Superdaddy: Roman (German Edition)
eiskalte Wasser plumpsen lassen. Und da zappelte ich jetzt hilflos herum.
»Ich würde gern erst das Konzept sehen.« Cool. Das hätte ich mir gar nicht zugetraut. Charlotte wäre stolz auf mich gewesen. Und Max erst.
Mandelson warf die Kippe weg und schnappte sich seine Aktentasche. »Mail ich Ihnen. Wir reden nach der Aufzeichnung.«
7
Der Salon du bloc lag eine Viertelstunde vom Flughafen entfernt. Ich hatte Ines in ein Taxi gesetzt und war hierher gerast, und statt einen Parkplatz zu suchen, hatte ich den Jeep direkt in einer Einfahrt geparkt. Von drinnen sah das Boulderzentrum aus wie das Innere des menschlichen Körpers, lauter Wände, die auf einen zukamen und sich in verschiedene Richtungen bogen, übersät mit Griffen in allen Formen und Farben, marmoriert und gepunktet, aber es waren nur noch ein paar Helfer da, die bei Lounge-Musik den letzten Müll wegräumten. Ich blieb einen Moment stehen, roch den Schweiß und stellte mir vor, wie Linus hier an der Wand gehangen hatte, der ganze Körper gehalten durch seine rechte Hand, die einen roten Griff umkrallte, unter den lauten Go!- und Yeah!-Rufen der Kletter-Community. Und das hatte ich sausen lassen für einen HSV-Fan und einen heiseren Gauloises-Raucher. Ich würde doch ein Buch schreiben. Einen Lebensberater für Shooting Stars. Das mit dem Schreiben würde ich zeitlich hinkriegen. Denn ich würde mit einem Satz auskommen: Don’t do it!
Eine halbe Stunde später rannte Linus im Halbkreis um den Küchentisch herum, an dem Charlotte, Lasse und Luna saßen. »Ich hänge also so, und dann muss ich zu dem braunen, ungefähr da, und weil, Trond hatte den Boulder ja nicht ganz geschafft, also ich wusste, wenn ich den kriege, wenn ich den kriege, Papa, dann wusste ich …«
»Linus, das hast du schon dreimal erzählt«, stöhnte Luna.
»Ja, einmal dir, einmal Lasse, einmal Mama. Aber jetzt ist Papa ja noch gekommen.«
Ich lehnte in der Tür. Mein schlechtes Gewissen war so schwer gewesen wie das Matterhorn. Aber wozu eigentlich? Niemand von uns war da gewesen, aber Linus war happy und kregel wie eine Wüstenrennmaus.
»Also, der braune über mir. Ich muss mich soo rüberschwingen, Papa, verstehst du? SO!«
Ich verstand gar nichts. Man kann von Klettern in etwa so gut erzählen, wie man Gemälde riechen kann. Vor allem, wenn man selbst noch nie an dieser Wand gehangen hat.
»Ich lasse mir noch ’n Chalk-Bag geben, um Zeit zu gewinnen, verstehst du, ich war ja so außer Puste, ich nehme etwas Chalk, und dann schwinge ich, ich höre schon, wie die anderen alle ›Linus‹ brüllen, und dann …«
Dann hatte er ihn bekommen. Er hatte Trond geschlagen. Trond, den Meister der Meister. Damit hatte weder ich gerechnet noch irgendjemand sonst. Hätte ich das geahnt, wäre ich nie und nimmer nach Fuhlsbüttel gefahren. Ich sah die Szene vor mir: das Gesicht von Linus, die blonde Matte mit einem Haarband zusammengebunden, damit sie ihm nicht die Sicht raubte. Ich sah, wie er herumschwang, den braunen Griff zu fassen kriegte und dann mit einem Arm seinen ganzen Körper nach oben zog und noch drei Sekunden unter der Decke hing, den jubelnden Saal unter sich. Und ich war woanders gewesen. Ich würde immer woanders sein. Und musste ihnen das irgendwie verklickern, das Ergebnis der Jahresplanung.
»Ich wollte euch mal was fragen«, sagte ich wie nebenbei, als Linus fertig war, aber immer noch wie ein aufgezogener Wackeldackel um den Tisch herumlief. »Was würdet ihr eigentlich von einem Haus mit Pool halten?«
»Ernsthaft?« Linus blieb plötzlich stehen.
Ich zuckte nur mit den Schultern, und alle sahen mich wie betäubt an.
»Papaa«, schrie Linus in die Stille, »das wär soo krass! Da üb ich tauchen. So!« Er deutete einen Köpper mit nachfolgendem Tauchgang an.
»Nicht schlecht.« Lasse verzog den Mund zu einem sehr breiten Grinsen. »Aber mit Sprungturm. Dann üb ich Kunstspringen. Doppelter Salto rückwärts. Richtig cool.«
»Bäm!«, sagte Luna. »Zur Einweihung ’ne Poolparty. Mit Band. Und Koks. Und um Mitternacht sind alle nackt.«
»Haus mit Pool! Haus mit Pool!«, stimmten Lasse und Linus als Schlachtruf an, zogen durch die Küche und wedelten mit imaginären Fahnen.
»Äh, werd ich auch noch gefragt?«, sagte Charlotte.
»Na-ain«, riefen die Kleinen. »Du wirst NICHT gefragt!«
Inzwischen hüpften alle drei im Kreis und versuchten dabei mit den Armen, die Decke zu berühren.
»Haus mit Pool! Haus mit Pool!«
»Ihr Süßen?«,
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