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gegenüber.
Shanija schloss die Tür zu ihrem geräumigen Schlafraum hinter sich und war mit wenigen Schritten bei dem breiten Bett. Es stand auf einem erhöhten Podest an der Seite, mit einem rotgoldenen Baldachin darüber. Baldachin und Waschtisch bestanden aus prunkvoll verziertem Holz. Die Schnitzereien zeigten die Baumornamente, die Shanija bereits überall im Palast aufgefallen waren. Wandgemälde zeigten die Gründerväter der Stadt. Sie wurden von weinroten Kerzen in schweren goldenen Haltern beleuchtet, die von der vertäfelten Decke hingen.
Die Kommandantin hatte wenig Sinn für die Pracht des Raums. Sie versicherte sich, auch wirklich die einzige Person im Zimmer zu sein und ließ sich dann auf die weiche Matratze sinken.
Ich muss mich ausruhen, wenigstens kurz …
Es war schön, für einen Moment allein zu sein. Auch wenn sie sich eingestehen musste, die Gesellschaft von Seiya und As’mala inzwischen zu genießen. Fast wie in einer Familie, wo man ständig um sich und füreinander da war. Oder zumindest in der Vorstellung sein sollte. Shanija drehte sich auf die Seite. Ihre eigene Familie war nie so gewesen. Der Vater war immer nur darauf aus gewesen, sie zu maßregeln und ihr alles zu verbieten. Und das waren noch die guten Zeiten. Wenn er betrunken war, wurde es weitaus schlimmer. Und ihr Bruder? Ob er noch lebte?
Wie lange würde es dauern, bis die Erde vernichtet war? Wie viel Zeit blieb ihr wohl noch?
Shanija dämmerte weg, als sie sich endlich Entspannung gönnte. Unruhige Träume quälten sie. Immer wieder sah sie die Erde als leuchtende blaue Kugel in der Schwärze des Alls, getroffen von einem blendenden Lichtblitz. Der schimmernde Ball platzte auseinander wie eine überreife Frucht. In den Missklang der Zerstörung mischten sich schrille Vogelschreie.
Shanija erwachte und rieb sie sich die Schläfen.
Ich muss es verdrängen. Ich habe jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Es zählt nur die Mission
. Sie nahm vom Nachttisch neben dem Bett ein goldenes Füllhorn aus dem Zierständer und leerte den süßen Fruchtsaft auf einen Zug.
Dann stand sie auf und holte den Plan aus ihren Sachen. Capus hatte ihnen nicht den umfangreichen Grundriss mitgegeben, sondern auf einer kleinen Karte aufgezeichnet, wo das Büro des Präfekten Aridas zu finden war. Shanija griff nach einem smaragdgrünen Umhang und einer braunen Hüftledertasche und machte sich auf den Weg. Lautlos öffnete sie die Tür zu As’malas Gemach. Leise rief sie den Namen der Begleiterin. Die Diebin gähnte ausgiebig, fluchte, dass ihr einfach kein Schlaf vergönnt sei, und sprang auf.
»Bist du wirklich sicher, dass du mitkommen willst?«, fragte As’mala zweifelnd. »Versteh mich nicht falsch – du bist eine tolle Kämpferin, aber als Diebin …«
»Vielleicht kommt es ja zum Kampf. Außerdem möchte ich dich nicht alleine gehen lassen.«
»Misstraust du mir etwa?«
»Du weißt genau, wie ich es meine.«
As’mala hob die Schultern. »Also gut. Aber sei mir bloß nicht im Weg!«
Gemeinsam traten sie auf den Gang. Seiyas Zimmer lag auf der anderen Seite des mit goldener Tapete verzierten Flurs. Im Palast war es still. Als ob alle schliefen. Shanija wusste, dass der Schein täuschte. Capus hatte sie sehr genau über die Wachen unterrichtet, die im Palast patrouillierten.
Wie Schatten huschten die beiden Frauen hinüber zu Seiyas Zimmer. Shanija hatte erwartet, Seiya würde noch schlafen, doch die Prinzessin öffnete ihnen, als sie die Tür gerade erreichten. Sie war vorbereitet und trug einfache Kleidung aus braunem Leinen. Am liebsten hätte Shanija sie gebeten, in ihrem sicheren Zimmer zu bleiben, doch sie wollte die Spannung zwischen ihnen nicht noch mehr verstärken.
Gemeinsam machten sich die drei Frauen auf den Weg durch den Palast. Shanija ging voran und spähte die Gänge aus. Schade, dass Pong nicht hier war. Shanijas Hand wanderte unwillkürlich zu der Vertiefung auf ihrem Brustbein. Der Schmuckdrache hätte jeden Gang problemlos ausspionieren können.
Sie gab As’mala und Seiya Handzeichen, wenn die Luft rein war. Dreimal entdeckte Shanija gerade noch rechtzeitig eine Wache, und sie mussten mehrere Minuten in Deckung warten, bis sie weiterkonnten. Endlich erreichten sie den Südflügel.
»Bleibt stehen«, zischte As’mala plötzlich und hielt Shanija fest. »Dieser Flügel ist eine Todesfalle.«
»Woher weißt du das?«, flüsterte Seiya aufgeregt.
As’mala wies auf kaum sichtbare dunkle Stellen in den
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