SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
rudernden Armen wie ein Stein in die Tiefe. Kurz vor dem Aufprall entspannte sie sich, machte sich so locker und weich wie möglich, und zog die Beine leicht an, um den belastenden Stoß auf die Knie zu mildern. Ihre Stiefel würden gut abfedern, um ihre Knöchel brauchte sie sich keine Sorgen zu machen.
Dennoch trieb ihr der Aufprall die Luft aus den Lungen, und sie ließ sich fallen, kugelte sich zusammen und rollte über den Boden. Als sie zum Stillstand kam und vorsichtig blinzelnd die Augen öffnete, kam As’mala gerade an, eine gewaltige Staubwolke aufwirbelnd, überschlug sich ebenfalls mehrfach, fluchte dabei aber gehörig.
Noch bevor sie richtig gelandet war, rappelte sie sich auf, mit einem wilden Blick in den tiefblauen Augen.
»Nur die Ruhe, ich bin’s.« Shanija hob die Hände und stand langsam auf, klopfte sich den Staub von der Montur, zog Müllfäden und stinkendes Zeug aus den Haaren und schüttelte sich dann, zugleich angewidert wie erleichtert. Alles war an dem Platz, wo es hingehörte; Knochen und Muskeln schmerzten noch ein wenig von der unsanften Landung, aber das würde sich rasch geben.
As’mala sprang hoch und hüpfte mit wütendem Kreischen wie eine Wilde herum, zerrte an den Verschlüssen ihres Lederhemdes und zog schließlich ein fingerdickes, schleimiges, sich windendes Schneckenetwas mit klickenden Kauwerkzeugen aus ihrem Ausschnitt. »Au! Widerliches Scheißvieh! Das brennt vielleicht!« Sie schleuderte das Tier zu Boden und zertrampelte es, bis ihre Wut verraucht war. Dann tastete sie ihre vollen Brüste ab und rückte sie zurecht. »Glück gehabt«, brummte sie. »Alles noch dran, mein teures Kapital.«
Es war sicher nicht mehr als eine halbe Minute vergangen, doch Shanija drängte zur Eile, denn der Schrottturm bewegte sich weiter, und bald würden sie sich den nachfolgenden Tagedieben präsentieren. Die wären sicherlich nicht erfreut über den Zuwachs der scheinbaren Konkurrenz. Sie packte As’malas Arm und zog sie mit sich. »Komm schon, dort hinten ist eine Böschung, vielleicht schaffen wir es rechtzeitig.«
Sie rannten los, in Richtung Castata. Bis zu den Büschen waren es ungefähr zweihundert Meter, normalerweise keine großartige Entfernung. Aber die beiden Frauen waren von der Nacht ausgelaugt und entkräftet und dementsprechend langsam. Shanija hatte so sehr darauf gehofft, rechtzeitig außer Sichtweite zu sein, aber da kamen zwei Beutesucher aus dem Schatten des Turms, auf lamaartigen Geschöpfen mit langen Peitschenschwänzen, die zügig im Rennpass dahinliefen. Sie entdeckten die Frauen und hielten auf sie zu.
As’mala blieb abrupt stehen, und ihr Gesicht rötete sich. »Der Kerl da«, rief sie und deutete auf den Ersten, der dem anderen etwas voraus war; ein schiefzahniger, heruntergekommener Mensch in Lumpen. Sein Kumpan war humanoid gebaut, hatte aber das glubschäugige Aussehen und die dürren Extremitäten eines Geckos. »Der reitet
meinen
Begger, ich erkenne ihn an der gelben Ohrquaste!« Die Augen der blonden Frau sprühten Funken. »Ich dachte, die Pignicks hätten ihn gefressen, dabei hat dieser Mistkerl ihn mir geklaut, und deswegen wurde ich auf dem stinkenden Scheißehaufen festgenagelt!« Außer sich vor Zorn lief sie dem herannahenden Tagedieb entgegen, eine schnelle Folge von Pfeiflauten ausstoßend. Der Begger rammte die Sohlen in den Staub und fing an zu bocken. As’mala war bereits bei ihm und sprang den überraschten Mann mit einem wütenden Schrei an, zerrte ihn von dem Tier und schlug ihn zu Boden.
»He!«, schrie der glubschäugige Kumpan und winkte den anderen. »Hierher, hierher!«
Shanija war inzwischen stehen geblieben, die Hände in die Seiten gestemmt, und schnappte nach Luft. Der Schweiß rann in Strömen an ihr herab und sammelte sich in der Halsgrube. »Also schön«, seufzte sie. »Dann eben so.« Sie hätten es ohnehin nicht mehr in die Deckung der Büsche geschafft, ein Kampf wäre unvermeidlich gewesen.
As’mala musste sich inzwischen beider Tagediebe erwehren, aber Shanija wusste bereits, dass sie mit ihnen zurechtkommen würde. Deshalb lief sie an ihr vorbei, den anderen entgegen, die auf bedrohlicher Front näher rückten. Mit einer Waffe in der Hand wäre es gegen die Übermacht leichter gewesen, aber es gab auch andere Möglichkeiten.
Shanija hörte As’mala hinter sich zuschlagen und die beiden Müllsammler ächzen; ihr Rücken war also erst einmal sicher. Mit halb zusammengekniffenen Augen beobachtete sie die
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