete es damit, dass Shanija im letzten Moment abdrehen oder sich auf einen der Schläger zur Linken oder zur Rechten stürzen würde, die mehr ihrer Größe entsprachen. Der Grüne hatte ja keine Ahnung, mit wem er sich anlegte.
Noch im Lauf bückte Shanija sich, schaufelte eine Handvoll Sand und schleuderte sie dem Grünen ins Gesicht, als sie nahe genug war. Dann wirbelte sie herum und trat in rascher Folge mit den schweren Stiefeln zu, seitlich an den linken Oberschenkel und dann ans Knie. Der Grünhäutige jaulte auf und knickte mit dem Bein ein. Nun kam Shanija an seinen Arm mit der Keule heran, die er in seiner Überraschung und plötzlichem Schmerz nicht eingesetzt hatte, versetzte ihm einen harten Schlag an den Unterarm, entwand ihm die Keule und hieb sie mit aller Kraft auf seinen ohnehin angeschlagenen linken Fuß, der nur von einem halb zerfetzten Schuh geschützt wurde.
Seit Beginn des Kampfes waren nur wenige Sekunden vergangen, und vor allem lautlos.
Nicht zögern, nicht weichen, ein Ungleichgewicht musste so schnell wie möglich beseitigt werden. Zuschlagen, dann atmen, und vielleicht irgendwann auch Fragen stellen
.
Der Riese brüllte vor Schmerz auf und taumelte zur Seite, aus seinem Fuß spritzte grünes Blut. Shanija sprang außer Reichweite seiner Arme, die Keule kreisend. Nun hatte sie eine Waffe, und keine schlechte. Das Verhältnis war schon sehr viel besser. »Wer will als Nächster?«, schrie sie in die zurückweichende, völlig überrumpelte Menge und spuckte den Sand zwischen ihren Zähnen aus. Anscheinend hatten diese Leute nicht oft mit einzeln auftretenden ausgebildeten Soldaten zu tun, geschweige denn, dass sie irgendeine Ahnung vom Kampf hatten.
Bevor Shanija ihre weitere Strategie überlegen konnte, sah sie Bewegung in die hinteren Reihen kommen, wie eine Welle, die sich zusehends aufbaute. Schreie wurden laut, und kurz darauf begriff sie, dass sich die Verhältnisse bereits wieder änderten.
Aus dem wandernden Müllberg brachen nun die Pignicks mit trompetendem Quieken hervor, nahezu haarlose, warzige Nilpferdschweine mit gewaltigen Schädeln, langen kräftigen Beinen und muskelbepackten Körpern. Sie waren unglaublich schnell, und ihre kleinen dunklen Augen glühten mordlüstern. In ihren aufgerissenen, von Hauern gesäumten Schnauzen hätte sich eine Familie Sch!tings wohnlich einrichten können.
Die Menge der Müllsammler fiel auseinander, jeder suchte sein Heil in der Flucht. Die Ersten waren schnell geschnappt, und ihre jämmerlichen Schreie klangen schrill über das Quieken und Grunzen hinweg. Shanija schüttelte es innerlich, als sie das Schmatzen und Reißen hörte, und sie gab ebenso wie die anderen Fersengeld, zurück zu As’mala.
Die kam ihr bereits auf dem Begger entgegen und fuchtelte wild. »Schnell, rauf zu mir, das ist die einzige Chance!«
Ein wieselflinker Lurchartiger kam auf dieselbe Idee. Er stürmte an Shanija vorbei auf den Begger zu und schien jeden Moment auf ihn springen zu wollen. As’mala aber stieß wieder einen schrillen Pfiff aus, und Shanija konnte sich gerade noch ducken, als der Begger mit seinem Peitschenschwanz ausholte und den Lurch wegfegte, der
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