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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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Erziehung Anstrengung ist und kein Ferienlager.«
    Noch ein Satz, und ich war durch. Es war schwer. Ich schluckte.
    »Ich möchte nicht der Depp sein, an dem alles hängenbleibt.«
    Kein guter Schluss. Ich ließ den Zettel sinken. Und fragte mich, ob ich mich gerade zum Spacken des Universums gemacht hatte. Was wollte ich denn wirklich? Was suchte ich hier? Genau: einen Schiedsrichter. Einen wie diesen glatzköpfigen Italiener. Oder wie jenen, der im WM-Finale 2006 den besten Fußballer der Welt, Zinedine Zidane, vom Platz gestellt hatte. Frau Katzenhuber sollte Charlotte die Rote Karte zeigen, das war es. Das wäre es gewesen. Denn es gab ein Problem: Wenn man zu zweit spielte, konnte man niemanden vom Platz stellen. Und in neunundachtzig von neunzig Spielminuten war diese Schiedsrichterin nicht dabei. Wer entschied dann auf Foul?
    »Vielen Dank«, sagte Frau Katzenhuber mit ihrer Kratzestimme. Dann wandte sie sich an Charlotte. »Möchten Sie jetzt Ihren Text vorlesen?«
    In diesem Moment fielen mir ihre Augen auf. Inmitten ihres zerknitterten Gesichts leuchten diese großen, hellbraunen, wachen Augen, denen nichts entging. Eulenaugen, die im Dunkeln sahen. In der Dunkelheit des wuchernden Gestrüpps, das unsere Ehe war.
    »Ja«, sagte Charlotte. Hatte ich auch bei ihr einen Kloß gehört?
    Sie nahm den Zettel hoch. Zögerte. Blickte immer wieder auf den Text.
    »Trauen Sie sich«, sagte Frau Katzenhuber.
    Charlotte seufzte. Sie blickte mich noch einmal an, wie um Verzeihung bittend.
    »Bitte«, sagte Frau Katzenhuber. »Es ist ein ganz anderer Text. Aber es ist IHR Text.«
    Charlotte räusperte sich. Und blickte wieder auf den Zettel.
    »Dass Philipp aufhört zu jammern.«
    Stille. Und noch mehr Stille. Zwischen dem Ticken der Teakholzwanduhr. War es das? Das war es. Sie ließ den Zettel sinken. Fünf Worte.
    »Ist das alles, was Sie sich von Ihrem Mann wünschen?«
    Charlotte sah die Therapeutin ruhig an. »Nein!« Sie kochte. Aber sie hielt sich noch zurück. »Glauben Sie, ich könnte nicht genauso lange fabulieren wie Philipp? Ich könnte mir wünschen, dass er endlich mal aufwacht, dass er sein Leben in die Hand nimmt, dass er …«
    »Er sitzt neben Ihnen, Sie können ihn ruhig direkt ansprechen.«
    »… dass du dich nicht hinter deinem Gluckenthron versteckst und die Kinder einfach mal in Ruhe lässt! Dass du nicht bloß dämlich auf mich wartest, sondern mich zurechtweist und einspannst. Dass du nicht darauf starrst, was ich tue, sondern selber Karriere machst. Dass du endlich ein Comedystar wirst, denn eigentlich kannst du es nämlich. Und das alles wünsche ich mir «, flötete sie sarkastisch. »Aber genauso gut könnte ich mir wünschen, dass Sarah Wagenknecht Bundeskanzlerin wird und Brad Pitt mir stündlich simst, wie geil er meinen Arsch findet. Aber das hier ist doch keine Weihnachts-Wunschliste von Linus, auf der die Nummern von zehn Lego-Starwars-Raumschiffen stehen!« Sie war immer lauter geworden.
    »Warum nicht?«, fragte die Therapeutin.
    Charlotte holte tief Luft. Es war unter ihrem Niveau. Als ob Götz George als Sprecher für Conni auf dem Bauernhof verpflichtet worden wäre. »Weil wir verdammt noch mal erwachsene Menschen sind, die sich die Widrigkeiten des Daseins nicht einfach wegträumen können mit irgendeinem Kleiner-Prinz-Gesäusel!«
    Ihre Stimme überschlug sich. Frau Katzenhuber hatte immer noch keine Angst. Sie sah Charlotte ungerührt an.
    »Warum reden Sie so schlecht über Ihr inneres Kind?« Ihre Stimme war genauso leise und bestimmt wie vorher. »Vielleicht ist es klüger, als Sie denken.«
    Das war zu viel. Das konnte Frau Katzenhuber nicht wissen. Aber ich wusste es.
    »GUT«, schrie Charlotte, »und dann komme ich als kleines Mädchen nach Hause und sehe, wie Philipps bester Freund auf meinem Schlafsofa Rollenspiel-Sex mit einem Model hat! Meine Wohnung als Puff, okay, das ist vielleicht amüsant. Aber jetzt kommt Philipp und will, dass Max bei uns EINZIEHT!«
    »Quatsch«, sagte ich müde. »Er soll lediglich vorübergehend bei uns wohnen. Weil Theresa ihn rausgeschmissen hat. Und zwar weil DU …«
    »Aber jetzt hört’s doch auf!«, schrie sie. »Du bist einfach nicht in der Lage, NEIN zu sagen! Oder dich in irgendeiner Weise gegen irgendjemanden durchzusetzen. Sei es deine Agentin, dein bester Freund oder dein Gemüsehändler. Mein Mann schreibt seit drei Jahren eine Kolumne für unsere zweitgrößte Zeitung, und zwar UMSONST!«
    Die Wiederholung der Wiederholung

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