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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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mehreren Minuten in diesem Zustand verharren, den sie selbst als »Eintauchen in die rote Welt« bezeichneten, denn mit der Zeitmanipulation ging eine Rotverschiebung des sichtbaren Lichts einher. Zudem berichteten alle Betroffenen von einer lediglich für sie selbst spürbaren Absenkung der Temperatur.
    So ungewöhnlich und reizvoll die Möglichkeit der Kontrolle des Zeitflusses auf den ersten Blick zu sein schien, so gefährlich, ja sogar tödlich waren die möglichen Nebenwirkungen. Es kam gar nicht so selten vor, dass sich während des Aufenthalts in der roten Welt sogenannte
Zeitlöcher
bildeten, in denen sich ein Selache verfing und aus eigener Kraft nur mit viel Glück wieder befreien konnte. In diesem Fall kehrte sich die Wirkung der selachischen Psimagie um. Während die Zeit für den Eingeschlossenen praktisch zum Stillstand kam, lief sie für den Rest der Welt im normalen Tempo weiter. Während dieses Vorgangs verschob sich das Lichtspektrum nicht ins Rote, sondern ins Blaue, und die üblicherweise gefühlte angenehme Kühle wandelte sich zur Eiseskälte.
    Auf diese Weise hatten Selachen bereits Tage oder Lunarien verloren. Wenn sie sich schließlich aus der selbst geschaffenen Falle lösen konnten – was nach ihrem Empfinden nur wenige Sekunden dauerte – war in Wahrheit viel mehr Zeit vergangen. Bei seinen Ausflügen in die Wissensspeicher des Expars war Mun unter anderem auf einen Bericht gestoßen, wonach ein Selache namens Togamar fast sechzig Sonnenzyklen in einem Zeitloch verbracht hatte. Erst nach über zwei Quartennien fand er wieder heraus. Für ihn selbst war kaum mehr als eine Minute verstrichen. Kurz darauf nahm sich Togamar das Leben, weil er es wohl nicht ertragen konnte, dass alle, die er gekannt hatte, längst gestorben waren.
    Mun hatte den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte stets angezweifelt und auch auf seinen Reisen zwar ab und an Selachen getroffen, aber nie Bekanntschaft mit deren angeblichen Fähigkeiten gemacht. Doch selbst wenn die nun bereits zum dritten Mal verspürte Kälte und die Blaufärbung der Umgebung etwas mit einem Zeitloch zu tun haben sollten – warum nahm
er
diese Phänomene dann wahr? Er war kein Selache und besaß ganz sicher nicht deren beinahe magische Begabung.
    Zeit ist nicht das, was unsere Uhren anzeigen
, hatte Taardar ihm einmal erklärt.
Zeit sind nicht die Stunden, Tage oder Zyklen, die wir zählen. Alles, was war, ist und jemals sein wird, ist von Beginn an vorhanden. Die Zeit verhindert lediglich, dass alles zugleich geschieht
.
    Die Kälte machte es Mun mittlerweile schwer, weiterzugehen. Sie drang in ihn ein, lähmte ihn und ließ dabei keinen Zweifel, dass man ihr weder mit einem wärmenden Feuer noch mit einem dicken Mantel und gefütterten Stiefeln beizukommen vermochte. Diese Kälte war anders als in den Kalten Bergen, die schon einzigartig genug war auf dieser warmen Welt.
    Wo waren die Schüler? Die Draawen? Er erreichte den Speisesaal. Leer. Er inspizierte die Wohnzellen. Alle verlassen.
    Von einer Sekunde zur anderen stand Mun auf der bereits bekannten Felsebene. In der Ferne sah er die blauen Blasen, die sich wie eine Wand aus Seifenschaum in die Höhe türmten und die Ebene als bizarre Kuppel überspannten. Ihre Bewegungen schienen im Vergleich zum letzten Mal wilder und unberechenbarer geworden zu sein.
    Mun musste all seine Willenskraft aufbringen, um zwei weitere Schritte nach vorn zu machen. Ein leises, anhaltendes Klicken ließ ihn aufhorchen, bis er merkte, dass es seine eigenen Zähne waren, die aufeinanderschlugen. Er fuhr sich mit der Rechten über den kahl geschorenen Schädel, auf dem sich eine hauchdünne Reifschicht gebildet hatte.
    Dann sah er die reglose Gestalt. Schon von Weitem erkannte er den Selachen an seiner medusenähnlichen Haarpracht. Legetar stand mit dem Rücken an eine verwinkelte Felsformation gelehnt und schien Mun gar nicht zu bemerken. Er wirkte verloren – und sichtlich durcheinander.
    »Legetar?«, sprach der Adept ihn an.
    Der Selache zuckte zusammen. »Ihr?«, fragte er verdutzt. »Was tut Ihr hier? Wie kommt Ihr hierher?«
    »Ich dachte, das könntest
du
mir verraten«, erwiderte Mun. »Wo sind wir?«
    »Ich weiß es nicht.« Legetar wirkte ehrlich verzweifelt. Sein Zustand hatte sich zusehends verschlechtert. Er erweckte inzwischen den Eindruck, als hätte er schon seit Tagen weder geschlafen noch gegessen. Die Pausbacken waren eingefallen und die Flecken im Gesicht hatten sich deutlich

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