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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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auf’n Samstag?« Er blickte abwechselnd Ines und mich an, als ob wir gerade vorgeschlagen hätten, mich in Gerald Grütze umzubenennen.
    Ines knickte sofort ein. »Den Wettbewerb von Linus müssen wir ihm lassen«, sagte sie in mütterlichem Ton. »Der ist grad mal zehn.«
    Wie schön, dass sie von mir in der dritten Person sprach. Während ich nur wenige Zentimeter von ihr entfernt saß.
    »Aber Luna«, ihr Ton wurde forscher, »wird die nicht fünfzehn? Oder sechzehn? Die feiert doch nicht mehr mit Topfschlagen und Mami und Papi, oder?«
    In Brackwedes Augen blitzte Optimismus auf. Kam ich zur Vernunft? Und was tat man, wenn eine sexy Endzwanzigerin und ein verlebter Mittfünfziger einen in die Zange nahmen? Bevor mir etwas Schlaues einfiel, hatte Hotte sich schon väterlich vorgebeugt.
    »Kenn ich doch, die Probleme. Is doch bei allen Großen dasselbe. Die Frauen maulen, die Kinder jammern.« Sein Blick wurde fürsorglich, er senkte die Stimme. »Das musst du diplomatisch angehen. Mit deiner Süßen gehst du in New York shoppen. Das zieht bei jeder.« Ganz weich sprach er plötzlich, geschmeidig modulierte er die Worte, wie Christian Brückner, die deutsche Stimme von Robert de Niro. »Und die Kinder fragst du einfach, ob sie ’n Haus mit Pool wollen. Und dann sachst du: Mädels, dafür muss euer Superdaddy jetzt ’n büschen auf Tour gehen. Wie ’n richtiger Seemann. N Comedy-Kapitän!« Wahrscheinlich sollte ich den Kindern dabei genauso zuzwinkern, wie er es jetzt vormachte.
    »Aber Anfang März«, mischte Ines sich ein, »seh ich auch ’n Problem. Da haben wir ja schon einen Gig in Großburgwedel und im Kulturbauernhof Kisdorf.«
    »Kulturbauernhof?« Hotte grinste, als habe sie einen versauten Witz erzählt. »Loide, in welcher Welt lebt ihr? Wollt ihr Geld verdienen? Oder in Fußgängerzonen ’n Hut aufstellen?«
    Ines lächelte hilflos. »Horst, da gibt’s Verträge …«
    »Vergiss es!« Er zeigte beim Lächeln seine kleinen Zähnchen. »Kauf dich raus! Kleines Strafgeld, bums aus. In den Klitschen wird Philipp sowieso nie wieder auftreten. Hier, der Komiker, der immer den Inder macht, hat sich auch überall rausgekauft. Kein falsches Mitleid! Kommt der nächste Nachwuchsarsch und freut sich über den freien Termin.«
    Mir wurde flau im Magen. Wir sahen ganz klein aus, Ines und ich. Wir blickten Hotte nur noch hinterher, der fröhlich pfeifend voranmarschierte und uns den Weg zeigte, den die anderen Stars schon gegangen waren. Unter seiner väterlichen Obhut. Es gab da nur zwei kleine Probleme. Erstens war ich nur noch Statist in meiner eigenen Show. Der Regisseur hieß Hotte. Und wenn zweitens das Eisdielenmassaker ein One-Hit-Wonder blieb, und ich doch wieder beim Kulturbauernhof Kisdorf anklopfen musste, was dann? Dann wäre Hotte leider nicht mehr erreichbar. Weil er dann nämlich gerade dem nächsten Comedy-Kometen die Hand zerquetschen und Anekdoten über den kleinwüchsigen rumänischen Rockmusiker erzählen würde.

5
    »Das war Fahrerflucht«, maunzte Ines, nur weil ich beim Ausparken einen Audi 600 geschrammt hatte. Ach was, touchiert. Mit bloßem Auge gar nicht zu sehen. Aber so ein Audi-Besitzer lief damit zu seinem Händler und ließ sich für zehntausend Euro den Wagen neu lackieren. Da sollte ich mich selbst anzeigen? Wo wir es angeblich so eilig hatten, um die zweite Überraschung nicht zu verpassen? Mir hatte die erste schon gereicht.
    »Okay, es war Fahrerflucht. Aber das eben war Missbrauch von Schutzbefohlenen. Und Beihilfe zur Zuhälterei.«
    Meine Nerven waren am Ende. Schon vor einer halben Stunde war die SMS von Linus eingetroffen:
    entrunde! wo blaibs du papa?
    Seitdem wollte ich los, aber Ines bestand darauf: Was mich jetzt noch erwartete, wäre der wichtigste Termin seit Churchills Kriegserklärung an Hitler.
    »Willst du kein Geld verdienen?«, fragte sie, während sie vor einem Taschenspiegel ihren Lippenstift nachzog.
    »Doch. Aber nicht verraten und verkauft werden.«
    Sie ließ den Taschenspiegel sinken. »Philipp, das ist eine Option! Was glaubst du, mit wie vielen Tourveranstaltern ich verhandle? Wir suchen uns den besten aus. Zusammen!«
    »Ich habe dich nicht um einen Tourveranstalter gebeten.«
    »Philipp, das ist Bundesliga. Und das große Geld verdienst du nun mal in den Hallen und nicht in der Kleinkunstbühne Rammelsdorf.« Sie starrte mich offensiv von der Seite an.
    Leider konnte ich nicht zurückstarren, denn ich musste mich auf den Verkehr rund um den

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