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verteilen, obwohl wir ohnehin nur noch so wenige waren. Irgendwie ahnte ich, dass ihr hier rauskommen würdet, und ging mit. Wir haben die Mistkerle geschlagen, obwohl wir in der Unterzahl waren. Ich bin jedoch die einzige Überlebende.«
»Ist gut, Vosinna.« Seiya klopfte ihr den Arm. »Du bist eine willkommene Verstärkung.«
Der Gang war hier sehr breit und hoch. An einer Stelle sprühte Wasser von der Decke, das jedoch durch Löcher im Boden wieder ablief. Auf einer Seite versperrte ein großes, eisenbeschlagenes Tor den Weg.
»Da geht es in die Tiefe«, erläuterte Borschkoj. »Ein Glück für mich war es damals, dass das Schloss uralt und morsch war, ich konnte die Tür einfach aufdrükken. Hoffentlich ist es nicht ausgewechselt worden.« Gleich darauf stellte er enttäuscht fest, dass das Schloss tatsächlich erneuert worden war und äußerst widerstandsfähig und stabil wirkte. Aber darüber konnte As’mala nur lachen. Schon nach einer Sekunde hatte sie das Schloss geöffnet, und sie zogen die Tür auf.
Auf der anderen Seite gab es nach etwa fünfzig Metern eine Engstelle.
»Da müssen wir durch, und zwar schnell«, sagte Borschkoj, der nun das Kommando übernahm. »Denn die Wände sind mit der klebrigen Ausscheidung eines Raubtiers benetzt. Wer zu lange an einer Stelle steht, bleibt haften und ist verloren. Und natürlich versperrt er dann den Nachfolgenden den Weg.« Er deutete auf Vosinna. »Mit deiner Masse bist du am meisten gefährdet und musst daher den Abschluss bilden.«
Sie knurrte gutmütig und setzte sich an den Schluss.
Borschkoj passierte als Erster den Engpass. As’mala blieb ihm auf den Fersen, dann folgten Seiya und Shanija.
»Ist das eklig«, beschwerte sich die Prinzessin angewidert und vergaß beinahe, weiterzugehen. As’mala und Borschkoj waren Shanijas Blicken bereits entschwunden.
»Beweg dich, Seiya«, ermahnte Shanija eindringlich. »Wir dürfen nicht ins Stocken geraten, sonst kommen wir nicht mehr von hier weg. Gewöhne dich besser gleich daran, dass die verwöhnten Tage vorbei sind. Zimperlich darfst du nicht mehr sein, wenn du überleben willst.«
Seiya schaffte es schließlich, die Engstelle zu überwinden.
Zuletzt brach Vosinna wie ein elementares Ereignis aus der Öffnung hervor.
Der Gang verbreiterte sich wieder, und Borschkoj erhöhte das Tempo. Die Gardisten mussten neue Fackeln anzünden, und Borschkoj nahm eine davon an sich.
Shanija hörte hinter sich den Gnom Gorelus wimmern, den einer der Gardesoldaten trug. Seiya nahm ihn an sich und redete auf ihn ein. Daraufhin verstummte Gorelus.
Über die Wände huschten plötzlich Schatten, die von keinen Lichtquellen geworfen wurden.
»Was mag das zu bedeuten haben, Borschkoj?«, erkundigte sich Prinzessin Seiya. »Gorelus empfängt Impulse von irgendwelchen Wesen, die er in Schatten umsetzt. Hast du eine Erklärung dafür?«
Borschkoj blickte sich im Gehen nach den Schatten um. Sie erinnerten Shanija an vier Meter lange Aale mit flinken Beinen.
»Das sind Sharven«, erklärte Borschkoj. »Nehmt euch vor ihnen in Acht. Sie werden euch Trugbilder schicken und versuchen, euch in ihre Gewalt zu bringen, um euch ins Verderben zu ziehen. Sie bewegen sich unter unseren Füßen durch den Boden. Man kann sie allerdings ziemlich leicht töten, wenn man ihrer Beeinflussung nicht unterliegt.«
Noch während Borschkoj sprach, hatte Shanija den Eindruck, dass sich die Umgebung veränderte. Eine breiige Schlammlawine schien sich von der Seite auf sie zuzuwälzen. Sie schüttelte den Kopf und zwinkerte. Damit konnte sie das Trugbild abschütteln und sah, wie sich vor ihr aus dem Boden ein knochiger Schädel mit weit aufgerissenem Maul erhob. Sie zog eines ihrer Schwerter und trennte den Schädel vom Rumpf. Sofort verschwand der geistige Druck wieder von ihrem Gehirn.
Sie konnte klar sehen und erkannte, wie ringsum die Soldaten versuchten, sich der überall aus dem Boden auftauchenden Sharven zu erwehren. Manche von ihnen stachen mit den Lanzen blindlings in den Boden und hatten teilweise Erfolg damit, denn einigen Einstichen folgten Schmerzensschreie.
Shanija sah aber auch, dass ein Gardist völlig bewegungslos, wie hypnotisiert, dastand. Vor seinem Gesicht pendelte ein knöcherner Sharvenschädel mit aufgerissenem Maul. Plötzlich zuckte der Sharve nach vorne, das Maul stülpte sich über den Schädel des Soldaten, zog den Mann mit sich und verschwand mit ihm unter dem Boden.
Borschkoj hatte seine Armbrust im Anschlag
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