Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
unterschiedlich an. Selbstbezogenheit verlangt geradezu danach, sich Illusionen hinzugeben, da sich dabei alles um Ihre Vorstellung dreht.
Wir verurteilen Selbstbezogenheit nicht. In einer Konsumgesellschaft wird uns allen beigebracht, diese Perspektive einzunehmen– sie treibt uns dazu, Dinge zu kaufen, die uns besser, jünger und angesagter aussehen lassen und außerdem für mehr Unterhaltung und zeitweilige Ablenkung sorgen.
Selbstbezogen: Ihre Gedanken und Handlungen werden von ich, mich, mein beherrscht. Sie konzentrieren sich auf bestimmte Dinge, die Sie erreichen oder besitzen können– Sie setzen sich Ziele und verwirklichen sie. Das Ich hat das Gefühl, die Fäden in der Hand zu halten. Ihre Entscheidungen führen zu vorhersehbaren Ergebnissen. Die Welt » da draußen « ist durch Regeln und Gesetze organisiert. Äußere Kräfte sind stark, können aber gehandhabt und beherrscht werden.
TYPISCHE GEDANKEN
Ich weiß, was ich tue.
Ich treffe meine eigenen Entscheidungen.
Die Situation ist unter Kontrolle.
Ich vertraue mir.
Falls ich Hilfe benötige, weiß ich, wohin ich mich wenden kann.
Ich bin gut in dem, was ich tue.
Ich stelle mich gern einer Herausforderung.
Auf mich kann man sich verlassen.
Ich baue mir ein gutes Leben auf.
Achtsam: Ihr Geist ist reflexiv. Er wendet sich nach innen, um Ihr Wohlbefinden zu überprüfen. Selbsterkenntnis ist das wichtigste Ziel. Sie identifizieren sich nicht mit den Dingen, die Sie besitzen können. Einsicht und Intuition bedeuten Ihnen mehr und Sie finden beides oft zuverlässiger als die Logik und den Verstand. Ihnen fällt es leicht, Einfühlungsvermögen zu entwickeln. Allmählich stellt sich Weisheit ein.
TYPISCHE GEDANKEN
Diese Entscheidung fühlt sich richtig an, jene nicht.
Ich stimme mich auf die Situation ein.
Ich weiß einfach, wie sich andere fühlen.
Ich sehe beide Seiten der Medaille.
Antworten kommen mir einfach so in den Sinn.
Manchmal fühle ich mich inspiriert und dann geht es mir ganz besonders gut.
Ich empfinde mich als Teil der Menschheit. Niemand ist mir fremd.
Ich fühle mich befreit.
Der achtsame Zustand ist ebenso natürlich wie jeder andere. Ihn nicht zu beachten ruft unnötige Probleme hervor.
Vor ein paar Jahren beispielsweise musste Rudy in aller Eile noch ein paar Versuche zum Abschluss bringen, bevor er den 19-Uhr-Flug von Boston nehmen würde– er sollte am nächsten Morgen bei einer wichtigen internationalen Tagung die Eröffnungsvorlesung halten. Doch er hatte Pech, blieb im berüchtigten Bostoner Berufsverkehr hängen und verpasste seinen Flug. Ob er einen Ersatzflug bekommen würde, war ungewiss. Wenn er aber nicht zumindest für die letzte Maschine des Tages einen Platz erhalten würde, bliebe ihm die Peinlichkeit nicht erspart, bei der Veranstaltung, für die er angekündigt war, durch Abwesenheit zu glänzen. Rudy wurde besorgt und wütend. Das Schalterpersonal anzuschreien würde nichts bringen, doch die Versuchung war groß. Ohne es zu bemerken, hatte er sich mit den negativen Gefühlen, die sein Gehirn produzierte, hochgradig identifiziert.
Klar, sehr viele Menschen würden solche Gefühle in einer derartigen Situation völlig natürlich finden. Die gesündere Alternative für Rudy wäre allerdings gewesen, das Gefühl von Frustration für ein kleines Weilchen zuzulassen, um sich dann in Achtsamkeit zu üben. Indem er die ganze Angelegenheit mit dem nötigen Abstand betrachtete, hätte er leicht erkennen können, wie der verpasste Flug seine instinktiven und emotionalen Hirnfunktionen ausgelöst und in seinem Körper eine ausgewachsene Stressreaktion in Gang gebracht hatte. Ohne Achtsamkeit hätte der Stress über längere Zeit einfach seinen Lauf genommen. Unglücklicherweise gerät der Körper mit den Jahren leichter unter Stress und braucht länger, um sich auch von kleinen Vorkommnissen zu erholen. Es ist also ungesund, die Stressreaktion ihren Lauf nehmen zu lassen. Letzten Endes schafft Stress nur den Nährboden für neuen Stress.
Als aktiver Beobachter der in seinem Gehirn hervorgerufenen negativen Gefühle hätte Rudy selbst die Initiative ergreifen können, um mit der Situation besser zurechtzukommen und aus ihr zu lernen. Vor allem aber wäre er so nicht zum Opfer des reaktiven Geistes geworden. Von diesem Einzelereignis ausgehend lässt sich sehr schön zusammenfassen, welche Vorzüge Achtsamkeit hat:
Sie können besser mit Stress umgehen.
Sie befreien sich von negativen
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