Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
Vom Netzwerk:
Lokstedt und Schnelsen, wo die Riesenflieger in hundert Meter Höhe durch den Vorgarten dröhnten wie in einem Alien-überfallen-die-Erde-Film: Man glaubt, man müsse nur die Hand ausstrecken, um die Außenhaut des Flugzeugs zu berühren. Man konnte über den Sozialismus sagen, was man wollte, aber eine solch gigantische Fehlplanung wäre dort nicht möglich gewesen.
    »Sorry«, hauchte Mandelson nach einer gefühlten halben Stunde, die wir im beständigen Röhren, Rauschen und Dröhnen verbracht hatten. Er schien meinen Widerwillen zu ahnen. »Ich liebe es hier.« Endlich zündete er sich seine Gauloises an, wofür er zehn Versuche brauchte, da der Wind sein Feuerzeug sabotierte. »Also, Frau Meyer hat Ihnen sicher schon alles erzählt. Deutschland sucht den Superdaddy. Wir haben es schon fast durch die Gremien … Moment … Ja?«
    Das nächste Telefonat. Frau Meyer war Ines. Und sie hatte mir nichts erzählt. Und zwinkerte mir jetzt umso heftiger zu, während Mandelson uns seinen breiten Schwimmerrücken zuwandte. Ich hatte Schwimmer immer bewundert. So mussten Männer aussehen. Aber wer hatte Lust, sich Tag und Nacht durch Chlorwasser zu wühlen?
    »Wieso hast du mir nichts davon erzählt?«, zischte ich Ines zu.
    Sie lächelte in einer Weise, die sie für raffiniert hielt. »Sollte doch ’ne Überraschung werden. Und beim Fernsehen weiß man nie. Und deine Nerven …«
    Eine schöne Ausrede für ihre Überrumpelungstaktik. Aber wie lange hielten meine Nerven das hier noch durch? Die Zeit verrann. Auch im Salon du bloc. Linus war bereits gestürzt. Oder ganz oben. Beim Bouldern gab es nur diese beiden Möglichkeiten. Im Leben auch.
    »Sorry.« Mandelson war wieder da. »Also, die Show wird ’n Riesending. Wir dürfen jetzt bloß keine Zeit verlieren.«
    »Kann ich mir gut vorstellen«, sagte ich bewusst sehr laut, damit wenigstens er mich verstand. »Ich schreib gern mal ’n Konzept.«
    Mandelson zog kurz den Rotz in seiner Nase hoch und dann an seiner Zigarette.
    »Das Konzept steht doch seit Juli«, sagte er mit seiner extrem leisen, tiefen und abhörsicheren Stimme. Schon aus zwei Meter Entfernung verstand man nichts mehr. Hatte er früher beim BND gearbeitet? Ich streckte meinen Kopf vor wie ein Vogel, um diese nicht unwichtigen Informationen zu ergattern. »Da ist Frau Meyer ja schon lange dran. Nein, wir haben gute Autoren, machen Sie sich keine Sorgen. Promis, Sketche, Quiz, Stand-ups. Sie müssen im Grunde nur gut aussehen. Das Problem liegt ganz woanders.«
    Er saugte gierig den Teer aus dem zerknitterten weißen Stummel, atmete eine Rauchwolke aus und blickte in die Ferne. Gott allein wusste, wo seine Gedanken in diesem Moment schon wieder hingewandert waren. Seine Aufmerksamkeit zerbröselte ihm wie die Kippe in seiner Hand. Er sah auf seine Schweizer Uhr. Und wandte sich mir wieder zu. »Wir haben mitbekommen, dass …«
    Motorenheulen.
    »Wie bitte?«, brüllte ich.
    Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Die Privaten planen ein Me-too. Die wollen sogar auf Sie zukommen. Deshalb müssen wir jetzt schnell an die Öffentlichkeit. Und dazu brauchen wir natürlich ein wasserdichtes Ja.«
    Ich blickte ihn verständnislos an. Ich hatte ihn vor zwanzig Minuten zum ersten Mal gesehen. Vor drei Minuten erzählte er mir von einer TV-Show, deren Konzept ohne mich erstellt worden war. Und dazu sollte ich jetzt ein wasserdichtes Ja abgeben? Wo war die versteckte Kamera?
    Er rückte ganz nahe an mich heran. »Oder sind die schon auf Sie zugekommen?«
    »Nein!«, sagte ich verdattert.
    »Also?«, fragte Ines. Sie sah mich an, als ob sie mir gerade das selbstgebastelte Hauptgeschenk überreicht hätte.
    Aber ich sah ein ganz anderes Bild: zwei Gangster, die mich höflich darum baten, mich kidnappen zu dürfen. »Also, äh …«, ich schüttelte den Kopf, »das … wann soll es denn überhaupt losgehen?«
    »Erster Pilot im November«, sagte Mandelson. Seine Zigarette glimmte und schwelte in der Dämmerung. Beide starrten mich an.
    »Ich weiß, es klingt blöd«, sagte ich mit schwacher Stimme, »aber ich muss das erst mal mit der Familie besprechen.«
    Ines’ Blick traf mich wie ein Blitz: Du Vollidiot, was überlegst du noch!
    Mandelson zog noch mal an der Kippe. »Geht’s um Geld?« Er rückte seine Sonnenbrille zurecht. »Da sind wir flexibel.«
    Geld. Daran hatte ich überhaupt noch nicht gedacht. Was kriegte man für so eine Show? 5000? 10   000? 100   000? Keine Ahnung. Ines hatte mich ins

Weitere Kostenlose Bücher