Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
Sie.
Ein guter Film reicht aus, um starke Veränderungen im Nervensystem hervorzurufen. Hollywood-Blockbuster wetteifern darum, den Realitätssinn des Publikums Lügen zu strafen und neuen Nervenkitzel mit Surrogatcharakter zu bieten. Da schwingt sich Spider-Man, von klebrigen Fäden gehalten, durch die von Menschenhand geschaffenen Hochhausschluchten New Yorks, während Luke Skywalker seinen X-Flügler in den Graben des Todessterns bugsiert. Und dutzendweise gibt es andere überwältigende Spezialeffekte, die das Gehirn verwandeln können.
Wenn Sie aus dem Kino gehen, nehmen Sie die im Filmgeschehen erlebten Spezialeffekte mit nach Hause. Die Leidenschaft, die der Film in Ihnen geweckt hat, ist mehr als bloß eine flüchtige Begebenheit. In der eigenen Fantasie das hübsche Mädchen selbst zu küssen, den Bösewicht zu besiegen, zusammen mit den siegreichen Helden auf dem Vormarsch sein– von der neuronalen Ebene aus betrachtet ist keine dieser Erfahrungen unwirklich. Vielmehr sind solche Erfahrungen real, weil sie Ihr Gehirn verändert haben. Ein Film ist eine Transformationsmaschine. Gleiches gilt für das Leben selbst. Sobald Sie Transformation als einen natürlichen Prozess akzeptieren– als einen Prozess, an dem jede einzelne Zelle teilhat–, liegt Erleuchtung nicht länger außer Reichweite.
Wenn die Filmhandlung bewirkt hat, dass Sie in Ihrer Fantasie das Mädchen für sich gewinnen konnten, hat sich das natürlich nicht im realen Leben zugetragen. Ihr Gehirn wurde für ein Weilchen an der Nase herumgeführt, Sie aber lassen sich nicht an der Nase herumführen. Sie sorgen dafür, dass Sie wieder in der Wirklichkeit landen (wo Liebe und Romantik in verzwickte Beziehungsprobleme münden). Das ist der entscheidende Punkt: Mit Ihrer Aufmerksamkeit wieder genau bei dem zu landen, was wirklich ist, kann zu einer spirituellen Praxis werden. Man bezeichnet sie als Übung in Achtsamkeit. Achtsamkeit kann man zu einem Lebensstil machen. Erreicht man diesen Punkt, wird zugleich Transformation zu einem Lebensstil, so natürlich und ungezwungen, wie man sich das gar nicht besser ausmalen könnte.
Der Weg der Achtsamkeit
Was nehmen Sie wahr? Jetzt, in diesem Augenblick? Vielleicht ist Ihre Aufmerksamkeit gerade auf nichts anderes gerichtet als die Worte, die Sie auf dieser Seite lesen. Doch sobald die Frage gestellt wird: » Was nehmen Sie wahr? « , erwacht Ihre Wahrnehmung. Sie nehmen alle möglichen Dinge wahr: Ihre Stimmung, physisches Wohlbefinden oder Unbehagen, die Raumtemperatur und gegebenenfalls das von draußen ins Zimmer dringende Tageslicht. Genau diese Veränderunghin zu einer auf die Wirklichkeit insgesamt gelenkten Aufmerksamkeit bezeichnet man als Achtsamkeit.
Und das – Ihr Gewahrsein wieder der Wirklichkeit zuwenden – können Sie tun, wann immer es Ihnen beliebt. Sie brauchen dabei rein gar nichts zu forcieren und benötigen auch keine übermenschliche Willenskraft. Allerdings lässt Achtsamkeit in uns ein anderes Empfinden aufkommen, als wenn wir gewahr sind. Normalerweise ist unser Gewahrsein auf einen bestimmten Gegenstand oder auf eine bestimmte Aufgabe gerichtet. Tagtäglich schulen wir unser Gehirn in genau diesem Sinn: das Ding vor unseren Augen zu sehen, nicht jedoch den Hintergrund, vor dem es erscheint, das Gewahrsein.
Den Hintergrund setzen wir stillschweigend voraus– bis wir plötzlich, unter Umständen sogar schockartig, seiner wieder gewahr werden. Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Verabredung mit jemandem, der sehr aufmerksam zu sein scheint. Er (oder sie) kann die Augen gar nicht von Ihnen abwenden. Die betreffende Person hängt geradezu an Ihren Lippen– was Sie selbstverständlich erfreut – und so strahlen Sie übers ganze Gesicht. Aber dann sagt Ihr Gegenüber: » Pardon, wissen Sie, dass Sie ein Stückchen Spinat zwischen den Zähnen haben? «
Im gleichen Augenblick verändert sich Ihr Gewahrsein. Schlagartig werden Sie auf eine unliebsame Weise aus der Behaglichkeit Ihrer Illusion herausgerissen. Aber es muss keineswegs in jedem Fall unangenehm sein, auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Stellen Sie sich vor, Sie stehen im Begriff, eine überaus prominente und wichtige Person zu treffen. Sie fühlen sich nervös und verunsichert. In dem Moment, bevor Sie Ihrem Gegenüber die Hand reichen, beugt sich jemand zu Ihnen herüber und raunt Ihnen ins Ohr: » Herr Wichtig hat so tolle Dinge über Sie gehört, dass er sich bereits entschieden hat, mit
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