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verfügt.
Noch einmal schritt sie die neuralgischen Punkte ab, die Hauptmann Korlenon mit Soldaten besetzen wollte. Noch waren nirgends Wachen stationiert. Darum suchte Shanija den Hauptmann in dem Mannschaftsraum auf, von wo er das »Unternehmen Schattenspieler«, wie Seiya die Aktion nach Gorelus benannt hatte, leitete.
Als Shanija eintraf, hatte der Hauptmann gerade Besuch von einem Weisenrat. Sie erkannte ihn sofort. Es war jener Weisenrat, mit dem sich Prinz Tainon im Thronsaal unterhalten hatte. Bei ihrem Eintreffen verabschiedete sich der Mann. Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie ihn erkannt hatte. Sie wusste nun, dass ihr Gefühl sie nicht getrogen hatte. Nun mussten sie mit dem Schlimmsten rechnen …
»Wann schickst du die Wachen auf ihre Posten?«, wollte Shanija von Korlenon wissen.
»Nicht zu früh«, antwortete der Hauptmann unwirsch. »Sie stehen auf Abruf bereit. – Ich kann es übrigens nicht leiden, von Fremden kontrolliert zu werden. Schon gar nicht von Frauen.«
»Es geschieht zum Wohle der Prinzessin.«
Nachdem Shanija den Mannschaftsraum verlassen hatte, begab sie sich zu Prinzessin Seiya. Sie war froh, dass die Prinzessin ihren Rat befolgt hatte und das Festkleid gegen einen Hosenanzug aus grobem, widerstandsfähigem Tuch getauscht hatte. Statt Sandalen trug sie feste Stiefel.
Ein Dutzend Gardesoldaten waren zu ihrem persönlichen Schutz anwesend; sie standen mit den Gesichtern zur Wand. Der Gnom Gorelus saß in einem Hochsitz und schien vor sich hinzudösen.
»Bin ich nicht ein folgsames Mädchen?«, sagte Seiya kokett und drehte sich im Kreis.
»Ich fürchte, du wirst diese Kleidung für die Flucht bitter nötig haben«, sagte Shanija ernst. »Es gibt Verrat auf allen Linien.«
Prinzessin Seiya blieb weiterhin unbekümmert. »Jetzt wird sich bald alles als Seifenblase erweisen«, erklärte sie voller Überzeugung. »Mein Bruder will mich mit den Eltern in den königlichen Gemächern treffen. Er hat uns eine wichtige Eröffnung zu machen, wie er sich ausgedrückt hat.«
»Es wäre besser, du würdest diesem Treffen fernbleiben«, riet Shanija.
»Ich muss erfahren, was an der Beschuldigung gegen meinen Bruder dran ist!«
»Dann nimm wenigstens Gorelus mit.«
»Das habe ich sowieso vor. Ich mache keinen Schritt ohne ihn.« Sie hob den Gnom liebevoll hoch und drückte ihn zärtlich an sich.
»Und die Eskorte soll dich begleiten.«
»Was bist du nur für eine Schwarzseherin, Shanija.« Die Prinzessin seufzte vernehmlich, lachte aber sofort wieder. »Aber ich hab etwas für dich, das dir gefallen wird.«
Sie nahm einem der Gardisten eine Schatulle ab und klappte sie für Shanija auf. Das Kästchen war bis oben mit Edelsteinen, Gold und Sonnen gefüllt. »Mein Leben wäre mir noch mehr wert«, sagte sie dabei. »Aber glaubst du, dass dieser kleine Schatz reichen wird?«
»Ganz bestimmt«, versicherte Shanija. Der Inhalt des Kästchens war sicher mehr, als Borschkoj in seinem ganzen bisherigen Leben besessen hatte. Diesem Vermögen würde er nicht widerstehen können. Falls As’mala Recht hatte.
Ein Bote traf ein und richtete der Prinzessin aus, dass der König und die Königin sie in ihren Gemächern erwarteten. Es war kurz vor den Fünf Schlägen der Krönungsglocke.
Sie brachen auf. Die Prinzessin, mit Gorelus auf dem Arm, ging voran, ihr dichtauf folgte Shanija. Dahinter kam die Eskorte, ein Dutzend Gardesoldaten, mit Lanzen und Schilden und Kurzschwertern bewaffnet.
Auf ihrem Weg kamen sie auch an zwei Posten vorbei, die Hauptmann Korlenon eigentlich mit Wachen hätte besetzen sollen. Aber es war weit und breit kein Soldat zu sehen.
Shanija hätte diese Bestätigung ihres Verdachts nicht mehr benötigt, aber sie wies Seiya darauf hin und wandte sich an die Gardisten: »Was immer passiert, ihr habt einzig und allein das Leben der Prinzessin zu beschützen.
Verstanden
?«
Sie erreichten den persönlichen Bereich des Königs. Die Wachen öffneten sofort eine Doppeltür. Dahinter erwartete sie das Königspaar, auf einem Doppelthron sitzend, und Prinz Tainon, der lässig an der Seite des Königs lehnte. In seinen Augen lag ein Ausdruck des Triumphs. Er hatte die Rechte im Gürtel untergehakt, in Griffweite seines Dolchs.
»Dein Bruder hat uns eine wichtiger Eröffnung zu machen«, verkündete König Leeon zu Seiyas Begrüßung.
Prinzessin Seiya achtete nicht auf ihren Vater, sie ignorierte auch ihren Bruder. Stattdessen hob sie den Gnom Gorelus auf ihrem Arm hoch und
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