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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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ins Bild.
    »Hallo, ich bin dein Geschenk!«, röchelte Linus mit einer furchterregenden Kehlkopfstimme. »Willst du mich nicht öffnen?«
    »Doch möchte ich, liebes Geschenk!«, flötete ich mit einer hohen Prinzessinnenfistelstimme. »Zieh dich bitte für mich aus, ja?«
    Linus musste losprusten. Aber nur kurz. »Gut«, röchelte er. »Aber nur, weil du es bist.« Er riss das Geschenkpapier ab. Heraus kam eine große Staubsaugerverpackung.
    »Oh, ein Rasenmäher, wie praktisch!«, flötete ich als Prinzessin.
    Linus musste noch mehr lachen. »Nein«, röchelte er, »du musst mich noch weiter auspacken.«
    »Nun mach schon hinne«, meckerte Luna aus dem Flur.
    »Lässt du mich mal?«, wehrte er sie ab.
    Er holte aus der Staubsaugerverpackung den nächsten in Geschenkpapier gewickelten Karton.
    »Ausziehen! Ausziehen!«, forderte ich.
    Linus zwinkerte in die Kamera und riss das Benjamin-Blümchen-Papier von der Verpackung unseres neuen Toasters. Ich konnte nicht mehr. Ich pinkelte gleich ins Bett. War mir doch egal, was die Putzfrauen dachten.
    »Aaah, ein Macbook. Dankeeee!«, jubilierte meine Prinzessin.
    Linus brach zusammen vor Lachen und pulte das nächste Geschenk raus. Er pulte und pulte. Und mir war leider nicht egal, was die Putzfrau dachte. Vielleicht war sie Leserreporterin der BILD. Die morgen titeln würde: Schrecklicher Verdacht: Superdaddy inkontinent? Ich rannte aufs Klo. Als ich wieder da war, schluchzte Linus in die Kamera.
    »Papa, wo warst du?«
    »Der König von Bimboland und Dummbatzanien hat mir eben einen Esel mit Geschenken vorbeigeschickt«, piepste ich. »Die Nachbildung eines Kamelscheißhaufens. Aus tiefgefrorener Meerschweinchenkacke. Und was hast du da?«
    Linus weinte vor Lachen. Und hielt mir sein endgültiges Geschenk entgegen. Etwas in undefinierbarem Schwarz-Braun-Lila. Sah aus wie dicke Watte. Fast so groß wie Linus’ Gesicht. Keine Ahnung, was es sein sollte.
    »Na?«, fragte Linus. »Wie findest du es?«
    »Supi«, kam mir meine Dummchen-Blondine zu Hilfe. »Ein Halloweenkürbis!«
    »Papaa!«, murrte Linus, schon etwas ärgerlich. »Sag doch mal.«
    »Aber was genau …«, kehrte ich zu meiner knarzenden Morgenstimme zurück.
    Linus verdrehte die Augen. »Papa! Was wohl?«
    »Ein Strumpf?«
    »Ein iPhone-Schützer!«
    »Äh, wie?«
    Er rannte aus dem Bild und kam mit dem Handyhalter zurück, den er mir vor drei Monaten zu Weihnachten geschenkt hatte: ein angemalter alter Damenstöckelschuh.
    »Da packst du das iPhone drauf«, zeigte Linus, »und da drüber kommt der Handyschützer – aus echtem Filz!« Er stülpte den gefilzten Eierwärmer über den angemalten Schuh. Wahrscheinlich hatte er mehrere Wochen daran gesessen. Um einen Quadratzentimeter davon hinzubekommen. Seit September belegte er den Filzkurs in seiner Grundschule, und nichts von dem, was er seitdem gefilzt hat, ließ sich zu irgendetwas gebrauchen.
    »Toll, mein Süßer, ganz ganz toll!«, schwärmte ich.
    »Weil, das war so, Papa, ich sage zu Frau Borkenholz, die den Kurs macht, mein Papa, Sie wissen ja, Superdaddy, der mit dem Eisdielenmassaker …«
    Ich wurde unruhig. Wenn Linus so anfing, folgten sehr lange Erzählungen. Wie Martin Walser, also ohne jede Pointe.
    »Linus, jetzt bin ich dran«, unterbrach ihn Luna.
    Ein Glück, sie nahm es mir ab.
    »Nein, ICH bin noch dran!«, pöbelte Linus zurück.
    »Mein Süßer, ich muss mich wirklich gleich anziehen und dann zum Frühstück, denn …«
    Seine Unterlippe zitterte. »Toll! Dann kann ich das Geschenk ja gleich in Müll schmeißen, wenn du dich sooo dafür interessierst!« Seine Stimme wackelte vor Erregung.
    »Mein Spatzl, ich hab mich soo darüber gefreut. Das ist wirklich das beste Geschenk, das ich mir überhaupt wünschen kann! Ich weiß gar nicht, wie ich die letzten vierzig Jahre ohne Handywärmer ausgekommen bin.«
    Er wischte sich die Tränen mit dem Lego-Star-Wars-Pyjamaärmel aus den Augen. »Echt, Papa?«
    »Klar mein Süßer. Und ich weiß, wie viel Arbeit das gewesen ist.«
    Er strahlte. »Aber echt, Papa. Ich hab schon im November zu Frau Borkenholz gesagt …«
    »Linus, jetzt bin ICH dran«, zischte Luna aus dem Off.
    »Ja!« Er schaute sie feindselig an. Dann sah er wieder zu mir. »Bis nachher, Papa! Im Fernsehen, oder?«
    »Größter Auftritt ever.«
    »Du machst das. Viel Glück!« Er winkte. Wieder musste ich fast heulen.
    Luna kam ins Bild. »Hi, Superdaddy.« Sie schubste Linus ganz sacht als Zeichen, er möge sich endlich

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