SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
hatte ihm noch so gut zureden können – er hatte sie nie einen Fehler begehen lassen. In seinen Augen war die einzige Unvollkommenheit in Lukelanys Leben … er selbst. Gleichzeitig sah sie in diesem Umstand seine einzige Schwäche, die er jedoch nie zugeben würde.
Armer Dudi …
Es hätte nur einen Weg gegeben, ihn von den Schuldgefühlen zu heilen – indem Lukelany mit ihm die Vereinigung vollendet hätte. Indem sie sich endlich ihrer Sexualität gestellt und sich mit ihm verzahnt hätte. Mit aller Pein, aller Lust und allen schmerzhaften Gedanken an ihre Mutter, die dieser Vorgang mit sich gebracht hätte.
Dies hatte sie nun verpasst. In wenigen Stunden würde sie ihr Gepäck einem Träger übergeben und sich dem Festkonvoi anschließen, der durch die gesamte Stadt bis zu der Abflughalle führen sollte, wo die Shuttles zur
Eliotaban
warteten.
Dann war es definitiv zu spät, da sich Lukelany fest vorgenommen hatte, während ihrer Reise durchs All keinerlei sexuellen Abenteuer einzugehen. Das Bordreglement verbot das Ausleben der Sexualität zwar nicht explizit, doch Lukelany hatte den Passus
»keine den Bordalltag störenden Handlungen«
dahin gehend interpretiert, dass sie als eine der wenigen Frauen an Bord keinen Ärger produzieren durfte. Deswegen konnte sie auch für ihren Freund Dudifej keine Ausnahme machen.
Lukelany seufzte und nahm den durchsichtigen Kasten mit ihrem Taguey von der Wand. Nachdenklich betrachtete sie ihr Haustier. Das kleine Fellbündel richtete seine drei Knopfaugen wie verstehend auf seine Besitzerin, angelte mit seinem langen Schwanz nach der Schaukel und ringelte ihn darum.
Wie ein Pendel schwang es hin und her, quietschte aufgeregt und ließ Lukelany dabei nicht aus den Augen.
Die Fiorin lächelte. »Externe Haustiere sind für normale Bordmitglieder nicht zugelassen«, erzählte sie ihm mit sanfter Stimme. »Nur die wissenschaftlichen Mitglieder dürfen zu Studienzwecken ein Tier mitbringen – wenn dies zuvor vom Bordkommando und dem zentralen Biocomputer bewilligt wurde.«
Das Taguey zog sich auf die Stange, schaukelte ein paar Mal und ließ sich dann auf den Kastenboden fallen. Wie ein Gummiball schoss es wieder in die Höhe.
»Huiii!«, quietschte es bei jedem Hochspringen. »Huiii!«
Lukelany stellte den Kasten vorsichtig in die Transportbox. Der Platz darin war knapp bemessen, nur für Unterwäsche und Freizeitbekleidung. Dazu kamen ein paar persönliche Gegenstände und ein elektronisches Lexikon, in dem all das Wissen gespeichert war, das die Grundlage für ihre Studien darstellte. Jedes Mannschaftsmitglied durfte nur eine Box mit auf das Schiff nehmen. Ausnahmen gab es keine.
Die Fiorin schloss den Deckel, woraufhin das Taguey sofort herzzerreißend quietschte.
Lukelany zögerte erst, hob dann den Deckel der Transportbox trotzdem nochmals an, sprach besänftigend auf das Taguey ein und aktivierte die Nahrungsautomatik. Ein Nährstoff- und ein Wasserdrops fielen in den kleinen Behälter, und das Taguey stürzte sich mit freudigen Lauten darauf.
Lukelany verschloss die Transportbox erneut, drehte den Schlüsselbolzen und ließ das Siegelschloss einrasten. Eine Kartusche im Innern des Tierkastens würde während des Transportes für ausreichend Luft sorgen.
»Bist du fertig, mein Augenstern?«, drang die undeutliche Stimme des Vaters von unten herauf. Sie verdankte ihm alles, er hatte sie geboren und aufgezogen. Ihre Mutter sah sie nur zu Festivitäten; so war es bei ihrem Volk üblich. »Der Träger ist da!«
Lukelany erhob sich, packte die erstaunlich schwere Kiste und wuchtete sie hoch. Auf dem Weg in den Flur blieb sie im Türrahmen nochmals stehen, drehte sich um.
Mit einem Male wurde Lukelany bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, wann genau sie zurückkommen würde. Eine Rückkehr war zwar geplant, doch wer wusste schon, welche Abenteuer und Gefahren auf sie und die
Eliotaban
warteten?
Etwas
wurde ihr mit diesem Herzschlag bewusst:
Egal, wann sie zurückkehren würde, sie würde dann eine andere Person sein. Bereits dieser einzige Schritt über die Schwelle ihres Kinder- und Jugendzimmers würde sie verändern.
Lukelany war nun erwachsen.
Darren hielt kurz inne in seiner Erzählung und nahm dankend ein Glas Wasser entgegen, das Mun ihm reichte.
»Weshalb erzählt der Quinterne die Geschichte der Fioren?«, fragte Seiya.
As’mala schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich kann mir keinen Reim darauf machen.«
»Er fing bereits damit an, als ich noch
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