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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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schnellstmöglich zu verschwinden. Sollte Ines doch die Verhandlungen führen.
    ich buche dich. wo bist du?
    »Ich sag dir was«, er trank sein Bier aus. »Bei den Öffentlich-Rechtlichen muss jeder Furz von dreizehn Sendeanstalten samt katholischem Beirat genehmigt werden.« Er legte mir die Hand auf die Schulter. »Also, wenn du die Eltern von Jopi Heesters als Zuschauer möchtest: Geh zu Mandelson!«
    Brr Brr.
    musst mich schon finden

9
    Den Gott der deutschen Fernsehunterhaltung ließ man nicht stehen, das war mir schon klar. Es sei denn, für Alexa22.
    wie sieht mein escort aus?, simste ich und überblickte von der Balkontür aus den Raum, der noch voller, verqualmter und überhitzter geworden war. Und ungleich attraktiver.
    cooler schwarzer mini
    Eine präzise Beschreibung – von etwa achtzig Prozent der Frauen hier. In Zeitlupe schlenderte ich durch die verschwitzte Menge. Die Kleinen mussten dringend nach Hause. Aber noch schien es ihnen gutzugehen. Lasse stand beim NDR-Intendanten und jonglierte mit drei Äpfeln vom Buffet. Linus redete auf eine Moderatorin der NDR-Talkshow ein. Luna sprach mit Horst Brackwede, dem die dunkelbraunen Glubschaugen einen Meter weit aus dem Kopf hingen. Aber wo war Alexa22? Die da drüben war etwas zu alt. Die am Fenster zu unbedarft. Die neben dem Regisseur wäre hingekommen, aber das war seine Freundin. Die am Dessertbuffet war rothaarig – Alexa hatte doch keine roten Haare! Wieso glaubte ich eigentlich, dass sie toll aussah? Und warum kümmerte ich mich nicht um meine Zukunft als TV-Moderator, sondern um eine Anonyma aus dem Netz? Ich ging zur Bar und holte mir einen zweiten Mojito. Die Barfrau! Nein, kein schwarzer Minirock.
    Brr Brr
    hat dieser tiger auch zähne?
    Na großartig. Zahnloser Tiger. Wahrscheinlich war ich schon drei Mal an ihr vorbeigetapst, und sie lachte sich tot, dass ich sie nicht angesprochen hatte. Mich nicht getraut hatte. Sie hätte sich vielleicht mal klarmachen müssen, dass ich hier die Hauptperson war. Dass sie mich anguckte, gab sie nicht zu erkennen. Alle Frauen, die ich hier anlächelte, lächelten zurück. So musste es auch dem jungen Kachelmann ergangen sein. Aber ich wollte nicht zwölf Lausemädchen, denen ich um Mitternacht erotische Sammel-SMS schickte. Ich wollte Alexa22, niemanden sonst, und vorher kein weiteres Gespräch mit Mandelson, Brackwede, Ines oder dem Gott der deutschen Fernsehunterhaltung.
    »Entschuldigen Sie, darf ich mich kurz vorstellen: Harald Stelzenläufer!« Ein dicker, gutmütiger Zwerg hatte sich mir in den Weg gestellt. Ich wollte ihn grade wegschieben, da fügte er hinzu: »RBB.«
    Ein schwerer, unsichtbarer Eisenhammer ging auf meinen Kopf nieder. Der Reflex funktionierte auch zwanzig Jahre nach der Wende. Ich hätte mir niemals eine RBB-Sendung angesehen, aber wenn mir ein Ossi gegenüberstand, und dann noch aus der Tiefebene der Trostlosigkeit, aus Brandenburg, wurde ich wehrlos.
    »Wir sind interessiert an Ihnen als Moderator!«
    Hörte ich einen sächsischen Akzent? Aber das wäre doch der MDR gewesen! Musste der RBBler nicht berlinern?
    »Es geht um unsere Sendung Hiergeblieben ! Menschen, die sich freiwillig dazu entschieden haben, bei uns in Brandenburg zu bleiben. Also, junge Menschen …«
    Wer konnte das sein? Wahrscheinlich sehr morbide Gestalten. Mit einer Vorliebe für monokulturelle Landwirtschaft, abbruchreife Häuser und eingeschnappte Altkommunisten.
    »… die sogar bei uns eine Familie gründen wollen. Und wer wäre da besser geeignet als …«
    Ich. Musste. Hier. Weg. Denn da …
    »Sie! Und diese eine Nummer von Ihnen, die is ja wirklich köstlich, ich mein die, die in dieser Eisbude spielt.«
    Eisbude. Das hieß Eisdiele! Egal. Ich musste den Zwerg entsorgen, denn da war sie, das musste sie sein. Ganz kurzer Mini. Dunkelrot geschminkte Lippen. Schwarzes, lockiges, schulterlanges Haar. Und dieser hintergründige Blick. Sie stand etwas versteckt an einer Säule, deswegen hatte ich sie nicht gleich entdeckt. In der einen Hand ein Cocktailglas. Trank sich Mut an. Aber ich würde jetzt noch mutiger sein.
    »Hochinteressant«, unterbrach ich den RBB-Mann, »aber ich muss …«
    »Sie müssen nicht sofort antworten«, beruhigte er mich. »Ich komme nachher noch mal auf Sie zu. Wichtig ist nur, dass Sie Ihren Wohnsitz nach Brandenburg verlegen.«
    Ich ging einfach, es nützte ja nichts. Ich ließ ihn stehen, ging auf sie zu, blickte ihr offensiv in die Augen und stellte mich lässig neben sie.

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