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offenbarte Lukelany.
Flüchtig dachte sie an ihre Mutter, die sie nur einmal dabei beobachtet hatte, als sie sich heimlich zu einem ihrer Festanlässe geschlichen hatte. Das Verhalten ihrer Mutter hatte Lukelany abgestoßen. Von den zweihundert anwesenden Männern hatte bis in die frühen Morgenstunden wohl jeder einmal mit ihr wechselatmen dürfen.
»Willst du beginnen?«, fragte sie Dudifej.
Er blinzelte, und sie zog seinen Kopf wieder zu sich herab. Die Atemspalten vereinigten sich und Lukelany wartete ab. Die ersten Atemstöße ließ Dudifej durch den Mund entweichen, bis er sich plötzlich traute und vorsichtig in ihre Spalte ausatmete.
Die Luft war warm und roch nach
ihm
. Lukelany ließ die wenige Luft durch ihren Körper dringen und atmete dann durch den Mund wieder aus.
»Gut«, wisperte sie leise. »Diesmal mehr!«
Dudifej lernte schnell. Er nahm einen tiefen Atemzug und gab ihn ihr weiter. Eine Woge des Wohlfühlens und Geborgenseins schlug über Lukelany zusammen.
Während eines Atemzugs verarbeitete ihr Körper etwa die Hälfte des eingeatmeten Sauerstoffs. Damit wurden von den dreißig Prozent Sauerstoff der Atmosphäre nur fünfzehn Prozent wieder ausgeatmet. Die anderen fünfzehn Prozent bestanden nun aus Kohlendioxid, das auf den Körper eine stark aphrodisierende Wirkung haben konnte. Dies war einer der Gründe, weshalb es auf Fiora weit mehr Todesfälle aufgrund von sexuellem Übermut gab als durch Verkehrsunfälle.
»Nun abwechselnd«, stieß Lukelany nach mehreren Atemzügen aus.
Sie atmete ein und gab die Luft an Dudifej weiter. Diesmal klappte es, ohne dass er hustete. In der Folge spielte sich das Wechselatmen zwischen den beiden jungen Fioren aufeinander ein, als ob sie nie etwas anderes getan hätten.
Wird es heute Nacht geschehen?
, fragte sie sich erneut.
Die Hitze in Lukelanys Körper breitete sich weiter aus, wurde intensiver. Die junge Fiorin fühlte, wie sich die ersten Verzahnungen ihres Geschlechts schmerzhaft öffneten.
Lustvoller Schmerz
, hatte ihre einzige Freundin Kiranesa diesen Vorgang beschrieben.
Besonders beim ersten Mal, wenn die Schamverzahnung aus ihrer jungfräulichen Stellung kommt und sich mit derjenigen des Mannes vereinigen soll
.
Ohne dass sie dies wollte, stöhnte sie auf und störte den gleichmäßigen Rhythmus ihrer Wechselatmung.
»Lukelany!«, quetschte der Junge hervor. Sein Körper lag zuckend und schwer auf ihr. Sie fühlte durch ihre dünnen Kleider hindurch, wie sich auch sein Geschlecht langsam entzahnte.
Dudifejs rechte Hand schob sich unter ihre Bluse. Seine nassen Fingerkuppen fanden sofort die richtige Stelle. Zitternd strichen sie über das
Garog
, das längliche Sexualorgan, das quer über der Brust verlief und sich beim Mann während der Schwangerschaft zu großen Labdrüsen umwandelte.
Neue Wogen der Lust schlugen über Lukelany zusammen. Halb bewusstlos vor Verlangen riss sie Dudifejs Hemd auf und streichelte sein Garog.
»Ich … ich will dich!«, stammelte er.
»Mmmmh«, antwortete sie und presste seinen Kopf noch intensiver an ihren.
Sie schob ihre Hand in seine Hose und spürte, wie der Vereinigungsschaum aus seinem halb entzahnten Geschlecht strömte.
Plötzlich hatte sie wieder das Bild ihrer Mutter vor Augen, wie sie inmitten des Reigens aus begattungswilligen Männern gestanden hatte. Der Schaum hatte sich auf dem Parkettboden mit Schweiß und Geifer vermischt.
Nicht heute Nacht!
, entschied sie.
3.
Der Aufbruch
Lukelany sah sich um. Der Anblick ihrer Puppen, der Kleider, die sie nicht mitnehmen würde, ihrer Zeichnungen an den Wänden, die sie vor Jahren mit kleinen Messingbolzen aufgehängt hatte … ihr würde all dies bitterlich fehlen.
Sie hatte es lange nicht wahrhaben wollen, sich nur unbändig gefreut über das Aufgebot, an Bord der
Eliotaban
als wissenschaftliche Beraterin dienen zu dürfen.
Nicht vielen weiblichen Angehörigen ihres Volkes konnte eine solche Ehre anheim fallen. Dazu gab es viel zu selten wissenschaftlich ausgebildete Frauen. Auf tausend Fioren kamen in der Regel nicht mehr als drei Frauen, denen – aufgrund ihrer Stellung in der Gesellschaft – ganz andere Möglichkeiten offen standen, als sich einem wissenschaftlichen Studium hinzugeben.
Fiorinnen waren der Dreh- und Angelpunkt der Kultur. Als Gastgeberinnen riesiger Festanlässe vermochten sie alle Gesellschaftsbereiche miteinander zu vernetzen. Zu ihren Gästen gehörten Poeten genauso wie Lebensmittelkreatoren, Schmuckhersteller
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