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Super Sad True Love Story

Super Sad True Love Story

Titel: Super Sad True Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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Chinesin war, aber Eunice war ganz in ihren Äppärät versunken, jedenfalls tat sie so. «Hab keine Angst, Süße», flüsterte ich ihr zu.
    «Er hat am Van Wyck Expressway gewohnt», sagte die randständige Klugscheißerin. «Sie wolln nich, dass der
chinesische
Banker aufm Weg vom Flughafen hierher irgendwelche Armen zu sehn kriegt. Würde nen schlechten Eindruck machen.»
    «Schadensreduzierung», sagte ein junger Schwarzer.
    «Was zum Teufel macht er dann hier
im Park

    «Wird der Restau’tions’gierung nich gefalln. Mm-hm.»
    «Hey, Aziz», rief der junge Schwarze. Keine Antwort. «Hey, Brother. Verzieh dich lieber von hier, ehe die Nationalgarde kommt.» Der Mann mit der MT A-Mütze blieb sitzen, kratzte sich und meditierte. «Du willst doch nicht in Troy enden», fügte der Jüngere hinzu. «Deine Lady holen sie sich auch. Du weißt doch, was die tun.»
    Dieser Aziz gehörte bestimmt zu der neuen Umsturz-Bewegung,von der Nettie Fine erzählt hatte. Nur ein paar Stunden zusammen, und schon wurden Eunice und ich Zeugen historischer Ereignisse! Ich zog meinen Äppärät hervor und fing an, Images von dem Mann zu machen, doch der junge Schwarze schrie: «Was soll denn der Scheiß, Freundchen?»
    «Eine Freundin hat mich gebeten, Images aufzunehmen», sagte ich. «Sie arbeitet fürs Außenministerium.»
    «
Außenministerium?
Willst du mich verarschen? Steck das Ding weg, du überparteiliches Bonität-152 0-Arschloch mit deiner zwanzig Jahre jüngeren Nutte!»
    «Ich bin kein Überparteilicher», sagte ich, tat aber wie geheißen. Jetzt war ich völlig verwirrt. Und ein bisschen verängstigt. Wer waren all diese Leute um mich herum? Amerikaner wahrscheinlich. Aber was bedeutete das überhaupt noch?
    Hinter mir wandte sich die Unterhaltung dem heiklen Thema der chinesischen Weltmacht zu. «Verdammter Chinesenbanker», rief jemand. «Wenn er kommt, zerschnippele ich alle meine Kreditkarten und schmeiße sie ihm wie Konfetti an den Kopf. Ich schieb ihm seine Scheißstäbchen in den Arsch.»
    Die chinesischen Touristen am Rand der Menge verdrückten sich, und ich dachte mir, es wäre wohl klüger, auch mit Eunice das Feld zu räumen. Ich legte ihr den Arm um die Schultern und schob sie sanft den Hügel hinunter, weg von allen, die ihr Schaden zufügen könnten, hinunter zum Model Boat Pond. «Mir geht’s gut, alles in Ordnung», sagte sie und wand sich aus meiner Umarmung.
    «Ein paar von den Leuten sahen ziemlich nach Straße aus», sagte ich.
    «Und du wolltest sie mit ein paar Nerd-Manövern beeindrucken?» Eunice lachte hell auf.
    Eine verschüttete Erinnerung aus Teenagertagen traf mich in den Eingeweiden und bereitete mir Krämpfe. Ich war in der Mittelschule das womöglich am wenigsten beliebte Kind. Nie hatte ich gelernt, zu kämpfen oder mich wie ein Mann zu behaupten. «Hör bitte auf, mich so zu nennen», flüsterte ich und rieb mir den Bauch.
    «Ha! Ich mag das, wenn mein Nerd den Trotzigen spielt.»
    Ich grollte ein bisschen, doch ihre Verwendung des Possessivpronomens entging mir nicht.
Mein
Nerd. Wollte sie wirklich Besitzansprüche anmelden?
    Wir gingen langsam und nachdenklich weiter, ohne ein Wort zu sagen, beide ein bisschen unglücklich und auch zufrieden. Ein Frühsommerabend senkte sich über die Stadt. Der Himmel war geisterfarben. Die Atmosphäre, warm, aber windig, duftete nach bestäubter Süße und frischgebackenem Brot. Um den Modellbootteich drängten sich junge europäische Paare, verspielt wie Kinder, verliebt wie Teenager, und drückten den T-Shirt - und Souvenirverkäufern entwertete Dollars in die Hand, erregt vom Dämmerland um sie her. Asiatische Jugendliche, die gerade erst lernten, sich laut und ungestüm zu verhalten, jagten ihre funkgesteuerten Boote über das stille grüne Wasser des Teichs.
    Über uns röhrten drei Militärhubschrauber in gleichmäßigem Abstand über den belagerten Himmel. Der vierte kam kaum mit und schien einen riesigen Speer im Maul zu haben, der an der Spitze gelblich glomm. Nur die Touristen schauten nach oben. Ich dachte an Nettie Fine. Ich musste ihrem Optimismus einfach Glauben schenken. Sie hatte sich noch nie geirrt, während meine Eltern sich in
allem
geirrt hatten. Alles würde besser werden. Irgendwann. Sollte ich mich in Eunice Park verlieben und die Welt dabeiin Stücke gehen, wäre das eine Tragödie über griechisches Maß hinaus.
    Inzwischen gingen wir Hand in Hand an der ausgedehnten Sheep Meadow entlang, die mir tröstlich und

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