SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
gewaltig, dass es wie ein Wunder schien, dass die Kuppel nicht in sich zusammensank und alles unter sich begrub. Über der Kuppel erhob sich auf einer Plattform ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen.
Ein mächtiges Tor wurde geöffnet. Man hatte von dort oben sicher einen guten Überblick und die Kutsche schon lange gesichtet, die auf der Präfektenstraße entlang rollte. Shanija bemerkte noch etwas anderes: Über den Wachleuten schwebten unermüdlich mehrere Fiogan. Shanija konnte es nur undeutlich erkennen, doch wie es aussah, hielten die Fiogan Bögen in den vorderen Klauen. Oben zwischen den Schwingen konnte Shanija längliche Gebilde ausmachen. Die Köcher für die Pfeile, die auch die drei Vogelwesen bei der ersten Begegnung getragen hatten. Welchen Pakt hatten die Menschen wohl mit diesen Vogelwesen? Vielleicht konnte Maltes ihnen später etwas darüber erzählen.
Sie fuhren im Innenhof des Palastes ein. Von dem hohen Kuppelgebäude mit dem Adler ging an jeder Seite ein langgestreckter Seitenflügel ab. Davor, rund um den Hof, gab es mehrere kleinere Gebäude, eine Kaserne, über deren Eingang zwei gekreuzte Schwerter hingen, und Stallungen.
Hastig, ehe man ihr helfen konnte wie einer hochgestellten Persönlichkeit, öffnete Shanija die Kutschentür und sprang auf das kunstvolle Mosaikpflaster. Sie hörte einen schrillen Schrei, wie von einem mächtigen Adler. Er kam aus den Stallungen.
Maltes bemerkte ihren fragenden Blick. »Das sind unsere Kryphonen. Halb Löwe, halb Adler, groß genug, um bis zu zwei Menschen zu tragen.«
»Greifen!« Shanija konnte es nicht fassen. »Wie ist das möglich?« Greifen waren irdische Sagengestalten. Shanija kannte sie aus den Holomärchen, die sie als Kind gar nicht oft genug sehen konnte. Sie lenkten ab von der Trübsal des Gettos und entführten das kleine Mädchen in romantische Abenteuer mit unglaublichen Fabelwesen. Als Heldin war sie durch die Märchen gereist und auch auf Greifen geritten, doch es war nur Illusion gewesen. Wie konnte es
hier
also Greifen
wirklich
geben?
As’malas Augen blitzten, als sie sich aus der Kutsche schwang. »Ich habe davon gehört. Es muss großartig sein, sie zu reiten.«
Eilfertige Diener kamen ihnen entgegen, die sich darum kümmerten, die Pferde auszuspannen. Der Präfektensohn sprang elegant vom Kutschbock und hielt die Kutschentür mit einer leichten Verbeugung für Seiya auf. »Dies ist der Palast von Aridas Balderas, Nachfahre der Gründerväter. Ich werde Euch herumführen und die Gästezimmer zeigen. Es wäre mir und meinem Vater eine Ehre, wenn Ihr später mit uns speist. Macht Euch zuerst frisch und erholt Euch, in vier Stunden wird Euch dann ein Ehrenmahl serviert. Gäste wie Ihr sind selten und uns deshalb herzlich willkommen.«
Shanija blickte nochmals hinauf zu den bewaffneten Fiogan. Sie hatte ein schlechtes Gefühl. Wie ein Taucher, der unversehens in einen lauernden Haischwarm geraten war. Erklären konnte sie sich das nicht. Maltes wirkte offen und freundlich, und er ignorierte die Vogelwesen. Shanija versuchte ihre Misstrauen zu verdrängen, sie sollte sich auf ihre Aufgabe konzentrieren, um Pong wiederzubekommen.
»Wir freuen uns darauf, mit den Präfekten speisen zu dürfen.« Sie sah Maltes an und hoffte, dass ihr Lächeln nicht gezwungen wirkte.
Die große Flügeltür unter der Sopraporte, einem eingefassten kunstvollen Gemälde, öffnete sich. Seiya trat ins Gemach. Sie trug ein festliches Ballkleid aus rotem Goldbrokat mit einem weiten Reifrock. Goldene Fäden bildeten Muster von Blättern und Ästen, die an die große Esche auf dem Marktplatz erinnerten. Um ihren Oberkörper spannte sich ein enges Mieder, das ihre Brüste nach oben drückte und sie voller erscheinen ließ. Dienerinnen hatten Seiya mit Kohle und Lippenrot geschminkt. Auf ihren Wangen lag Puder, und ihre Haare waren in kunstvollen Zöpfen aufgetürmt. »Das ist ein Kleid von Maltes’ Schwester Jasmina. Seht nur, wie gut es mir passt«, erklärte die Prinzessin stolz.
As’mala hatte sich von den Palastdienern gut gearbeitete Lederkleidung bringen lassen. Die enge Hose betonte ihre langen Beine und das bauchfreie Schnüroberteil ließ keine Männerwünsche offen. Sie stieß einen Pfiff aus. »Süße, das ist wundervoll. Ich könnte mich glatt in dich verlieben. Wenn ich ein Mann wäre.«
Seiya lächelte glücklich.
Shanija trug noch die Reisekleidung. Nachdenklich sah sie die Prinzessin an. »Du solltest hier bleiben, Seiya.
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