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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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noch nie so schlecht angekommen wie heute. Nicht annähernd. Ebenso gut hätte ich vor australischen Aborigines spielen können. Nur am Ende der Nummern, da hatten die jungen Damen so frenetisch gejubelt, als ob ich gerade auf dem Mars die St.-Pauli-Flagge gehisst hätte. Weil der Animateur es ihnen vorher genau so beigebracht hatte. Nur mit mir und meiner Komik hatte der Jubel nichts zu tun gehabt, denn während der Nummern hatte absolute Stille geherrscht, so gähnend, dass mein Timing schlechter und schlechter geworden war. Ich durfte gar nicht daran denken, wer heute alles zugesehen hatte: Lasse, Linus und Luna, Horst Brackwede und Piet Mandelson, Sender- und Programmchefs, der Gott der deutschen Fernsehunterhaltung, ja sogar Axel Hubi, der mir eben folgende SMS gesandt hatte:
    Ging steil, Digger! A.
    So steil, dass er sich sofort verpisst und nur die SMS geschrieben hatte. Und ausgerechnet dieser Auftritt würde zur besten Sendezeit im deutschen Fernsehen kommen. Und in Österreich. Und in der Schweiz. Wenn das kein Grund zum Feiern war.
    Zweihundert Gäste waren noch da. Mindestens. Ein Martyrium. Jedem Einzelnen würde ich von Itzehoe und Braunschweig berichten müssen und dabei in mitfühlende Augen sehen. Hotte Brackwede entdeckte mich als Erster, ergriff meine freie Hand, zerquetschte sie und rief, er hätte Tränen gelacht, Tränen! Dabei klopfte er mir so heftig auf die Schulter, dass mir das Mojitoglas fast aus der Hand fiel. Und schon kamen die Nächsten, einer nach dem anderen reichte mir die schweißige Hand, die Frauen umarmten mich, drückten mir unaufgefordert Küsschen auf die linke Wange, auf die rechte, waren wir in München? Und alle versicherten, sie hätten Bauchweh vor Lachen gehabt. Endlich entdeckte ich Mandelson. Er stand am anderen Ende des Saales, lehnte an einem weißen Pfeiler und zündete sich eine filterlose Zigarette an. Ines redete auf ihn ein, wollte gute Laune verbreiten, aber Mandelson würde mir die Wahrheit sagen. Dass nämlich meine Fernsehkarriere in dem Moment beendet war, in dem sie anfangen sollte, nämlich heute Abend. Ich brauchte einen zweiten Mojito. Mit sehr viel Rum. Jetzt hatte Mandelson mich auch gesehen, er löste sich vom Pfeiler, wandte sich langsam von Ines ab, die unbeirrt weiterredete, und ging einen halben Schritt auf mich zu.
    »Philipp!«
    Ein absolutes Novum zeigte sich in seinem Gesicht: die Andeutung eines Lächelns. Wahrscheinlich überlegte er gerade, wie er mir das Aus für meine TV-Show so verklickern konnte, dass ich ihn nicht vor allen Leuten verprügelte.
    »Piet!«
    Selbst in diesem Schummerlicht nahm er die Marcello-Mastroianni-Sonnenbrille nicht ab. Brauchte er das für sein Ego? Oder war er ein Albino?
    »Und?«, fragte er, als sei nichts passiert.
    »Philipp, du warst fun-tas-tisch!«, schwärmte Ines, deren Push-up ihrem Busen außerirdische Dimensionen verlieh. »Ich sage nur: Fun Unlimited!«
    Ihr Wille zum positiven Denken ging so weit, dass sie die Null-Reaktionen im Saal vermutlich gar nicht wahrgenommen hatte.
    »Na ja.« Ich lächelte verlegen. »Vorgestern in Itzehoe und Mittwoch in Braunschweig …«
    »Mach dir kein’ Kopf.« Mandelson legte mir die Hand auf die Schulter. »Die paar Lacher, die fehlen, hauen wir in der Post-Production rein.«
    Post-Production? Kamen die dann vom Band? Wie in How I met your mother ? Ich sah zu Ines. Sie strahlte. Ich konnte dieses Strahlen langsam nicht mehr ertragen. Was hätte ich darum gegeben, sie einmal nicht strahlen zu sehen, einmal pessimistisch, einmal verzagt. Was musste denn noch passieren?
    »Du warst auf den Punkt«, raunte Mandelsons heisere, tiefe Stimme, die sich durch das Gemurmel von zweihundert Aftershowgästen nicht irritieren ließ, »darauf kommt’s an. Und deine Kamera-Arbeit …« Er schüttelte respektvoll den Kopf, als hätte ich gerade einen doppelten Flicflac hingelegt. Aus dem Stand.
    Anscheinend hatten sich alle Anwesenden gegen die Realität verschworen. Na ja, Fernsehen war eben genau das: eine Verschwörung gegen die Realität.
    »Pass auf, ich hab was für dich.« Er zog Papiere aus seiner Tasche. »Hab ich mit Ines schon alles festgeklopft.«
    Sie nickte. Und lächelte. Ich wollte ihr eine reinhauen, aber in dem Moment spürte ich, wie zwei Ärmchen meine Beine umschlangen.
    »Papaaa!!! Ich hab dich!«
    Linus. Er hätte längst im Bett sein müssen. Aber Charlotte war auf einem Kongress über New Fatherhood, unsere Babysitterin hatte heute um halb drei

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