Super Nova (German Edition)
ich mache einmal im Monat alles gründlich. Ich putze die vielen Fenster, räume die Schreibtische auf, sortiere Papiere, ordne die Akten und bringe das Chaos, das Torben hinterlässt, wieder in Ordnung. Der monatliche Frühjahrsputz sozusagen. Torben will nicht, dass Fre m de an die Aktenschränke gehen. Einen besseren Nebenjob gibt es nicht, glaub mir. Ich habe alle Zeit der Welt, niemand schaut mir auf die Finger und Torben bezahlt gut.«
Aber selbst das schien Peter nicht zu überzeugen.
»Toll, während seine Tochter Party macht und das Geld zum Fenster rausschmeißt, gehst du bei ihm putzen. Verkorkste Welt«, schimpfte er, als wir unsere Cappuccinos leerten. Danach verließen wir gemeinsam das Eiscafé und Peter begleitete mich noch ein Stück nach Hause. Wir verabschiedeten uns mit einem Handschlag und ich verbrachte den restlichen Tag mit meiner Mutter. Sie malte und ich putzte unser Haus. Ich empfand die Hausarbeit nicht als schlimm oder nervig wie die meisten anderen in meinem Alter. Das lag wahrscheinlich an der Tatsache, dass ich seit dem Tod meines Vaters für unseren Haushalt zuständig war.
Auf meine Mutter konnte ich mich noch nie verlassen. Selbst als Kind räumte ich täglich auf, machte die Betten, lernte früh, zu kochen, und konnte bereits mit acht Jahren die Waschmaschine bedienen. Es machte mir sogar Spaß – ebenso wie die Arbeit in Torbens Kanzlei. In beiden Büros war ich immer ganz alleine, niemand störte mich. Ich hörte meine Lieblingsmusik und die Arbeit ging mir leicht von der Hand.
Ich wusste, dass sich einige in unserer Clique daran störten, dass ich bei Torben die Putzfrau spielte. Wahrscheinlich waren sie sich dafür zu fein. Vor allem auf Susi und Cynthia traf dies zu. Rania muss ich aber in Schutz nehmen, sie half mir sogar hin und wieder, wenn nicht gerade ein Kerl Vorrang hatte. Momentan wollte sie einiges bei Martin wiedergutmachen, weshalb sie am nächsten Tag nicht mitkommen konnte.
An diesem Abend telefonierten wir aber noch lange. Ich beric h tete von meinem Treffen mit Peter, bevor ich m ich zeitig hinlegte, um Samstag früh fit zu sein. Meist fing ich bereits um acht Uhr in Eisenach an. Das dortige Büro war viel größer als die Zweigstelle in Bad Liebenstein , wo ich anschließend noch hinmusste. Im Grunde war es ein Zwölfstundentag: Ich verließ um sieben Uhr morgens das Haus und kam vor Einbruch der Dunkelheit nicht wieder.
Ich hatte bereits für Babette das Mittagessen vorgekocht und in die Mikrowelle gestellt. Der Frühstückstisch war gedeckt und zum Kaffee holten sie die Schreibers. So weit war dieser Tag fest geplant und organisiert. Ich sah mich noch mal um. Die Kaffeemaschine war angeschaltet und erfüllte unsere Küche mit einem aromatischen Duft. Cosimo saß in seiner Ecke und fraß. Ich konnte also beruhigt gehen.
Die Straßen waren immer noch vereist, obwohl es schon Anfang März war. Ich fuhr langsam und kam gut durch den Verkehr. Es dauerte keine halbe Stunde, bis ich in Eisenach am Nikolaitor vorbeikam und in Richtung Karlsstraße abbog, wo sich die Kanzlei befand. Zum Glück war es früh am Morgen. In zwei Stunden würde es hier von Menschen nur so wimmeln.
Ich parkte meinen kleinen Wagen auf Torbens reserviertem Parkplatz und ging die paar Meter zu Fuß zur Kanzlei. Dort ang e kommen, kramte ich in meiner Tasche nach den Schlüsseln. Als ich sie gefunden hatte und aufschließen wollte, bemerkte ich, dass die Tür bereits offen war.
Komisch … Normalerweise war am Wochenende unten immer abgeschlossen. Aber in diesem großen Gebäude gab es noch einen Steuerberater und einen Hautarzt, vielleicht waren die in ihren Räumen. Guter Dinge trat ich ein.
Da die Kanzlei in der dritten Etage war, musste ich die Treppen bis nach oben gehen. Dort endeten sie vor einem langen Podest, auf dem eine mintfarbene Designercouch mit zwei passenden Sesseln und einem Glastisch für die wartenden Klienten zum Verweilen einlud. Dahinter befand sich eine große, zweiflügelige Schwingtür mit Goldknauf. Ich schloss auf und trat in Torbens heiliges Reich.
Vor Jahren gehörte die rechte Abteilung meinem Paps und die linke Torben. Jetzt gehörte Torben alles, obwohl er das große Arbeitszimmer meines Vaters kaum nutzte. Er blieb vorwiegend auf der linken Hälfte der Etage. In der Mitte befanden sich der Em p fang und die Anmeldung sowie ein weiterer Wartebereich, der weiß gefliest war und durch unzählige Grünpflanzen und eine braune Lounge aufgepeppt wurde.
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