Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
ließ sich bereitwillig mitziehen. In gewisser Weise erinnerte sie die Wanderhure an As’mala, deren Flatterhaftigkeit sie gleichermaßen bewundert, wie auch verachtet hatte.
    Und die sie ganz gehörig vermisste.

    Es gab Andachtsräume und Gebetszimmer. Fluchten, in denen jeglicher Form sexueller Ausgelassenheit gefrönt wurde. Casinos und Spielhallen, in denen um jeden Einsatz gewürfelt, gewettet und gesetzt werden konnte.
    Exklusiv ausgestattete Speisesäle, Ausschanke, Restaurants mit Spezialitäten aus allen Teilen von Less. Kulturtheater. Leseveranstaltungen. Gesangskünstler, Possenreißer, Kabarettisten, Zauberer und Imaginisten buhlten um die Aufmerksamkeit des Publikums. Altgediente, mitunter auch verkrüppelte Krieger und junge, noch bartlose Möchtegern-Abenteurer verkauften ihre Dienste in eigens dafür geschaffenen Auktionsräumen. Selbst für die geringsten Randgruppen fanden sich im Hospiz Plätze und Nischen zur Selbstverwirklichung.
    Sie ließen sich treiben. Lauschten, rochen, fühlten. Sie schnappten Gespräche auf, wandten sich – mit geringer Hoffnung – an die drei konkurrierenden Auskunfteien des Hospizes, um weitere Details über die Urmutter zu erhalten. Niemand wusste etwas, oder niemand wollte etwas sagen. Man lächelte sie an oder lachte sie aus; Shanija vermochte nicht zu sagen, wo die Grenze lag.
    »Das hier ist das wahre Leben!«, rief Matlin begeistert aus, die sie nunmehr schon seit einer Stunde begleitete. »Könntet ihr euch irgendwo sonst auf Less eine derartige Vielfalt vorstellen, ohne dass irgendeine Autorität einschreitet?«
    »Nein«, gab Shanija unumwunden zu. »Das Hospiz ist in der Tat etwas Besonderes.«
    Sie marschierten einen Wandelgang entlang. Im riesigen Saal unterhalb wurde getäfelt, gescherzt und gelacht. Die Ausgelassenheit, der sie begegneten, wirkte ansteckend.
    »Wenn du uns nun entschuldigst«, sagte Mun, »Shanija und ich sind müde. Wir werden uns Betten suchen und bis zur Weiterfahrt der Kutsche ein wenig ruhen.«
    »Alter Langweiler! Aber mir soll’s Recht sein; ich muss mich ohnehin ums Geschäft kümmern.« Matlin hieb ihm auf den Rücken. »Also dann: Gehabt euch wohl! Wir sehen uns bei der Abfahrt.«
    Der Adept ließ den Schlag mit der flachen Hand reglos geschehen. Nur die Fältchen in seinen Augenwinkeln traten etwas deutlicher zum Vorschein. Er atmete gut hörbar durch, als die Wanderhure um die nächste Ecke bog.
    »Du magst sie nicht«, sagte ihm Shanija auf den Kopf zu.
    »Es steht mir nicht zu, andere Wesen zu bewerten. Ich beklage lediglich ihr verschwendetes Talent.«
    »Ist das der einzige Grund, warum du sie loswerden wolltest?« Shanija trat zu einem Stand und kaufte kandierte Früchte. Sie teilte die Süßigkeit mit dem Adepten.
    »Ich war, wie gesagt, schon mehrmals hier im Hospiz. Selbst wenn ich wollte, könnte ich die damaligen Stimmungsbilder nicht vergessen.«
    »Deine psimagische Fähigkeit, die Dinge haargenau im Gedächtnis zu behalten …«
    »So ist es. Wenn ich diese vergangenen Tage mit heute vergleiche, ergeben sich deutliche Unterschiede. Die Ausgelassenheit, die ich früher spürte, war trotz allem von Ernsthaftigkeit oder Melancholie geprägt. Man wusste, dass jeder Tag der letzte sein konnte, und verhielt sich dementsprechend. Aber heute …«
    »Ja?«
    »Es scheint keine Grenzen mehr zu geben. Als fühlten die Leute, dass etwas ganz Besonderes auf sie zukäme, dem sie sich nicht entziehen können.«
    »Die Passage?«
    »Möglicherweise. Die Dondeloeven agieren mit verstärkter Aggressivität, das Schluchzermoos jammert wie selten zuvor. Der Geruch nach Kampf liegt in der Luft. Wir Intelligenzwesen, die wir glauben, Instinktverhalten längst hinter uns gelassen zu haben, müssen einsehen, dass dem nicht so ist. Wir alle ahnen die beginnende Veränderung.«

    Das Quartier erwies sich als überraschend sauber, und das Personal legte weitaus mehr Höflichkeit an den Tag, als es Shanija während der letzten Wochen erlebt hatte. Sie schlief so gut wie schon lange nicht mehr. Fast hätte sie meinen können, sich in einem beliebigen Mittelklassehotel im Washington-York State zu befinden. Wäre da nicht das servile Zimmerpersonal gewesen; handgroße Schweinswesen mit Hauern so spitz wie Zahnstocher, die Schmutz in jeglicher erdenklicher Form erschnüffelten und durch ihre überdimensionierten Nasenlöcher einsaugten. Und der Weckdienst, der in Form eines Vogelwesens ohne anzuklopfen in ihr Zimmer trat, mit seinem harten

Weitere Kostenlose Bücher