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flüsterte ihm etwas zu.
Daraufhin tauchten im Rücken des Königspaars und des Prinzen Schatten auf und begannen sich allmählich zu festigen. Schließlich waren nur noch zwei Schatten übrig: Prinz Tainons und Seiyas.
Das Schattenspiel simulierte einen Streit zwischen den beiden, obwohl sie in der Realität selbst ganz ruhig standen. Es hatte etwas Gespenstisches, Unheimliches an sich, auch weil der Streit der beiden Schatten völlig lautlos ablief.
Plötzlich zückte Tainons Schatten einen Dolch und stach damit auf Seiyas Schatten ein. Immer wieder … fünf Mal … zehn Mal …
Der Gnom Gorelus zeigte mit seiner ungewöhnlichen Fähigkeit auf, was passieren würde, wenn man den Dingen ihren Lauf ließ.
Prinzessin Seiya schrie vor Entsetzen auf.
»Was hast du denn, Schwesterherz?«, fragte der Prinz in gespielter Besorgnis und wollte auf sie zukommen.
»Keinen Schritt weiter!«, befahl Seiya. Sofort stellten sich zwei Gardisten vor sie und bedrohten Prinz Tainon mit ihren Lanzen. Der zuckte erschrocken zurück.
»Verriegelt die Tür!«, befahl Shanija diesmal, und zwei Soldaten liefen zum Eingang und versperrten ihn.
»Du wirst mich nicht töten!«, schleuderte die Prinzessin ihrem Bruder entgegen. »Ich könnte Gleiches mit Gleichem vergelten, aber ich besudle mich nicht mit Blut.«
»Aber Seiya … Schwester …«, versuchte Tainon Unschuld vorzutäuschen.
Seiya zeigte auf die Wand hinter ihm, wo der Schatten des Prinzen in ständiger Wiederholung auf seine Schwester einstach. »Sieh die Botschaft des Schattenspielers. Schau nur genau hin!«
Der Prinz drehte sich um, ebenso der König und die Königin.
»Nichts wie weg von hier!«, sagte Shanija, und Seiya nickte stumm. Sie übergab den völlig erschöpften Gorelus einem der Soldaten, dann liefen sie los.
Hinter ihnen war ein Krachen und Poltern zu hören, als die Soldaten des Prinzen die Tür eintraten.
»Lasst sie nicht entkommen!«, hörten sie den Prinzen rufen. »Eine Handvoll Sonnen für ihren Kopf!«
»Das«, fand Shanija in einem Anflug von Galgenhumor, »ist ein erbärmlich geringes Kopfgeld! Was für ein Geizhals!«
Seiya steuerte auf eine Wandtäfelung zu. Sie betätigte einen geheimen Hebel, und ein Stück der Wand glitt zur Seite. »Da hinein!« Als acht Gardisten im Geheimgang verschwunden waren, befahl sie dem Rest: »Haltet die Verfolger auf!«
Shanija blieb dicht bei ihr, als sie durch die Geheimtür gingen, die Seiya von innen wieder verschloss. Zwei der Soldaten entzündeten Fackeln. Shanija empfand Bewunderung für Seiya, dass sie trotz ihrer Skepsis an alles gedacht hatte. »Wenn du mich eingeweiht hättest, hätte ich mir weniger Sorgen gemacht.«
»Ich weiß. Tut mir leid, aber ich habe mit niemandem darüber geredet.«
Was im Grunde nur vernünftig gewesen war, wie Shanija unumwunden zugeben musste.
»Jetzt sind wir erst einmal in Sicherheit«, sagte Seiya erleichtert, während sie sich in dem schmalen Gang nach vorn drängte.
»Kann man durch die Geheimgänge auch zur Pforte der Armen Sünder gelangen?«, erkundigte sich Shanija.
»Die geheimen Gänge führen zu jedem Punkt des Palastes – und etliche darüber hinaus.«
»Dann bring uns zu dieser Pforte«, verlangte Shanija. »Denn dort wartet As’mala auf uns.«
Hoffentlich!
, fügte sie in Gedanken hinzu.
Sie wanderten scheinbar endlos durch schmale Gänge, krochen treppauf und treppab, zwängten sich durch enge Öffnungen und mussten sich Spinnen, Ratten und anderer Schädlinge erwehren. Endlich hielt Seiya an.
Sie deutete auf eine scheinbar massive Holzwand. »Dahinter liegt die Arme-Sünder-Pforte, aber es wäre zu gefährlich, draußen zu warten. Es gibt jedoch ein Guckloch, durch das man alles beobachten kann.«
»Das genügt«, sagte Shanija und nahm den Beobachtungsposten am Guckloch ein.
Doch von As’mala und Borschkoj war vorerst nichts zu sehen.
»Wie lange sollen wir denn noch ausharren?«, erkundigte sich Prinzessin Seiya nach geraumer Weile ungeduldig.
»Ich möchte As’mala nicht im Stich lassen, außerdem müssen wir abwarten, wie die Rebellion verläuft«, sagte Shanija. Es gab aber noch einen weiteren Grund, warum Shanija sich in Geduld übte. Und dieser hieß Borschkoj. Eines war nämlich sicher – sie waren innerhalb des Monolithen ihres Lebens nicht mehr sicher. Sie mussten aus Mandiranei fliehen. Und Borschkoj war der Einzige, der ihnen behilflich sein konnte … falls As’mala ihn für ihre Zwecke hatte kaufen können. Und falls
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