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bereits.« Er fletschte grinsend die Zähne.
»Das ist nur vorübergehend«, erklärte Seiya ruhig. »Lassen wir alle Rachegedanken beiseite und konzentrieren uns auf das Wesentliche, Aliandur. ELIUM ist dir ebenso im Weg, wie es mir und wohl den meisten anderen Herrschern ein Dorn im Auge ist, die unter den Überfällen der Kriggets leiden müssen. Es muss etwas gegen sie unternommen werden.«
»Was ich tun werde, kann ich auch ohne dich tun«, bemerkte Aliandur mit einem nachlässigen Winken seiner Greifklauen. »Aber sprich nur weiter, das fördert meinen Appetit.«
Seiya schluckte. »Nun, du könntest dennoch Verbündete gebrauchen … und die Rache auf später verschieben. Ich bin schließlich in deiner Gewalt.«
»In der du nicht zu bleiben gedenkst und daher Zeit schinden willst.«
»Wie sollte ich entkommen können? Wäge den Vorteil ab, Aliandur.«
Das Drachenwesen beugte sich vor. »Wieso nimmst du an, dass ich mich gegen ELIUM stellen will? Ich werde vielmehr ELIUMS Machtgelüste zu nutzen wissen, und zur rechten Zeit wird mein Orden den uns zustehenden Platz einnehmen. Dur ist mit uns.«
Wie ein Echo hallten Aliandurs letzte Worte, vielfach von den Anwesenden wiederholt, durch den Saal.
»Dur ist mit uns.« »Karem Dur.«
Auch Aventar stimmte hinter Seiya in den Chor mit ein, und das schien ihn ins Gedächtnis des Verkünders zu rufen, denn der Blick seiner Schlitzpupillen richtete sich auf den Söldner.
»Ich werde zunächst mein Wissen durch den Bericht dieses Spions vervollständigen«, verkündete er. »Wir werden uns genau anhören, was er zu berichten hat, und es mit dem vergleichen, was die anderen Gefangenen unter unserer Überzeugungskraft aussagen. Und er wird die Hohe Glaubensprüfung ablegen. Wenn er tatsächlich einer von uns ist, wird er ja wissen, was ihn dabei erwartet, und keine Furcht davor haben müssen.«
»Ich bin beschämt, dass meine geringen Taten mich so schnell in Vergessenheit geraten ließen«, sagte Aventar. »Ich bitte Euch daher selbst um die Prüfung, zum Beweis meiner Loyalität, Herr.«
»Das höre ich mit Wohlwollen. Drei Dianocten sind ein angemessener Zeitraum zur Befragung. Am dritten Diarium wird die Prüfung zum Abschluss der Beweisführung stattfinden.«
Aliandurs Augen glitzerten, als er sie auf Seiya richtete. Wahrscheinlich überlegte er sich gerade, ob er sie als Hauptgang oder Dessert goutieren würde. Oder … er lud sie ein, an der
Befragung
teilzunehmen.
Der Verkünder grinste. Vermutlich war es nicht schwer, Seiyas Gedanken zu lesen. Es war unmöglich, ihre Todes-angst vollständig zu verbergen. »Ich bin mir noch nicht schlüssig, was mit dir geschehen soll«, sagte er schließlich. »Ich denke, dich hebe ich mir für einen anderen Zeitpunkt auf, um mich dir ganz widmen zu können. Schließlich haben wir uns eine Menge über die guten alten Zeiten zu erzählen, nicht wahr? Im Augenblick ist meine Aufmerksamkeit zu sehr geteilt. Zudem … bist du mir noch viel zu mager. Ja … ich werde mir viel Zeit für dich nehmen.«
Seiya nickte langsam und zwang sich, völlig reglos stehenzubleiben. Aliandur würde sich ausgiebig an ihr weiden, bevor er sie endlich erlöste, daran konnte kein Zweifel bestehen. Eine lange Zeit voller Qualen stand ihr bevor. ELIUM konnte nicht mehr Schrecken bieten.
»Prior, bring die Königin in ein Gastgemach und sorge dafür, dass sie dort absolut sicher ist. Sie soll sich wohlfühlen, das ist besonders wichtig. Dolchführer, der Spion gehört dir. Tu, was du für angemessen hältst, um ihn zu befragen und auf die Prüfung vorzubereiten.«
Auf einen Wink des Priors kamen vier weitere in dunkle Stoffe gehüllte und mit Dolchen und Pistolen behangene Erlöser zwischen den Säulen hervor und stellten sich um Seiya herum auf.
Umgeben von Wächtern folgte sie dem Prior. An der Tür erhaschte sie noch einmal einen Blick auf Aventar, der ebenfalls hinausgeführt wurde. Sein Gesicht war ausdruckslos, und es war schwer zu erahnen, ob er Angst hatte. Im Gegensatz zu Seiya wusste er, was ihn erwartete.
4.
Zum zweiten Diarium wurde Seiya abgeholt und durch den »Hort der Erlösung« geführt. Bis dahin war sie in einem unmöblierten Raum unter strengster Bewachung untergebracht gewesen. Keinen Moment allein hatte man ihr gestattet, und sie war gezwungen worden, eine Unmenge an fetthaltigen Speisen zu sich zu nehmen. Egal, wie oft ihr dabei übel wurde, sie wurde in Fesseln gehalten weitergefüttert, genau wie bei einer
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