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Notfällen würde Aliandur hier vielleicht sogar seine gesamte Anhängerschaft versammeln können, um sich gegen jeden Feind zu verschanzen. Die Königin hatte keine Zweifel, dass es für solche Fälle auch verborgene Verteidigungsanlagen gab.
Am Ende der Halle erwartete sie eine Doppelflügeltür mit filigranen Goldbeschlägen. Erneut hob der Prior nur die Hände, und die Tore schwangen auf, ohne dass er seinen Schritt auch nur einen Moment verlangsamt hätte.
Entweder verborgene Wächter, die alles beobachten, oder er beherrscht telekinetische Psimagie
.
Sie fanden sich in einer langen Halle wieder, die mit nur zwei Säulenreihen gesäumt war. Das Ende war halbrund, und auf einem leicht erhöhten Podest befand sich ein weit ausladender Thronsessel, dessen Rückenlehne aus zwei gegeneinander in S-Form gebogenen Metallbahnen bestand, bei denen die oberen Bögen aufeinander zuliefen. Mit verschränkten Armen lehnte daran ein fast drei Meter großes Wesen, das Seiya einst bei den Hügeln um die Stele von Majakar gesehen hatte.
Alle drei großen Sekten von Less waren damals aufeinander getroffen in ihrem Kampf darum, die Kontrolle über die Trägerin der Sonnenkraft zu erhalten. Seiya hatte aus einiger Entfernung gesehen, wie Aliandur auf seinem
Dampf-Chopper
, wie Shanija die Maschine genannt hatte, gemeinsam mit seinen Anhängern über die
Wiedergänger
hergefallen war, die Shanija und ihren Freunden aufgelauert hatten.
Der Anblick dieses Drachenwesens, mit den tiefviolett leuchtenden Halssegmenten und seiner glänzenden rötlichblauen Schuppenhaut, die dort sichtbar war, wo sein Körper nicht von einer dunkelblauen Robe ähnlich der des Priors bedeckt war, und der über die Schultern herausragenden Gelenkspitzen seiner zusammengelegten Flügel rief die Bilder jenes Tages sofort wieder schmerzlich in ihre Erinnerung. As’mala, Mun und Seiya hatten alle ihre Kräfte eingesetzt, um die Sektierer aufzuhalten, damit Darren und Shanija weiter zur Stele und dem Schiff der Urmutter vordringen konnten.
Ich habe sie aufgehalten. Ich habe ihnen mein Feuer entgegengeschleudert, nachdem Mun meine Erinnerungen an ELIUM wieder freigegeben hatte
.
Unwillkürlich schloss sie für einen Moment die Augen, und der gewohnte Kälteschauer durchlief sie, den sie immer empfand, wenn sie an das Feuergold dachte.
So viele Tote
…
Mit einer knappen Bewegung schüttelte sie Aventars Hand ab und straffte ihre Haltung. Hocherhobenen Hauptes schritt sie hinter dem Prior her an den Säulen und den dahinter in den Schatten wartenden Sektierern vorbei auf den Verkünder zu, mehr wie eine Herrscherin denn wie eine Gefangene. Als der alte Mann schließlich stehen blieb und sich tief verneigte, trat sie neben ihn und ergriff das Wort, bevor der Prior den Mund öffnen konnte.
»Grüße, Verkünder Aliandur«, sagte sie, und ihre Worte hallten deutlich für alle hörbar durch den Felssaal. »Ich danke dir für die Rettung vor den Kriggets, auch wenn deine Untergebenen mich nicht gerade angemessen behandelt haben. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass du in Zeiten wie diesen so leichtfertig mögliche Verbündete für die anstehenden Kämpfe vor den Kopf stoßen willst und bin daher bereit, das als ein Missverständnis anzusehen. Nun sollten wir beraten, welche Möglichkeiten es gibt, sich gemeinsam gegen die Macht ELIUMS und seiner neuen Herren zu stellen.«
Neben ihr hatte sich der Prior wieder aus seiner Verbeugung erhoben und starrte sie an, als wollten im nächsten Moment seine Augäpfel aus den Höhlen springen. Doch sie würdigte ihn keines weiteren Blickes. Sie hatte nur diese eine Chance, um Aliandur von seiner Rache abzulenken. Sie musste ihm etwas anderes dafür bieten.
Die Haut über den Knochenwülsten, die Aliandurs gold-gelb schimmernde Augen beschatteten, ruckte hoch, und kurz schossen aus seinem leicht geöffneten Mund die gespaltenen Spitzen einer bläulichen Zunge. Dann erklang ein leises Lachen, das aus der Tiefe seines großen Leibes kam.
»Prinzessin Seiya …«
»Königin Seiya«, korrigierte sie ihn. »Mein Bruder ist bei der Befreiung unseres Volkes aus der Knechtschaft ELIUMS ums Leben gekommen. Ich bin die rechtmäßige Thronfolgerin der Mandiranei.«
»Als ob das hier von irgendeinem Wert wäre«, erwiderte Aliandur und trat vor seinen Thron, um es sich darauf gemütlich zu machen. »Dein Volk sollte sich besser mit dem Gedanken tragen, sich ein neues Regierungssystem zu schaffen … ach ja, das hat es
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