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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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Kirschbaum-Vahrenholz.
    Stöhnend trabte Linus die Treppen runter. »Chill dein Leben«, raunte er mir entgegen. Mit zehn. Mir hätte es gereicht, wenn er in vier Jahren mit diesem Jugendslang angefangen hätte.
    Luna und Lasse saßen ungeduscht und im Schlafanzug um den Esstisch im Wohnzimmer, das fast das gesamte Erdgeschoss einnahm. Ein Traum von Weite, Größe und Leere. Ich konnte mich gar nicht sattsehen daran. Es war vermutlich größer als unsere gesamte vorige Wohnung. Der bloße Anblick bescherte mir unkontrollierte Endorphinschübe. Endlich Platz! Mich störte nur das, was sich direkt in der Mitte dieses wunderbaren, repräsentativen Wohnareals befand: ein circa vier mal vier Meter großer Meerschweinchenstall, und darin sechs herumwuselnde und purrende Meerlis. Lasse und Linus hatten auch noch jeweils zwei bekommen. Ich hatte den Vorschlag für einen Witz gehalten, bis abgestimmt wurde. Scheiß-Demokratie.
    »In einer halben Stunde kommen Omi und Opa«, erinnerte ich sie. »Und da wir sie in Zukunft öfter mal brauchen, werdet ihr jetzt kreuzbrav eure besten Sachen anziehen und mithelfen, den Tisch für den Brunch zu decken.«
    Sie sahen mich an, als ob ich ein Marsmännchen wäre. Mit dem Gesicht von Angela Merkel.
    »Anziehen?«, stöhnte Linus gequält. »Muss das sein? Ich wollte Pyjamatag machen!«
    »Also, ich muss noch Geige üben«, stellte Lasse fest. »Den Tisch können ja Luna und Linus decken. Das hab ich schon oft genug gemacht.«
    »Bestimmt«, höhnte Linus. »Superlasse!«
    »Vergesst es«, krächzte die vollkommen erkältete Luna, schnappte sich Tröte und streichelte ihn. »Chris kommt gleich. Da werd ich doch nicht mit Omi und …«
    »Schluss, aus«, unterbrach ich sie. »Ihr habt mich missverstanden. Das war kein Vorschlag, sondern eine Anweisung!«
    »Und wo ist Mama?«, fragte Lasse und bohrte sich in der Nase.
    »Die zieht sich grade an. Und ihr …«
    Es klingelte.
    Das mussten sie sein. Ich kannte eigentlich nur Menschen, die chronisch zu spät kamen. Charlotte. Die Kinder. Ich selbst. Nur Charlottes Eltern kamen immer dann, wenn man noch gar nicht fertig sein konnte: eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit.
    »Geht ihr?«, schrie Charlotte aus dem Schlafzimmer im dritten Stock.
    »Jetzt ist eh zu spät«, bemerkte Linus. »Dann können wir ja auch so bleiben.«
    »Überhaupt nicht!«, rastete ich aus. »Ihr flitzt jetzt in eure Zimmer, räumt sie auf und macht euch fertig!«
    Die drei starrten mich an.
    »Flitzen?«, fragte Luna ungläubig. »Papa, das Wort ist vor circa fünfzig Jahren ausgestorben!«
    »Ich räum nich auf«, kündigte Linus an. »Die meckern eh über mein Zimmer. Ob aufgeräumt oder nicht.«
    Ihr Verhältnis zu Linus war in der Tat schwierig. Er las nicht wie Luna. Und spielte nicht Geige wie Lasse. Und dass er Computerspiele mochte, bewies beinhart, dass er auf der Gesamtschule enden würde und dann bei Hartz IV. Und in der Gewohnheitskriminalität. Was für sie ohnehin dasselbe war.
    »Geht die das überhaupt was an?«, fragte Lasse.
    Es klingelte zum zweiten Mal.
    Ich atmete tief aus. Und wieder ein. »IHR TUT, WAS ICH SAGE!!«
    Sie waren still. Für drei Sekunden. Und trollten sich dann in Zeitlupe in ihre Zimmer.
    »Wieso steht denn euer Name nicht an der Klingel?«, fragte Charlottes Mutter. Das war ihre Begrüßung. Sie würde sich noch im Paradies über die zu warmen Temperaturen beschweren.
    »Anweisung vom Mosche Zuckermann«, sagte ich und umarmte sie. Sie mochte das nicht, sie mied Körperkontakt. Aber darüber ging ich locker hinweg.
    »Von wem?«, hustete Charlottes Papa.
    Mosche Zuckermann war der Sicherheitsexperte von ProSechs und hatte zehn Jahre für den israelischen Geheimdienst gearbeitet. Er hatte mir eingeschärft, Schmidt an die Klingel zu schreiben und Pizza und Taxi unter falschem Namen zu bestellen, nachdem er unser Wohnzimmer zwei Stunden auf Wanzen untersucht hatte. Dass ich den Job als Moderator bei ProSechs wirklich behalten konnte, hatte ich übrigens Axel Hubi zu verdanken. Der war nämlich wenige Tage nach unserer dramatischen Sendung fremdgegangen, und zwar mit LaGuardias bester Freundin, die das ihrer besten Freundin schon am nächsten Morgen weitererzählt hatte. Daraufhin war Axels Position im Sender leicht geschwächt gewesen.
    »Ist egal«, beruhigte ich die beiden. »Es geht nur um Paparazzi.«
    »Na, immerhin kriegen wir euer Haus endlich auch mal zu sehen«, seufzte Charlottes Mutter. Es war merkwürdig: Die

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