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Sicherheit.«
Shanija konnte Aridas vom ersten Anblick an nicht ausstehen. Dabei sah er gut aus. Hager, hochgewachsen, eine scharfe gerade Nase, entschlossene blassblaue Augen, die einem General anstanden. Sein haarloser Kopf über der schmalen Brust wirkte wie die lebendige Büste eines römischen Imperators. Durchaus beeindruckend. Aber die kaum merkbare Linie um seinen Mund war hart, grausam. Shanija spürte, dass sie es mit einem gefährlichen Menschen zu tun hatte. Einem, der über Leichen ging. Sie fand Capus’ Befürchtungen nun nicht mehr abwegig, der Präfekt habe etwas mit dem Verschwinden von Capus’ Vaters zu tun.
»Ich bitte um Entschuldigung, ich kenne mich nicht mit Gestein aus«, sagte sie kühl. Sie wollte ihn sich nicht sofort zum Feind machen. Aber vielleicht war es dafür schon zu spät. Shanija musste an einen Satz von Maltes denken:
Es ist das Paradies, aber es birgt die Hölle
. Ein Schauer lief über ihren Rücken. Wenn sie in Aridas’ Augen sah, wusste sie, wer diese Hölle regierte.
»Eure Eminenz Aridas.« Seiya sah kokett zu dem Präfekten. Sie saß ihm gegenüber am anderen Kopfende der Tafel. Ein Ehrenplatz, den man ihr zugewiesen hatte. Obwohl die Tischplatte aus schwarzem Holz gut sechzehn Meter lang war, hörte man Seiyas Stimme deutlich. Sie erfüllte den Raum kraftvoll, ohne dass sie laut werden musste. »Ich danke für die Ehre, mit Euch zu speisen. Die Goldene Stadt ist sehr aufgeschlossen und gastfreundlich, und aus diesem Grund möchte ich so vermessen sein, mich mit einem Gesuch an Euch zu wenden. Ich erwarte nicht, dass Ihr es sofort entscheidet.«
Shanija bemerkte, wie As’mala die goldene Gabel mit dem aufgespießten Bratapfel sinken ließ.
Seiya redete ein wenig angespannt, aber frei heraus. »Wie ich Euch bereits berichtete, gab es eine Revolte in Mandiranei, ausgehend von meinem Bruder Tainon. Ihr könnt Euch gewiss vorstellen, dass ich als rechtmäßige Thronerbin gern zurück in mein Land möchte. Ich weiß, dass dies schwierig ist, da mein Reich wie das Eure sehr schwer zugänglich ist. Dennoch bitte ich Euch um Unterstützung. Natürlich nicht sofort. Überlegt es Euch in Ruhe. Ich wäre bereit, Euch fürstlich dafür zu entlohnen. Auch wenn ich Euch mit diesem Angebot vielleicht beleidige, denn Euer Reichtum verspottet meine armseligen Kronjuwelen.«
Aridas lächelte geschmeichelt. »Prinzessin, wir werden über Euren Antrag nachdenken und beraten, was wir tun können. Uns ist an einer guten Beziehung zu Eurem Land gelegen. Ein politisches Bündnis wüssten wir zu schätzen.« Er klatschte in die Hände. »Bringt Rotwein vom ewigen Meer!« Die Diener gingen eilig mit Karaffen um den Tisch und gossen den Wein in kostbare Kristallgläser. Der oberste Präfekt erhob das Glas. »Wir wollen auf Prinzessin Seiya anstoßen und darauf, dass sie eines Tages in ihr Reich zurückkehren kann. Als Königin!«
As’mala war während des Essens ungewohnt still gewesen. Die verlangenden Blicke von Maltes schien sie kaum zur Kenntnis zu nehmen. Auch jetzt, nachdem sie gemeinsam in Seiyas Zimmer zurückgekehrt waren, schwieg sie grüblerisch.
Shanija glaubte zu wissen, was in der Abenteurerin vorging. Sie fasste As’malas Arm. »Wir sollten Seiya Glück wünschen. Es ist nur vernünftig, wenn sie nicht mit uns zum Zentralarchiv kommt.«
As’mala zog eine Augenbraue in die Höhe. »Vielleicht ist Vernunft nicht immer lebenswert.«
Shanija schwieg. Sie blickte zu Seiya hinüber, die die fein gearbeitete Decke mit den goldenen Mustern und Quasten sorgfältig auf dem weichen Bett zurechtlegte. »Seiya … wir wollen noch ein paar Stunden ausruhen, bis alle schlafen und uns dann auf die Suche machen. Du … du musst nicht mit uns kommen. Wenn wir erwischt werden, werden wir sagen …«
Seiya fuhr zornig zu ihr herum. »Natürlich suche ich mit! Ich habe Gorelus verloren, der genauso zu mir gehört hat wie Pong zu dir. Ich will nicht, dass dir dasselbe widerfährt wie mir. Und der Datenspeicher ist zu wichtig, das hast du oft genug betont.«
»Danke.« Shanija wandte sich ab und ging zur Tür, die in den Palastgang des Gästeflügels führte. Ihr Zimmer lag gleich neben Seiyas. Sie fühlte sich müde und ausgelaugt und wollte die verbleibende Zeit für eine Pause nutzen.
As’mala folgte ihr. Sie hatte sich weitere Kleidungsstücke ausgesucht, die die Palastdiener in Seiyas Zimmer gebracht hatten. Sie verschwand mit einem großen Bündel im Arm in ihrem Gemach
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