SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
Tiermast. Zuletzt, als sie verzweifelt die Kiefer aufeinanderpresste, wurden sie ihr auseinandergedrückt und ein Trichter angesetzt, der mit Riemen festgeschnallt wurde. Nur nachts bekam sie ein wenig Ruhe zugestanden, doch sie konnte kaum schlafen vor Schmerz und Übelkeit. Unentwegt dachte sie an Mun und die Kinder und versuchte sich mit Erinnerungen an glückliche Tage zu trösten. Auf Rettung durfte sie nicht mehr hoffen. Nicht einmal Psimagie konnte ihr helfen, beim kleinsten Versuch setzten ihre Wächter sofort ihre eigenen Kräfte ein.
Seiya kam sich nach der langen, starren Unbeweglichkeit in engen Fesseln ungelenk und behäbig vor, und sie fühlte sich gedemütigt, als sie wiederum wie in Tier an einer Halskette vorgeführt wurde. Aber sie fragte nicht nach dem Warum, das würde nur noch mehr Hohn auslösen. Immerhin kam sie endlich wieder an frische Luft. Nach einer Weile ließen der Schmerz und das Brennen in Armen und Beinen nach, und sie war froh über die Bewegung. Ihr Bauch war schwer und voll, nicht einmal im letzten Stadium ihrer Schwangerschaft hatte sie sich je so fett und plump gefühlt, begleitet von ständiger Übelkeit.
Die vorrangig vertikale Bauweise der Enklave erinnerte die Königin ein wenig an den ausgehöhlten Monolithenfelsen ihrer Heimat, doch das war kein Trost, sondern vertiefte ihre Hoffnungslosigkeit nur noch.
Die Wächter führten sie zu einer ausladenden Plattform am entferntesten Ende der Siedlung, und nun wurde ihr klar, dass man ihr keineswegs ein wenig Freundlichkeit entgegenbrachte, sondern ihr im Gegenteil drastisch vorführen wollte, was auch ihr bald blühen würde.
Dieser Ort diente den Erlösern für Folterung und Hinrichtung. Vier Kuntar, drei davon Jambani und einer ein Maktaru, hingen nackt an ihren Armen an in den Boden gerammten hohen Pfählen. Sie trugen Verbrennungen, Platz- und Schnittwunden, und teilweise hing ihnen die Haut in Fetzen herunter. Fliegen umschwirrten das offenliegende blutige Fleisch und legten ihre Eier darin ab. Zwei von ihnen machte das nichts mehr aus, die anderen aber zuckten ab und zu und stöhnten.
Ein Skiktarr war daneben an die Felswand gekettet. Seine Glieder waren seltsam verdreht und schienen einige zusätzliche Gelenke dazu gewonnen zu haben, und aus seinem mittleren Segment tropfte langsam ein grünes Sekret, das vermutlich sein Blut war. Die Tastfühler an seinem Kopf waren ihm abgerissen worden, und auch hier sickerte grünliches Sekret aus und rann an der Felswand herab.
Ist es einer der Skiktarr aus Aventars Einheit? Oder sind es vielleicht gar nicht die Kriggets, die mich gefangen hatten?
Ihre Zweifel wurden ausgeräumt, als sie Perkot entdeckte.
Der menschliche Krigget hing in einem Käfig über dem Abgrund. Sein Gefängnis war gerade so groß, dass sein Rumpf Platz darin hatte. Seine Gliedmaßen hingen durch die Gitterstäbe und waren mit dicken Eisenhandschellen verbunden, und die verdrehte Haltung ließ vermuten, dass sie ihm gebrochen worden waren, ebenso wie jeder einzelne Finger der Hände. Sein geschwollener Leib trug unzählige Wunden und Verbrennungen. Die Kopfhaut war ihm abgezogen worden, als habe sich jemand aus seinem Haar eine Trophäe machen wollen, und auch hier waren die Fliegen zugange.
Schluchzend übergab sich Seiya, ihr ohnehin gequälter Magen krampfte sich immer wieder zusammen. Sie wollte das Grauen nicht mehr sehen, doch ihre Wächter zwangen sie unnachgiebig dazu. »Sieh hin, wie es den Verdammten ergeht!« Da tauchte aus der Tiefe der Schlucht ein Vogel mit grauem Gefieder auf, ließ sich auf den Gitterstäben nieder und rammte die Spitze seines langen gelben Schnabels in den Unterarm des Mannes. Ein gellender Schrei klang durch die Schlucht.
Bei den Sonnen, er lebt noch!
Das war zu viel. Seiya taumelte und kämpfte um ihre Besinnung. »Habt ihr noch nicht genug?«, stieß sie hervor. »Warum tötet ihr ihn nicht endlich? Nennt ihr euch nicht Erlöser?«
»Er ist noch nicht bereit«, antwortete einer der Wächter kühl. »Wem die Erlösung zuteil werden soll, der muss sie sich verdienen.«
Der Prior, der sich unbemerkt genähert hatte, trat hinzu. »Falls du dir über deine Erlösung Fragen stellst«, sagte er höhnisch, »lass dir gesagt sein: sie ist dir für immer verwehrt. Zu schwer wiegen deine Sünden.«
Etwas in ihr drängte Seiya danach, sich zurückzuziehen, die Welt auszuschalten. Es war ihr vertraut, sanft und nah. Schon zweimal hatte es ihr geholfen, Angst und Schmerz und
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