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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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vor Lasse.
    »Linus, nun lass doch mal«, zischte Luna.
    Das Geschenkpaket hüpfte nach oben.
    »Linus«, stöhnte Charlotte.
    Das Geschenkpaket wedelte hin und her. Ich hörte Linus glucksen. Lasse spielte ungerührt die Schlusskadenz.
    »Linus, jetzt hau ab!« Luna packte ihren Bruder und zerrte an ihm, er ließ das Geschenk fallen und heulte auf.
    »Tolle Schwester! Jetzt ist alles geschrottet!«
    »Luna, jetzt lass ihn doch.«
    Charlotte. So halbherzig wie gewohnt. Wahrscheinlich war sie in Gedanken in ihrem nächsten Aufsatz über gescheiterte Neue Männer oder auf unserem New-York-Trip übernächste Woche. Manhattan. Dort wollte sie ihr Professorengehalt der letzten sechs Monate in drei Tagen verprassen.
    Lasse ließ sich nicht ablenken. Er spielte den Schlussteil, während Luna und Linus sich außerhalb des Bildschirms schwere Verletzungen zufügten. Es klang, als wären Erste-Hilfe-Kenntnisse nötig, über die meine Intellektuellenfrau leider nicht verfügte.
    »Das machst du neu!«, brüllte Linus. »Das kannst du mir alles ersetzen! Weißt du, wie lange ich daran gebastelt habe?«
    »Zwei Minuten?«, höhnte Luna. »Ach nee, Entschuldigung, DU sitzt an so was ja zwei Jahre.«
    »Vielen Dank, mein Spatzl«, bedankte ich mich bei Lasse, der den letzten Ton hatte verklingen lassen und verstohlen zu seinen Geschwistern rüberguckte. Charlotte gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
    »Lass Papa und mich mal eine Sekunde allein reden, ja?«
    Sie schob ihn aus dem Wohnzimmer, zu seinen Geschwistern, die sich im Flur gerade die Haare ausrissen, schloss die Tür und setzte sich mit breitem Grinsen vor den Mac. Ihr Gesicht füllte jetzt den ganzen Bildschirm aus.
    »Na, Schätzchen, was wünschst du dir? Soll ich für dich strippen?«
    Ach Charlotte. Könntest du dich nicht einmal um unsere Kinder kümmern? »Charlotte …«, setzte ich an.
    »Du willst es, he? Du bist doch jetzt in dem Alter, wo man selber keinen Sex mehr hat, sondern Frauen dabei zusieht, wie sie sich ausziehen. Was hast du dir heute Nacht auf deinem Computer angeschaut?«
    »Nichts.«
    »Sag schon. Pornhub, Pornflag, Pornworld?«
    Nur weil sie grade ein Seminar über feministische Pornographie gab und sich selbst das ganze Zeug reinzog, guckte ich immer noch keine Pornos im Netz. Ich hätte es vielleicht sogar getan. Wenn ich nicht immer sofort den Eindruck gehabt hätte, ein Bodybuilder mit abgebrochener Hauptschule hätte dort Regie geführt.
    »Ich male mir lieber meine Lieblingsszene aus«, sagte ich.
    »Was denn, Schatz?«, lispelte sie wie Susi Sorglos und riss die Augen auf.
    »Das willst du nicht hören.«
    »Raus damit!«
    »Ist aber kein Blümchensex.«
    »Eben. Leg los!«
    »Also. Du bist Kommandeurin der Steuerpolizei.«
    »Du hast Steuern hinterzogen?«
    »Klappe. Du beschlagnahmst mein Arbeitszimmer, schließt mich in unser Schlafzimmer ein …«
    »Äh, Philipp, wir haben gar kein Schlafzimmer.«
    »Es ist eine Phantasie! ›Und jetzt‹, sagst du und drängst mich gegen die abgeschlossene Tür, ›werde ich dich festnehmen lassen. Du zahlst eine Million Strafgeld und kommst für fünf Jahre in den Knast. Es sei denn …‹«
    »Stopp!«
    »Spielen wir das mal?«
    »PHILIPP!« Sie wurde rot. Zum ersten Mal in sechzehn Jahren.
    »Als Geburtstagsgeschenk?«, flüsterte ich.
    »Pass mal auf, du Super-Husband.« Sie schüttelte ihre Mähne, wie um einen bösen Traum loszuwerden. »Ich habe BEST NEWS. Rate mal.«
    Luna kam rein, Linus im Schlepptau. »Mama, kannst du ihm mal sagen, er soll mich loslassen?«
    »Und kannst du ihr mal sagen, dass sie mein Geschenk wieder heile machen kann, das sie geschrottet hat?«
    »Ihr Kröten lasst Papa und mich jetzt allein, verstanden?«
    »Aber ich muss Papa gleich noch mal sprechen«, sagte Luna.
    »Ich auch«, bat Linus. »Er soll mein Geschenk noch auspacken!«
    Wortlos schob Charlotte die beiden aus dem Zimmer. Ich sah nur noch das Stillleben unseres Wohnzimmers: das Schlafsofa im ausgeblichen-schmuddeligen Gelb, den Flachbildfernseher der ersten Generation und die Fensterbank mit den verdorrten Blumen, die Charlotte nicht gegossen hatte. Im Flur stritten sich die drei. Ich musste auf Klo. Sogar sehr dringend. Und nicht nur das, ich musste duschen, frühstücken, proben. Und am besten vorher noch joggen, um wieder wie ein Mensch auszusehen. Zum Beispiel durch das Plattenbaulabyrinth am Cottbuser Hauptbahnhof. Ich würde jetzt aufs Klo gehen. Ich musste. Da schlich sich das Riesengeschenk wieder

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