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Super Sad True Love Story

Super Sad True Love Story

Titel: Super Sad True Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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atmete so heftig, dass ich schon dachte, ich würde ohnmächtig werden. Ich wusste nicht, wie ich uns wieder dahin zurückbringen sollte, wo wir gewesen waren. Zurück in den Central Park, zurück zum Cedar Hill, zur Sheep Meadow, zum Kuss.
     
    In meiner Wohnung, wo der hohle «Freedom» Tower besonders hell hinter den dicken Vorhängen strahlte und man hören konnte, wie sich ein leerer Bus der Linie M22 für einen schlaflosen Greis absenkte, stritten Eunice und ich uns zum ersten Mal. Sie drohte, wieder zu ihren Eltern zu ziehen.
    Ich kniete vor ihr. Ich weinte. «Bitte», sagte ich. «Du kannst nicht nach Fort Lee zurück. Bleib noch ein bisschen hier bei mir.»
    «Du bist jämmerlich», sagte Eunice. Sie saß auf meiner Couch, die Hände im Schoß. «Du bist so ein Waschlappen.»
    «Ich habe doch bloß gesagt: ‹Ich würde eines Tages gern deine Eltern kennenlernen.› Du bist herzlich eingeladen, nächste Woche meine kennenzulernen. Das
möchte
ich sogar.»
    «Weißt du eigentlich, was das für mich bedeuten würde? Wenn du meine Eltern kennenlernst? Du kennst mich kein bisschen.»
    «Ich versuche, dich kennenzulernen. Ich war schon mit anderen Koreanerinnen zusammen. Ich weiß, dass die Familien konservativ sind. Und dass sie nicht gerade auf Bleichgesichter wie mich stehen.»
    «Du weißt
überhaupt
nichts über meine Familie», sagte Eunice. «Wie kannst du überhaupt nur
denken
  …»
    Ich lag in meinem Bett und hörte, wie Eunice im Wohnzimmer wütend auf ihrem Äppärät teente, wahrscheinlich ihren Freundinnen in Südkalifornien oder ihrer Familie in Fort Lee. Drei Stunden später, als die Vögel draußen schon zu ihren Morgenliedern ansetzten, kam sie endlich zu mir ins Schlafzimmer. Ich stellte mich schlafend. Sie zog sich weitgehend aus und legte sich neben mir ins Bett, dann drückte sie mir ihren warmen Rücken und Hintern gegen Brust und Genitalien, ihr warmer Körper wie ein Löffelchen an meinem. Sie weinte. Ich stellte mich weiter schlafend. Ich küsste sie so, dass mein vorgetäuschter Schlaf dennoch glaubhaft blieb. Ich wollte nicht, dass sie mich in dieser Nacht noch mehr verletzte. Sie trug diese Sorte Slip, die komplett aufschnappen, wenn man im Schritt auf einen Druckknopf drückt. Ich glaube, sie heißen TotalSurrender. Ich hielt Eunice noch fester, und sie presste sich noch enger an mich – totale Hingabe, ganz genau. Ich wollte ihr sagen,dass alles gut sei. Dass ich ihr Freude schenken würde, sooft ich könnte. Ich ihre Eltern nicht gleich kennenlernen müsse.
    Aber das stimmte nicht. Das war eine Sache, die ich über Koreanerinnen gelernt hatte. Die Eltern waren der Schlüssel zu Eunice Park.

ETWAS SCHÖNES WÄCHST IN MIR
    Aus Eunice Parks GlobalTeens-Account
    18.   Juni
    EUNI-DIOTIN AN GRILLBITCH:
    Mein liebstes Pony,
    sgeht ab, fleißiges Flittchen? Ich bin wieder daaaaaaaa. Amerika, die Schöne. Wow, ich kann es immer noch nicht glauben, dass alle um mich herum wieder Englisch und nicht Italiano sprechen. Na ja, in Lennys Ghettogegend wohl eher Spanisch und Jüdisch, aber egal. Ich bin wieder zu Hause. In Fort Lee ist alles ruhig, im Moment jedenfalls. Meine Eltern werde ich bald sehen, aber ich glaube, mein Vater ist schon ruhiger, wenn er weiß, dass ich auf der anderen Flussseite bin. Langsam kriege ich das Gefühl, ich werde nie weiter als ein paar Kilometer von meiner Familie weg sein können, was ganz schön traurig ist. Außerdem glaube ich, mein Vater hat so eine Art Radar, und immer wenn mir irgendwas Gutes zustößt, wie zum Beispiel Ben in Italien, dann macht er Theater, und ich muss alles stehen- und liegenlassen und nach Hause kommen. Ich hab so die Schnauze voll von meiner Mutter, die immer «Du große Schwester. Du hast Verantwortung» sagt. Manchmal versuche ich mir vorzustellen, wie es ohne Familie wäre, wenn ich für mich allein auf eigene Faust Sachen machen könnte, so wie ich es in Rom versucht habe. Aber das sehe ich eigentlich nicht.
    Und jetzt, wo Sally total politisch wird, spüre ich auf einmal doppelt so viel Verantwortung, da ich ja aufpassen muss, dass sie keine Dummheiten macht. Ganz ehrlich: Ich halte das alles für ziemlichen Quatsch. Sie hat sich doch noch niefür Politik interessiert. Als ich ans Elderbird ging, da hieß es immer bloß, Reverend Cho dies und Reverend Cho das und Reverend Cho sagt, dass es in Ordnung ist, wenn Daddy Mommy an den Haaren aus dem Bett schleift, weil Jesus Sünder HERZT, und zwar total. Dieser Politikscheiß ist

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