Super-Weine aus dem Supermarkt 2011 2012
deshalb vernünftig, weil sich das piemontesische Anbaugebiet Gavi schon allein aus geographischen Gründen, insbesondere aber durch die im Vergleich zu anderen beliebten italienischen Weißweinen recht strengen Ertragsbegrenzung nur schlecht für Massenerzeugung von Schnäppchenweinen eignet. Unter einem Gavi di Gavi versteht man übrigens einen Wein, der in der Nähe des dem Anbaugebiet seine Namen geben Städtchen gewachsen ist. Ob dieses Namensprivileg auch, wie hin und wieder behauptet, mit einer noch besseren Qualität einhergeht, konnte ich bisher noch nicht wirklich nachvollziehen, jedenfalls scheint aber, dass es sich einfach gut verkaufen lässt. Wie auch immer, der Gavi di Gavi Sassi del Cardinale, einer Marke der hochmodernen Kellerei Terradavino in Barolo, kostet zwar rund das doppelte der immer noch zu findenden Billigangebote dieser Weinart, zeigt dafür aber auch viel deutlicher die Persönlichkeit dieses Anbaugebiets und seine unverkennbare Prägung auf die hier wachsende Rebsorte Cortese. Ein Gavi »für Fortgeschrittene«, sozusagen.
Verkostung:
Ausdruckvoller Duft nach frischen grünen Äpfeln, weißen Blüten und Zitrusfrüchten. Am Gaumen mit feiner Frucht, trotz der Präsenz ehre unaufdringlich und mit dezenten Anklängen nach Kamille sowie gewisser Mineralität. Frisch im Aufbau, aber mit milder, gut verwobener Säure.
Rebsorten: Cortese
Trinktemperatur: 7°
Schmeckt zu: Ein Klassiker zu Vitello Tonnato!
Preis:
Qualität:
Gesehen bei: Edeka, Marktkauf, Real
16. LAGREIN S. MAGDALENA − GRIES
Ich geb's ja zu (und wahrscheinlich ist es nicht nur mir so gegangen): Früher konnte man mich mit der bloßen Erwähnung der Begriffe »Lagrein dunkel« und »Kalterer See« in Sekundenbruchteilen von jedem Weinglas wegjagen. Wie sich die Zeiten doch geändert haben! Heute denke ich bei Ersteren vor allem an eine hochinteressante Rebsorte und bei Letzteren an eines der schönsten Anbaugebiete Italiens. Tatsächlich hat sich Südtirol in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer Quelle überaus leckerer Weine etabliert, die zwar nicht ganz den Schick ihrer weiter südlich beheimateten Mitbewerber haben, dafür aber mit einem oft sehr guten Preis-Genuss-Verhältnis überraschen. Besonders der Lagrein als eine der klassischen Rotweinreben Südtirols wird nun auch hierzulande langsam wiederentdeckt und für seine herbe Beerenfrucht geschätzt. Bei Real findet man ein recht typisches Beispiel für diese Sorte im Regal, das von der großen Genossenschaftskellerei in Bozen abgefüllt wird und durchaus die Verkostung wert ist. Wer daran Geschmack gefunden hat, der kann dann ja im nächsten Südtirol Urlaub direkt »an der Quelle« vorbeischauen und auch das restliche Sortiment kennenlernen: Besucher sind hier im Stammhaus am Grieser Platz in Bozen gerne willkommen.
Verkostung:
Herber, von Veilchen unterlegter Duft nach dunklen Brombeeren, Holunder und einer feinen Ledernote. Fruchtige Ansprache am Gaumen, mittelgewichtig und mit frischem Spiel. Gemäßigte Gerbsäure ummantelt den Körper. Im Nachhall jene gewisse Rustikalität, die für die Sorte typisch ist.
Rebsorten: Lagrein
Trinktemperatur: 17°
Schmeckt zu: Hirschsteaks mit Pfifferlingen
Preis:
Qualität:
Gesehen bei: Real
17. BARBERA D'ASTI TERREDAVINO
Ein guter Barbera verhält sich zum Barolo wie der Golf zum Mercedes: Er besitzt ohne Zweifel eine sehr solide Qualität, ist beliebt und alltagstauglich. Kein Sonntagswein also wie der noble große Bruder im Piemont, der Barolo, sondern eher das, was man sich auch unter der Woche leistet. Leider jedoch neigt die Sorte aber zu hohen Ernteerträgen, was eine Zeitlang (vor allem in den achtziger Jahren) zwar die Geldbeutel einiger gieriger Winzer füllen konnte, jedoch zu einem oft dramatischen Verlust an Qualität und damit an Ansehen mit sich brachte. Gerade über das Supermarktregal wurden große Mengen solcherart dünner, säuerlicher Barbera verramscht. Glücklicherweise setzte dann aber doch wieder ein Umdenken ein und mittlerweile findet diese Rebsorte wieder viele Freunde. Gerade die riesige, aber durchaus respektvoll angesehene Kellerei Terredavino im Örtchen Barolo hat vorbildlich gezeigt, wie es besser geht. Der Wein aus diesem Haus ist sicherlich kein Gewächs für elitäre Feinschmecker, dafür ist er aber ungemein korrekt gemacht, er ist zuverlässig und macht einfach Freude − wie ein Golf eben.
Verkostung:
Ausdruckvoller
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