Super Nova (German Edition)
standen zwei Menschen. Jedenfalls sahen sie aus wie normale Menschen: Dabei war der dunkelhaarige Junge, der einst die Nadel übergeben hatte, und eine sehr dünne Frau mit kurzem, blondem Haar. Im ersten Moment sahen beide wie Europäer aus. Doch wenn man sie genauer betrachtete …
Beide waren sehr blass und hatten einen strengen Gesichtsau s druck. Ihr Antlitz war maskenhaft, sie verzogen keine Miene und schauten sich das Spektakel um mich an. Keiner von ihnen sagte etwas, keiner griff ein. Die pure Belanglosigkeit entnahm ich ihren starren Gesichtern. Nur der Junge schluckte und schien sich auf die Zähne zu beißen. Die Hände verbarg er hinter seinem Rücken, aber die Frau stand dort wie eine Wachsfigur.
Ich musste ganz allein gegen eine Übermacht kämpfen, die mir Qualen bereitete, und wusste doch, dass ich keine Chance hatte. Selbst wenn ich mich von ihnen losreißen sollte – wo konnte ich hier hin? Es war ein aussichtsloser Kampf.
Zu meinem eigenen Erstaunen zeigte mir der nächste Blick auf meinen Bauch, dass die Wunde größtenteils geschlossen war. Nur noch ein kleiner Schnitt am Unterleib war erkennbar. Zwei der Rava holten einen weiteren Gegenstand, eine Art Stift, der silbrig glänzte und vorne wieder mit einer Spitze versehen war; wie ich das hasste. Sie kamen damit auf mich zu, immer dichter an meinen Bauch heran.
»Nein, nein, hört doch auf, was soll das nur?«, schrie ich verzwe i felt und trat nach ihnen. Mein Kopf schlug hin und her, bis ich rechts eine Tür bemerkte, die sich automatisch in einer unbeschrei b lichen Geschwindigkeit öffnete. Sie schwang zur Seite, hinein in die Wand, ganz so, als sei da nie eine Türe gewesen.
Mein Herz machte einen Sprung. Shiva kam herein.
SHIVA – mein Retter, mein Erlöser!
Umgehend hörte ich auf zu treten und zu schreien. Ich gab nach und wurde ruhiger. Erschöpft sank ich auf den harten Tisch. Shiva, meine Hoffnung, da war er – endlich!
Ich blickte ihn an und sah das Entsetzen in seinen schönen A u gen. Das vollkommene Grauen schien in sein engelhaftes Gesicht gemeißelt zu sein! Er starrte mich mit leicht geöffnetem Mund an und schluckte schwer. Wieso?
Ich schaute erneut zu den Rava . Sooft ich sie auch ansah, ich konnte mich nicht an diesen seltsamen Anblick gewöhnen.
Sie waren groß und grazil, wirkten aber verletzlich und waren doch so einflussreich, einfach unbesiegbar. Meine enorme Furcht vor den Fremden hatte sich etwas gelegt.
Ich wusste, was um mich herum geschah, ich wusste, wer sie w a ren. Das Wissen und das Annehmen des Undenkbaren erleichterten alles, zudem war Shiva jetzt da.
Doch als die Rava diesen silbernen Stift auf meine Wunde legten, kamen die pure Angst und der Schmerz zurück. Ich bäumte mich auf und wollte mich losreißen. Nicht wieder diese Pein.
Es glühte, als ob jemand ein Feuer auf meinem Bauch anzünden würde. »Haltet sie fest, wir müssen es beenden!«, forderte eine mechanische Stimme – offenbar ein Rava .
»Nein, nein!«, schrie ich laut. Alle verfügbaren Rava näherten sich mir, um mich an Armen, Beinen und Schultern auf den Tisch zu pressen, während sich einer mit dem heißen Stift an meinem Bauch verging. Shiva stand neben den zwei anderen Menschen, dem dunkelhaarigen Jungen und der dünnen Frau, dicht an der runden Wand, gleich rechts von mir. Ich suchte seine Augen, meinen Heilquell, aber ich fand nur Bestürzung in seinem Blick.
»Shiva, bitte – sie sollen aufhören, bitte sag es ihnen!«, flehte ich im Angesicht der Schmerzen , die ich ertragen musste. Shiva wurde nervös, so kannte ich ihn gar nicht. Wo war seine Ruhe, der Frieden, den er sonst in Massen verströmte?
Angespannt stand er an der Wand und hatte beide Hände zu Fäusten geballt. Er biss sich auf die Lippe. Seine Brust bebte fast so stark wie meine eigene.
»Nein, bitte nicht mehr – hört doch auf, so hört endlich auf!«, wagte ich einen wiederholten Versuch in der Hoffnung auf Mitg e fühl, doch meine Worte ließen die Rava kalt. Sie führten ihr Vorh a ben bis zum Ende durch und brannten auch noch etwas auf meine Hand.
Plötzlich versiegte aller Schmerz. Sie ließen mich los und ich griff sofort an meinen Bauch … Da war nichts mehr!
Keine Wunde, es war noch nicht mal heiß! Eben dachte ich, bei lebendigem Leib verbrennen zu müssen, und nun war m ein Bauch vollkommen unversehrt!
Es war weder ein Schnitt noch eine Narbe zu sehen; nichts! Me i ne Hand war ebenfalls unverletzt. Selbst die kleine Narbe
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