Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
Stelle ist der natürliche Kreislauf, auf den jeder Tag ausgerichtet sein sollte, der entscheidende Punkt, den es zu erfassen gilt.
Beispielsweise verdanken wir der Schlafforschung das Wissen, dass jeder Erwachsene, bis auf ganz wenige Ausnahmen, allnächtlich acht bis neun Stunden erholsamen Schlaf benötigt. Und hat man sich gründlich ausgeschlafen, entspricht es dem Bedürfnis des Gehirns, von allein aufzuwachen, indem es sich die notwendige Zeit nimmt, chemisch vom Zustand des Schlafs auf den chemisch völlig anders gearteten Zustand des Wachseins umzuschalten.
Wenn behauptet wird, man könne sich um ausreichend Schlaf herummogeln, ist das nichts weiter als ein Gerücht. Während der Arbeitswoche lediglich sechs Stunden Schlaf pro Nacht zu bekommen ist aus der Perspektive des Gehirns ein permanentes Verlustgeschäft. Und der Verlust lässt sich auch nicht völlig wettmachen, indem man am Wochenende länger schläft. Ebenfalls ungünstig ist es, mithilfe eines Weckers aufzustehen. Das Gehirn vollzieht den Übergang vom Tiefschlaf in den Wachzustand in einer Reihe von Wellenbewegungen, bei denen Sie dem vollen Wachsein jedes Mal näherkommen. Im Verlauf dieses Prozesses gelangen Sie mehrere Male in einen Halbschlafzustand und sinken dann wieder in einen tieferen Schlafzustand. Und indem Sie das tun, sondert das Gehirn ein wenig mehr von jenen chemischen Substanzen ab, die man braucht, um tatsächlich wach zu sein. Wer diesen Prozess abkürzt, meint vielleicht, wach zu sein, ist es in Wirklichkeit jedoch nicht.
Beispielsweise werden Schulkinder, die lange aufbleiben, um Videospiele zu spielen, die erste Unterrichtsstunde und den ganzen ersten Abschnitt des nächsten Tages im Grunde in einer Art Schlaf verbringen. Erwachsene, die sechs Stunden geschlafen haben, können während der ersten vier bis sechs Stunden ihres Arbeitstages ganz passabel funktionieren, danach geht es jedoch steil bergab. Der Verlust von nur einer Stunde Schlaf beeinträchtigt auch die Fähigkeit, Auto zu fahren, und zwar in ähnlich hohem Maß, als hätte man zwei alkoholische Getränke intus.
Den meisten Menschen ist durchaus bewusst, wie wichtig ausreichender Schlaf ist. Als Gesellschaft handeln wir jedoch nicht in der Weise, wie es in diesem Bereich gut für uns wäre. Stattdessen leiden wir chronisch unter Schlafmangel und sind auch noch stolz darauf, weil wir meinen, das zeuge von einem besonders aktiven, geschäftigen Dasein und von vollem Engagement für unsere Arbeit.
Volles Engagement, das führt uns der » Speiseplan für den Geist « vor Augen, würde in Wirklichkeit jedoch beinhalten, dass wir einer optimalen Leistung zuliebe den Geist in eine Balance gelangen lassen, indem wir uns ausreichend Zeit für die Wendung nach innen, Zeit zum Abschalten und Zeit zum Schlafen nehmen. Unsere überarbeitete, überreizte Gesellschaft aber ignoriert diese drei Elemente.
Äußere Arbeit: Zeit für Bewegung; Zeit für Spiel und Kreativität; Zeit für Beziehungen
Hier haben wir es mit dem Bereich äußerer Aktivität zu tun. Da alle Abläufe im Gehirn innere und jedes Verhalten äußere Prozesse sind, kann es zwar zwischen innerer und äußerer Arbeit keine strikte Trennung geben. Im Großen und Ganzen lässt sich dennoch sagen, dass man in der Interaktion mit anderen Menschen– indem man plaudert, Gespräche führt, Bindungen eingeht, Restaurants besucht, erwartungsvoll eine Tour durch die Bars der Stadt unternimmt, eine Familie gründet und Dinge findet, die man gemeinsam tun kann– äußere Arbeit verrichtet. Dieser Bereich des Daseins, das haben viele Soziologen hervorgehoben, war zu jener Zeit im Alltag vorherrschend, als Familien abends am Feuer saßen und alle Mahlzeiten gemeinsam zu sich nahmen.
Bekanntlich trifft das so inzwischen nicht mehr zu. Die Familie ist heutzutage vielfach ein lockereres Gebilde. Man steht nur zeitweise in Kontakt, und das oft in Eile. Jeder hat seinen eigenen Bereich. Die Alltagsaktivitäten bleiben nicht nur auf zu Hause beschränkt, sondern erstrecken sich über die ganze Stadt. Autos haben uns mobil gemacht, allerdings spielt die Zentralheizung möglicherweise eine noch wichtigere Rolle für die Gestaltung der modernen Gesellschaft. Einst war das Schlafzimmer ein kaltes Kämmerlein, in das man sich nur zurückzog, um zu schlafen. Ansonsten verbrachte man den Abend in den ein oder zwei Zimmern des Hauses, die beheizt waren. Die Küche, heute als das Herz des Hauses angesehen, war einst in allen
Weitere Kostenlose Bücher