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oder Taguey-Züchter. Dabei kam es mehrmals zur sexuellen Vereinigung, wenn sich die Gastgeberin aus dem Reigen der Künstler, Wissenschaftler und Geschäftsleute ihre Partner aussuchte und sie anschließend im Lauf des Festes begattete.
Wie ihre Mutter dies immer noch tat.
Lukelany hatte von Anbeginn einen anderen Weg eingeschlagen. Ihr Vater, stolz auf seine Tochter, sein einziges Kind, hatte sie dabei stets unterstützt, wenngleich der gesellschaftliche Aufstieg auch für ihn lohnenswert gewesen wäre. So war es ihm zwar nicht leicht gefallen, als sich Lukelany für ein Studium in der Zentrumsuniversität eingeschrieben hatte, aber das Gefühl, dass seine Tochter nach
seinem
Vorbild Pflanzenforscherin werden wollte, hatte eigene Ambitionen schnell hinweggefegt.
Die Zeit bis zum Start der
Eliotaban
war rasend schnell verflogen, Lukelany hatte sich in xenowissenschaftlichen Studien vergraben, das Bordreglement auswendig gelernt, sich vorgestellt, wie es an Bord dieses riesigen Schiffes wohl zugehen würde. Und sich immer wieder ausgemalt, wie sie in Begleitung anderer Wissenschaftler auf fernen Planeten landen und dort die unterschiedlichsten Studien und Versuchsanordnungen vornehmen würde.
Vor umgerechnet zwei Jahren hatte sie bereits an der Verabschiedung der
Torinoor
teilgenommen. Sie erinnerte sich gut daran, wie sie abwechselnd gelacht und geweint hatte, während sie Papierschlangen und Glücksfliegen auf den Konvoi mit den Besatzungsmitgliedern der
Torinoor
hinunter regnen ließ.
Damals war in Lukelany der Wunsch entstanden, in einem der gewaltigen Forschungsraumer das weite All zu bereisen und ihm so viele Informationen wie möglich zu entreißen. Die
Ferengwuer
war vor fast vierzig Jahren der erste Datensammler gewesen, der Fiora verlassen hatte. Die
Torinoor
war bereits Schiff Nummer vier gewesen, und die
Eliotaban
sollte zunächst der letzte Forschungsraumer sein, der in die Tiefen des Alls aufbrechen würde.
Lukelany erkannte, dass dies ihre Chance war, an Bord eines dieser fantastischen Schiffe zu gelangen, und verstärkte ihre Anstrengungen an der Universität.
Ohne jegliches Bedauern hatte sie sich bei den Studentenfeiern entschuldigen lassen, obwohl sie in den Jahren davor als eine von nur drei Frauen an der Zentrumsuniversität – die anderen beiden belegten einen Studiengang der schönen Künste – der Liebling der männlichen Massen gewesen war. So war der Einzige, der sich über ihre Studienintensivierungen gefreut hatte, ihr Studienfreund Dudifej gewesen.
Dudi
, dachte Lukelany.
Leichte Melancholie stieg in ihr auf. Der Anblick des traurigen und in der sexuellen Agonie leicht verzerrten Gesicht ihres besten Freundes tat ihr weh. Im Nachhinein wusste sie nicht mehr genau, weshalb sie damals den bereits weit fortgeschrittenen Paarungsvorgang unterbrochen hatte. Fast eine halbe Cali hatten sie wortlos nebeneinander gelegen und darauf gewartet, dass sich ihre Geschlechter wieder schlossen. Durch das Fehlen der sexuellen Stimulation waren die Schmerzen umso unangenehmer, zusammen mit der seelischen Pein fast unerträglich gewesen.
Seither hatte sie von Dudifej so gut wie nichts mehr gehört. Sie hatte ihn wiederholt angefunkt, doch mehr als kurze, fast unpersönliche Antworten hatte sie nicht von ihm erhalten. Ein einziges Mal hatte er sie aus eigenem Antrieb angeschrieben, als er ebenfalls den Brief vom Ministerium für interstellare Informationsbemühungen mit dem Vermerk
Eliotaban
erhalten hatte.
Damals hatte sie sich gefreut, dass er ebenfalls auf dem Gigantraumer Dienst tun würde. Vor dem sexuellen Desaster hatten sie nachts oft nebeneinander auf einer Dachterrasse gelegen, zu den Sternen hoch geschaut und sich gegenseitig Geschichten darüber erzählt, was
da oben
wohl gerade passierte und weshalb.
An Bord der gewaltigen Wissensarchen kam nur, wer den geforderten Ansprüchen hundertprozentig gerecht wurde, sei es als Crewmitglied oder als wissenschaftlicher Mitarbeiter – auch für die Datenwürmer gab es strenge Anforderungskataloge.
Nun, da der Aufbruch kurz bevor stand, sah Lukelany ihrem Wiedersehen mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie wusste, dass der sensible Dudifej die Schuld für den unterbrochenen Geschlechtsakt einzig sich selbst gab. Nie war es zwischen ihnen anders gewesen. Wann immer Lukelany einen Fehler gemacht hatte, und sei es nur das Fallenlassen einer Vase in Dudifejs Vaterhaus gewesen, ihr Freund hatte sich entschuldigt und den Missstand beseitigt. Sie
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