SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

war er für Bontonaires Kriggets unangreifbar und sie mussten seine Führung akzeptieren, da er dann der einzig Verbliebene vom Aderschlag war, die Schnittstelle zwischen den Stummen und dem Dienstvolk.
    Der Orgamechanoide hielt an und verkündete mit »Tadaa«, das gewünschte Ziel erreicht zu haben.
    Wortlos erhob Torogard sich und versteckte die Waffe unter der Kleidung. Sicher war sicher.
    In den Gängen und Räumen des Aderschlags Sicherheit herrschte gähnende Leere, da fast alle Kriggets im Einsatz waren.
    Die wenigen verbliebenen Kuntar starrten ihn abfällig an, aber niemand wagte es, ihn aufzuhalten. Rassismus hin oder her – Torogard gehörte immer noch zum Aderschlag und stand damit im – bisher – höchsten Rang. Er atmete auf, sein Plan schien aufzugehen.
    Endlich hatte er die Tür zu Bontonaires Raum erreicht. Im Gang hielt sich momentan außer ihm keiner auf, niemand hinderte ihn daran, jetzt den Raum zu betreten und zu tun, was zu tun war.
    Torogard zog die Armbrust hervor und spannte sie mit einem geübten Handgriff. Wie von selbst glitt der Bolzen in die Abschussmulde. Torogard strich mit der Hand über den Verband, der die Wunde an seinem Hals schützte. Nun würde er das »Geschenk« zurückgeben.
    Die Finger, die die Armbrust umklammert hielten, zitterten, dennoch stieß Torogard die Tür auf. Bontonaire, der gerade mit Schreibarbeiten beschäftigt war, schien einen Moment zu brauchen, bis er ihn erkannte.
    »Was soll das?«, stieß er mit seiner typisch heiseren Stimme hervor. »Ich lasse …«
    Torogard ließ ihn den Satz nicht beenden. Er hatte genug. Genug von dieser Stimme, dem sabbernden Greisengesicht, und von seinem gesamten bisherigen Leben. Es galt, einen Schlussstrich zu ziehen. Er versuchte, seine ganze Abneigung in den nächsten Satz zu legen:
    »Du lässt nichts mehr!«
    Er hob die Armbrust, zielte genau zwischen die Augen des Kuntars und drückte ab. Der Bolzen zischte los und schlug in Bontonaires Gehirn ein. Der Aderschlag Sicherheit war sofort tot.
    Torogard ließ die Armbrust fallen und stützte sich am Türrahmen ab. Noch nie zuvor hatte er ein intelligentes Wesen getötet, selbst in Notwehr nicht. Er schloss die Augen und atmete einige Male tief durch. Einen Moment lang war er über sich selbst entsetzt, doch eine innere Stimme sagte ihm, dass es so richtig und gut war. Der Aderschlag musste weichen, um den Weg für die Zukunft zu bahnen.
    Von diesen Gedanken gestärkt richtete Torogard sich wieder auf und rückte die Kleidung zurecht. Nun galt es, von hier zu verschwinden und den Dingen ihren Lauf zu lassen.
    Zügig, aber nicht zu schnell kehrte er zur Schiene zurück und ließ sich zum Herzen ELIUMS bringen. Seine Waffe ließ er zurück.
    Wie sein bisheriges Leben.

    Earl Hag hielt plötzlich an. »Warte, Shanija.«
    Shanija stoppte ebenfalls. »Was ist los?«
    »Wir sind gleich in Schussreichweite.« Er winkte seiner Schutztruppe. »Lass uns den Stummen mal zeigen, was Less-Bewohner können.«
    Shanija verstand sofort. »Du sprichst von einem Psiblock!«
    Er nickte und hob die Arme; einige schlossen sich ihm an, die anderen bildeten einen Schutzkreis um sie. 0/A/11111 verlangsamte den Schritt, er schien zu überlegen, was sie nun vorhatten. Gleichzeitig aber beschleunigten zwei andere Fünfereinheiten. Kein Schuss fiel.
    »Sie wollen uns alle«, murmelte Shanija.
    »Also dann, worauf wartest du?« Auffordernd sah Earl sie an und hielt ihr seine Hand entgegen.
    Sie hatte keine Zeit zu zögern oder nachzudenken. Vertrauen, mehr war nicht möglich, es gab keine Alternative.
    Das ist mein Territorium
.
    Sie ergriff seine Hand, schloss den Kreis und die Augen und tastete nach dem Psipotenzial der anderen. Schnell war der Kontakt hergestellt. Nun würden sie den Quinternen zeigen, dass auf Less andere Regeln herrschten.
    »Aber meine Sonnenkraft funktioniert nicht«, flüsterte sie.
    »Du sollst dich auch auf mich konzentrieren«, gab er zurück und drückte ihre Hand.
    Ein Ruck ging durch sie, und sie spürte, wie jemand die Kontrolle über den sich bildenden Psiblock übernahm –
Earl!
    Shanija wurde von der geballten Psimagie beinahe überwältigt, sie konnte nur noch mit Mühe den Kreis geschlossen halten. Panisch riss sie die Augen auf und sah, wie sich Kristalle bildeten und sich in Form einer gewaltigen Schwertklinge gruppierten, die auf den Feind zuraste.
    Earl ist Linpha-Magier!
, schoss es Shanija durch den Kopf. Den letzten derart Begabten war sie vor zehn Jahren