Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
rückläufig.
Noch am ehesten körperlich aktiv sind die US -Bürger in Teilen des Nordostens, an der Westküste, in Colorado und Minnesota. (Die regionalen Unterschiede könnten zumindest teilweise auf den Einfluss zurückzuführen sein, der von Angehörigen der jeweiligen sozialen Bezugsgruppe ausgeht. Wenn in Ihrer Bezugsgruppe jemand regelmäßig joggen geht, erhöht sich dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass Sie es ihm gleichtun.) Die hier erhobenen Daten basieren allerdings auf ungeprüften Selbstauskünften. Daher sind die Angaben über körperliche Aktivitäten möglicherweise ein wenig übertrieben. Demnach würde diese Statistik ein noch viel zu rosiges Bild zeichnen.
Eines aber zeigt sich ganz klar: Gemessen am Sollgewicht ist ein Drittel aller erwachsenen Amerikaner übergewichtig, ein weiteres Drittel fettleibig. Führt man sich vor Augen, was körperliche Bewegung tatsächlich bewirkt, so zeigt sich, in welch unmittelbarem Zusammenhang sie mit dem Gehirn steht. Welche Vorteile eine bessere Gesundheit von Herz und Gefäßen mit sich bringt, ist bestens bekannt. Und ganz offenkundig verhilft körperliche Bewegung auch zu einem besseren Muskeltonus.
Allerdings neigen wir dazu, die Rückkopplungsschleifen zu vergessen, über die das Gehirn mit jeder Körperzelle in Verbindung steht. Wenn Sie einen Ball werfen, sich auf dem Laufband bewegen oder am Strand joggen, » sehen « infolgedessen Milliarden von Zellen die Außenwelt. Die vom Gehirn freigesetzten Substanzen haben eine den Sinnesorganen vergleichbare Wirkung, knüpfen so einen Kontakt zur Außenwelt und vermitteln den Zellen Anregungen.
Genau aus diesem Grund ist es ein so bedeutsamer Schritt in Richtung Gesundheit, wenn man nicht dauernd nur herumsitzt, sondern sich zumindest ein klein wenig körperliche Bewegung verschafft, indem man etwa spazieren geht, leichte Gartenarbeit verrichtet und Treppen steigt, anstatt den Aufzug zu wählen. (Jeder Schritt hin zu mehr körperlicher Bewegung wirkt sich wohltuend auf Ihre Gesundheit aus. Die allergrößte Wohltat besteht jedoch darin, dass man sich überhaupt vom Sofa erhebt.)
Ihre Zellen wollen teilhaben an der Welt. Diese Aussage wäre in der Vergangenheit als ganz schön weit hergeholt betrachtet worden. Lange Zeit galt den Schulmedizinern die Verbindung zwischen Geist und Körper als suspekt. Und so nahm die Medizin » weichen « psychologischen Erklärungen gegenüber eine feindselige Haltung ein, maß den Medikamenten und der Chirurgie hingegen eine alles überragende Bedeutung bei. Medikamente und Chirurgie setzen bloß eine einfache Beziehung von Ursache und Wirkung zwischen Erkrankung X und Ursache Y voraus. Das Erkältungsvirus verursacht Erkältungen und Pneumokokken verursachen Tuberkulose. Der Umstand, dass solch eine lineare Beziehung zwischen Ursache und Wirkung heutzutage nicht mehr als gegeben gilt, ist für uns jedenfalls ganz entscheidend. Denn er führt zu der Vorstellung, dass ein voll integriertes Gehirn– ein Superhirn– für die Gesundheit unverzichtbar ist.
Schauen wir uns eingehender an, welchen Weg die Integration von Geist und Körper zurückzulegen hatte, als eine der Zivilisationserkrankungen begann, unserer Gesellschaft in großem Maßstab Probleme zu bereiten. Die Rede ist von den Herzleiden.
Die Verbindung knüpfen
Lange hat es gedauert, bis die Verbindung zum Gehirn hergestellt war. Mitte des 20.Jahrhunderts verzeichnete man in den USA einen alarmierenden Anstieg an frühen Herzinfarkten– wie sie in erster Linie bei Männern im Alter zwischen 40 und 60Jahren auftreten. Die Anzahl der durch Herzerkrankungen und Schlaganfälle verursachten Todesfälle schnellte damals schlagartig in die Höhe. Gleichzeitig mussten die Ärzte zur Kenntnis nehmen, dass immer mehr Männer über Schmerzen in der Brust klagten, die sich allzu oft als Angina pectoris erwiesen, eines der Hauptsymptome bei verstopften Herzkranzgefäßen.
Bis zu diesem Zeitpunkt– das geht aus den Aufzeichnungen hervor, die der berühmte Arzt William Osler, Mitbegründer der Johns Hopkins Medical School, Anfang des 20.Jahrhunderts gemacht hat– hatte ein niedergelassener Allgemeinmediziner im Lauf eines Monats kaum einmal einen Fall von Angina pectoris zu sehen bekommen. Plötzlich war es jedoch ganz normal, jeden Tag ein halbes Dutzend solcher Patienten in der Praxis zu haben.
Händeringend nach einer Erklärung für die epidemische Zunahme solcher Erkrankungen suchend, richteten die Kardiologen ihr
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