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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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dem Besorgt-Modus hatte sie wieder umgeschaltet in die Geburtstagsüberraschungs-Stimmung. Ben, der nebenan Anrufe annahm und abwimmelte, kam aus dem Nebenraum und brachte neben einer Christian-Dior-Wolke zwei Jahrespläne mit, zwölf zusammengeheftete Zettel, für jeden Monat einen. Ines beugte sich über den Plan.
    »Lass mal sehen …« Sie strich sich wie unbewusst mit einem Finger zart übers Gesicht und blickte dabei mit Genugtuung auf den Plan, wie ein Jäger, der einen 18-Ender-Rehbock direkt vor seine Kimme bekommen hat. Ich bin mir sicher, dass Frauen dieselben Jagdinstinkte haben wie Männer.
    »Du hast doch Zeit, oder?«, fragte sie.
    »Äh, wie?«
    »Na, für die Besprechung. Du hast nicht wieder irgendeinen Kindergeburtstag oder Elternabend?«
    Das nicht. Nur Linus’ wichtigsten Wettbewerb des Jahres. Den ich längst hätte erwähnen sollen. Zusammen mit der Ankündigung, dass ich um sechs losmusste. Eigentlich um halb sechs.
    Aber sie wartete gar nicht auf eine Antwort. Sie lächelte und redete sofort weiter. »Wird nämlich etwas länger dauern, mein Lieber. Denn ich habe zwei faustdicke Überraschungen für dich. Lass mal sehen, Oktober …«
    Ich schaffte es nicht. Ich hätte ihr immer noch ins Wort fallen können, aber ich saß vor der eifrigsten Terminjägerin Nordeuropas und brachte es nicht übers Herz, ihr von MEINEM Termin zu erzählen. Von meinem Versprechen an Linus. Und ich war auch schon mitten in ihrem Strudel und sah bereits beim flüchtigen Durchblättern, dass der Kalender schwarz war vor Terminen, die alle besprochen werden mussten, die Besprechung würde folglich sehr lange dauern, und noch länger würde es brauchen, irgendeinen Termin aus diesem Kalender wieder herauszueisen, damit ich meine Kinder in den nächsten zwölf Monaten überhaupt noch mal zu Gesicht bekam. Toller Superdaddy.
    »Moment«, sagte ich, »ich muss kurz aufs Klo.«
    Zwölf SMS. Fünfundzwanzig Mails. Und endlichendlichendlichendlich:
    Von: [email protected].
    Betrifft: Buñuel.
    Sie hatte geschrieben. Alles war gut. Mein Herz hüpfte wie ein Jo-Jo. In meiner letzten Mail hatte ich von Buñuel geschwärmt, dem spanischen Surrealisten und Regisseur, wahrscheinlich um auf das Thema sexuelle Obsession zu kommen, das seine Filme beherrscht (in Spanien waren sie lange verboten). Aber natürlich vor allem als Test: Kannte sie nur How I met your Mother und Stirb langsam ? Oder auch die Pariser Surrealisten: André Gide, Salvador Dalí, Luis Buñuel? Geist ist sexy. Bitte, bitte, flehte mein klopfendes Herz, schreib jetzt nichts Blödes. Was schrieb sie?
    Filipe! Du obskures Objekt meiner Begierde. Ist deine Freiheit nur ein Gespenst? Wohin führt uns dein diskreter Charme? Luis war ein großer Atheist und ein noch größerer Trinker. Heute 23 Uhr Bar Tarantino, Jakobskamp 7? Deine Belle de Jour
    Ich schluckte. Vier Filmtitel in drei Zeilen. Woher kannte sie Belle de Jour, Das Gespenst der Freiheit und Der diskrete Charme der Bourgeoisie? Entweder sie studierte Hispanistik mit Schwerpunkt auf revolutionärem Film. Oder sie war gar nicht 22.
    Meine Viridiana, tippte ich, mein Würgeengel. Buñuel liebte Bars ohne Musik, stille Klöster meditativen Trinkens. Jeden Tag von fünf bis sechs dachte er sich dort einen Film aus. Jeden Tag. Eine Stunde. Ein Film. Wie sähe unser Film aus, wenn wir nur eine Stunde hätten?
    Ich wollte auf Senden drücken und erwischte eben noch Als Entwurf speichern. Wofür sollte sie mich halten? Sie ließ mich sechs Stunden warten, und ich, der hyperbeschäftigte Komiker, Familienvater und Ehemann, antwortete nach zehn Minuten. Ein Superloser. Und zuallererst musste ich mir darüber klarwerden: Wollte ich sie überhaupt sehen, heute Nacht um elf? Nach fünf Wochen Mailen. Wollte ich?
    Ich hatte keine Ahnung. Und öffnete noch die SMS von Linus:
    aine runde waita. wan komst du?
    Ach Linus, es geht um mein Leben! Um deinen Geburtstag und die Adventssonntage. Um Jugend Musiziert und Charlottes Kongress. Ich tippte:
    vielleicht etwas später. dein super-papa.

4
    Die erste Überraschung kam mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger auf mich zu, als ob sie mich gleich aufspießen würde.
    »Nienweser!«, sagte die Überraschung in breitem Hamburgisch. »Wie du das Ding gerockt hast! Alter Verwalter.«
    Nienweser, genau. Sterile Stadthalle. Achthundert rotgesichtige Niedersachsen, bei denen ich mich ernsthaft gefragt hatte, ob sie überhaupt Kinder hatten. Und wenn ja, von wem. Wahrscheinlich von

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