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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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überhaupt ›Entscheidungen‹? War nicht der freie Wille absoluter Mumpitz, und irgendwelche Synapsen liefen einfach nur ab wie der chemische Prozess, der Aprikosenmarmelade haltbar machte?
    »Tja, meine Damen und Herren«, begann Axel direkt neben mir und zwinkerte in Kamera zwei, »Sie wissen ja, unser Philipp gehört zu einer winzigen, aussterbenden Spezies.«
    Aprikosenmarmelade. Alles Ausreden, Philipp. Die Zeit der Ausreden lief ab. In diesem Moment.
    »Du meinst, weil ich Plattdeutsch spreche?«
    »Nein, weil du tatsächlich drei Kinder zu Hause hast.«
    Ja. Stradivadi-Lasse, Kletter-Linus und Schanzen-Luna. Ich sah ihre Gesichter vor mir. Sie alle hatten einen anderen Papa verdient. Einen, der sich nicht von zwei Trickdieben abziehen ließ.
    »Stimmt«, sagte ich. »Im Gegensatz zu dir, Axel, wie viele Kinder hast du noch mal?«
    Axel blickte auf den Teleprompter. Er fand meinen Satz dort nicht. »Äh, was?« Er hüstelte.
    »Wie viele Kinder hast du noch mal?«
    »Keine. Aber das kann sich ja noch ändern.« Er grinste. Und ließ sich nichts anmerken.
    Aber das hältst du nicht lange durch, dachte ich. Nicht bei dem, was jetzt kommt. Ich befand mich im freien Fall. Und es fühlte sich ziemlich gut an.
    »Es ist nämlich so: Der Sender hatte die Idee, dass ich diese Sendung an Axel abgebe, um mehr Zeit für meine Kinder zu haben. Und ich hab gedacht, meine Kinder freuen sich darüber. Aber Pustekuchen – sie waren todtraurig. Und das hab ich vorhin meinem guten Freund Axel erzählt.«
    Guter Freund. Zwischen Axel und mich passte kein Blatt Papier. Wir LIEBTEN uns.
    »Mach hinne, du Penner, was quakst du da?«, murmelte Axel mit fast geschlossenem Mund.
    »Und Axel sagte: ›O Mann, das versteh ich. Und wie soll ich das überhaupt hinbekommen, wo ich doch gar keine Kinder hab?‹«
    Axels Lächeln erlosch vollständig. Ich redete gerade so gut, wie Usain Bolt lief. Ich war ohne Vorwarnung in zehntausend Metern Höhe aus dem Flugzeug gesprungen.
    »Was willst du Arschloch?«, zischte er. »Komm zum Punkt!«
    »Aber das Problem ist, liebe Kinder«, jetzt guckte ich ganz fest in Kamera drei, die rote Lampe leuchtete, und ich sah in der konvexen Linse Lasse, Linus und Luna, aber auch Charlotte, ich sah sie so deutlich wie beim Skypen auf meinem Mac-Display, »dass wir beide das dem Sender schon versprochen haben. Und Versprechen muss man halten.«
    Das war der schwierigste Punkt. Ich schluckte kurz und sprach weiter. Mal sehen, ob sich der Fallschirm öffnete.
    »Also haben Axel und ich uns überlegt: Ihr sollt entscheiden. Und zwar jetzt. Was meint ihr: Soll ich die Sendung weitermachen?«
    Noch war ich im freien Fall. Und verlor enorm an Höhe. Fünfundfünfzig Meter pro Sekunde. Mein Herz raste, mir schwindelte. Ich sah Anton vor mir. Die Kinder. LaGuardia und Axel. Ines. CharlotteCharlotteCharlotte. Und dann ertönte ein Geräuschgewitter, das ich so nicht kannte. Es war alles gleichzeitig: Das Kreischen der Kinder, das Johlen der Eltern, das Losrocken der Band, die Go-go-Girls, die sich auf mich stürzten und mich abknutschten und, ja, in die Luft warfen, einmal, zweimal, dreimal, die Indianerkinder umkreisten uns mit Kriegsgeschrei, rannten um uns herum, jagten Axel mit ihren Tomahawks aus dem Saal, der Fallschirm öffnete sich, und ich schwebte, die Landschaft kam mir ganz langsam entgegen. Mein Leben. Mein eigenes Leben. Mein wirkliches Leben. Mitten im Fernsehen.
    Mein iPhone vibrierte. SMS. Ich musste nicht draufgucken. Ich musste sie nicht öffnen. Ich wusste, von wem sie kam. Und ich wusste sogar, was drinstand, Charlotte, in deiner zwölften Kurznachricht.

12
    »Linus, jetzt komm endlich!«
    Das war schon mein dritter Versuch. Linus murmelte etwas, zwei Stockwerke höher. Es klang wie »Mnsmspgrms«.
    »LINUS!«
    Unser neues Stadthaus war ein Traum. Sibirisches Lärchenparkett, französische Fenster, Fußbodenheizung, und das über vier Etagen. Plus Keller. Nur leider war es fast unmöglich, hier die Kinder zusammenzutrommeln. Wenn ich jetzt zu Linus in den zweiten Stock ging, war Luna schon wieder in ihrer Kellerhöhle verschwunden.
    »Komme gleich«, schrie er. »Muss eben noch Mindstorms zu Ende programmieren.«
    Ein Legoroboter, der Kugeln spuckte und nach vorne und hinten robbte wie ein Säugling. Sah harmlos aus. Fast niedlich. Aber wo das mal enden würde, wussten wir ja aus Terminator I–VI.
    »NEIN, JETZT!«
    Lauter konnte ich nicht brüllen. Unteroffizier

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