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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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Begeisterung.
    »Nein, er ist gegangen. Er ist groß geworden. Weißt du, Ziegen werden viel schneller erwachsen als Menschen. Und dann wollen sie ihren eigenen Weg gehen. Die Welt kennenlernen. Auf eigene Faust. Verstehst du das?«
    Robin nickte stumm.
    »Und du musst ihm jetzt Tschüs sagen. Und ihm alles Gute wünschen. Meinst du, das schaffst du? Damit er ohne schlechtes Gewissen gehen kann?«
    Wieder nickte Robin. Den kleineren Kindern standen Tränen in den Augen. Aber auch den größeren. Anton würde gewinnen. Der Hänfling. Irgendwas hatte er den anderen voraus. Auch mir. Aber was bloß? Was konnte ich von dem Versicherungssachbearbeiter mit der rothaarigen Zwergenfrau aus dem Bergischen Land lernen?
    Vorletzte Runde: Kletterwand. Diese Aufgabe hatte ich extra für Linus in meine letzte Sendung geschmuggelt. In der Werbepause wurden die drei in ihre Sicherheitsgurte geschnallt, dann gab ich das Startzeichen. Zehn Meter hoch war die Wand, Kategorie Abenteuer. Matze brach der Schweiß aus. Er hing bereits nach drei Metern fest, kam weder vor noch zurück. Der Araber schnaufte und stöhnte, hangelte sich aber beharrlich von Griff zu Griff. Unaufhaltsam, uneinholbar. Und was machte Anton? Dehnübungen. Gymnastik. Handstand. Die Kinder lachten sich tot, aber so würde er null Punkte machen und zurückfallen hinter den Bodybuilder, der den Kleinen ihre Kuscheltiere wegnahm. Anton guckte ängstlich die Wand hoch, wandte sich hilfesuchend ans Kinderpublikum, das ›Anton! Anton!‹ schrie. Noch einmal guckte er hoch, Ibrahim hinterher, die Kinder schrien noch lauter, er machte plötzlich ein entschlossenes Gesicht, nahm Anlauf, krabbelte mühelos wie ein Gecko die Wand hoch und überholte den schwer atmenden Ibrahim einen halben Meter vorm Ziel. Bergisches Land. Der Saal tobte.
    Finale. Gleich war alles zu Ende, gleich musste ich loslassen. Mir war übel, seit einer halben Stunde, nein noch länger, seit Linus’ SMS: gip nicht auf, papa. Mein Magen lief protestierend durch meine Innenstadt und legte den Verkehr lahm. Wenn ich schon nicht auf Charlotte und Linus hörte und nicht auf mein Herz, dann wenigstens auf meinen Bauch. Aber was genau schlug er vor, was wollte er von mir? Die Würfel waren gefallen, die Abfindung überwiesen, mein Büro wurde nächste Woche geräumt. Konzentrier dich, Philipp, bring’s zu einem guten Ende.
    Die letzte Aufgabe war nichts für Anton. Sondern für Ibrahim. Und das machte es noch einmal spannend. Ein bösartiger Mitschüler aus der Neunten hatte Robin sein Handy abgenommen, und er mochte es niemandem erzählen, weil er fürchtete, der Typ könnte sich an ihm rächen. Der Vater bekam das Ganze zufällig mit. Was sagte er seinem Sohn?
    Es war die schwierigste Aufgabe. Der Frieden ist das Meisterwerk der Vernunft. Kant. Aber konnte bloße Vernunft jemals Gewalt besiegen? In Kokowääh drohte Til Schweiger dem Abzieher seiner Tochter auch bloß Gewalt an. Was würden die drei tun?
    »Das Handy hol ich dir wieder«, versprach Ibrahim und sah zu Robin herunter. »Das lass mal meine Sorge sein. Aber damit dir das nie wieder passiert, mein Sohn«, seine Augen traten ihm aus den Höhlen, »machst du ab sofort Karate, verstanden? Willst du das machen?«
    »Ja«, wimmerte Robin eingeschüchtert.
    Matze ging auf die Knie, um auf Augenhöhe mit Robin zu sein. »Wir machen das zusammen«, versprach er. »Wir gehen zusammen zum Direktor und zu Matzes Eltern und zu Matze selbst. Ich bin immer bei dir.«
    Was für eine schreckliche Vorstellung.
    Anton. Gewann er diese Runde, gewann er das ganze Spiel.
    »Komm mal her.« Er stellte Robin auf einen Stuhl, um ihm in die Augen zu sehen. »Du hast Angst, ja?«
    »Ja«, piepste Robin. Das machte er sensationell. Ohne ihn hätten wir die ganze Sendung vergessen können.
    »Und du riskierst auch was. Es ist nicht dumm, Angst zu haben. Es wäre nur dumm, ihr nachzugeben. Weißt du, warum?«
    »Warum?«
    Anton holte tief Luft. »Weil es dein Handy ist. Es gehört dir. Niemand darf es dir wegnehmen. Wenn du es dir wegnehmen lässt, ist es so, als hätte es dir nie gehört. Als würde es dich gar nicht geben. Und darum musst du für dich selber eintreten.« Er machte eine sehr lange Kunstpause. Und auch ich war in diesem Moment sein Jünger. »Wenn du nicht für dich eintrittst, bist du gar nicht da. Verstehst du das?«
    »Ja«, wisperte Robin.
    »Deshalb musst du selbst zu diesem blöden Typen hingehen und dein Handy zurückfordern.«
    »Aber wie?«,

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