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Super Nova (German Edition)

Super Nova (German Edition)

Titel: Super Nova (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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war, dass Shiva der Vergangenheit angehörte.
     
    Der Abend verging langsam und ich blieb mit meiner Sehnsucht allein. Am nächsten Tag fuhr ich mit Tommy wie vereinbart ins Kinderheim. Ich wollte unbedingt mit Sascha reden, doch ich wurde enttäuscht. Er war nicht da. Offiziell musste er regelmäßig zu einem psychiatrischen Gutachter. Er war deshalb zweimal im Jahr für ein paar Tage in einer Nervenklinik – leider auch an diesem Wochene n de. Dadurch hatte ich viel Zeit für Piri , die wir spielend und k u schelnd verbrachten.
    Das Wochenende ging schnell vorüber und die letzte Februarw o che brach an. Das bedeutete, dass Tommy und ich im Kindergarten unser Praktikum hatten. Wir genossen diese Zeit, jeder Tag war etwas Besonderes. Bei Tommy konnte man sich nie sicher sein, ob er Erzieher oder nur ein größeres Kind war, so ausgelassen spielte er mit den Kids. Wir hörten Lieder, tanzten und sangen. Tommy war dabei ganz in seinem Element. Die Unbeschwertheit kehrte in mein Leben zurück, ich hatte so viel Freude wie schon lange nicht mehr. Alle Sorgen schienen vergessen zu sein, bis mich am Donnerstag die Vergangenheit einholte.
    Als ich am Nachmittag heimkam, lag ein riesiger Strauß weißer Rosen vor der Haustür. Ich hob ihn auf und nahm die Rosen mit ins Cottage. Viel zu lange hatten diese prächtigen Blumen in der Kälte gelegen. An der Seite steckte eine Karte. Ich war neugierig und wollte wissen, von wem und für wen der Strauß war. Meine Mutter bekam hin und wieder Blumen von Leuten, für die sie Bilder malte. Doch diesmal stand mein Name auf dem Umschlag.
    Zögerlich nahm ich die kleine Karte und steckte sie in meine H o sentasche. Dann holte ich eine Vase, füllte sie mit Wasser, entfernte die Klarsichtfolie und stellte die Rosen in das Gefäß. Der Strauß war gigantisch und fand seinen endgültigen Platz in meinem Zimmer auf dem runden Tisch – gleich neben dem kleinen Sofa. Mein Herz begann unwillkürlich, laut zu pochen, als ich die Karte aus meiner Hosentasche zog, da ich nicht wusste, von wem die Rosen waren. Langsam ging ich zum Bett, kuschelte mich in die weichen Kissen und betrachtete den Umschlag. Er war weiß, mit Goldfäden eing e rahmt und mit meinem Namen versehen: »Für Stella«.
    Zaghaft öffnete ich die Karte: »Liebe Stella, was vor zwölf Tagen geschah, tut mir unendlich leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war, mich dermaßen rücksichtslos aufzuführen und dir so wehzutun. Ich bedauere jede einzelne Sekunde, in der ich grob war und Dinge tat, die ich heute nicht mehr nachvollziehen kann. Dass ich dir viel zu nahe kam, kann ich nie wieder gutmachen. Ich bitte auch nicht um Vergebung. Ich wünsche mir und hoffe, dass du diesen bedaue r lichen Fauxpas verarbeiten kannst und wir uns in Zukunft angstfrei begegnen können. Verzeih, ich wollte dir nie wehtun. Ich bereue zutiefst! Peter …«
    Ich las den Brief zweimal, dreimal, immer wieder. Peters Worte besänftigten etwas in mir und ich glaubte ihm. Doch was hatte ihn in dieser schrecklichen Nacht dazu getrieben? Erneut las ich die Karte und verinnerlichte seine Zeilen. Er meinte es offenbar ehrlich und ich wollte ihm vergeben, obwohl mich ein stetes Gefühl von Abscheu erfüllte, wenn ich an ihn dachte. Ob das je wieder vergehen würde? Ich musste mich dem stellen, um es zu erfahren.
    Noch am selben Abend schrieb ich Peter eine SMS und schlug ein Treffen vor. Ich wollte ihn sehen und mit ihm reden. Ich hatte zwar ein mulmiges Gefühl und sogar etwas Angst davor, doch es musste sein, wenn wir künftig in der Clique normal miteinander umgehen wollten. Wir verabredeten uns für Freitagnachmittag. Ich sehnte die Aussprache herbei. Gleich nach dem Praktikum am nächsten Tag trafen wir uns im Eiscafé, unweit von zu Hause.
    Es war ein neutraler Ort, an dem wir ungestört reden konnten, und doch war ich nicht allein mit ihm, denn einen zweiten › Zw i schenfall ‹ , wie es die anderen nannten, wollte ich nicht riskieren.
    Wie ein reuiger Sünder betrat Peter das Café und kam mit g e senktem Kopf an meinen Tisch. Ich saß in einer Ecke an einem kleinen blauen Bistrotisch, an dem nur zwei Stühle standen. Diesen entlegenen Platz hatte ich gewählt, da ich keine Zuhörer haben wollte. Das Café war gut besucht und es roch verführerisch nach Kaffee und Süßem. Peter stand noch immer und wagte es nicht, mir in die Augen zu sehen.
    »Oh, Stella, es tut mir so unendlich leid!«, begann er und ich bat ihn, sich erst mal zu setzen.

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