Superhirn Sammelband
Riese seinen Sammeltick ausgetobt.«
Die Anreise über Buronne war für die fünf etwas Neues. Bisher waren sie auf Autostraßen nach Brossac gelangt.
»Vier Minuten Verspätung«, stellte Henri fest. »Na ja, das bißchen Warten schadet Freund Superhirn nichts.« Marcel, der Sechste im Bunde, der seinen Spitznamen seiner Blitzgescheitheit verdankte, wollte Tati und die Jungen abholen, um mit ihnen gemeinsam zum Brossacer Forschungsinstitut am Cap Felmy zu fahren. Sein Vater hatte dort gearbeitet, bevor er ein afrikanisches Projekt übernahm, und der Sohn und seine Freunde waren gern gesehene Feriengäste dort. Besonders in diesem Jahr, denn seit einiger Zeit leitete Superhirns Patenonkel, Professor Victor Kyber, das Institut. Der Expreß hielt noch immer vor dem Bahnhof.
Hinter den Jugendlichen stauten sich Reisende mit ihrem Gepäck im Gang. »Ich verpasse den Anschluß nach Royan!« rief eine Frau. Da knackte es in den Waggonlautsprechern:
»Durchsage des Zugführers! Zug steht auf freier Strecke, noch nicht in der Station! Das Aussteigen ist verboten! Wer das Verbot mißachtet, riskiert in eine Polizeiaktion zu geraten. Achtung …«
»Po-po-Polizeiaktion?« stammelte Prosper. »W-w-was heißt denn das?«
»Fahndung nach Schmugglern«, vermutete Gérard. »Da! Polizisten mit Schäferhunden!«
»Wo? Wo? Wo?« rief Micha. Er zwängte sich neben Tati und preßte sein Gesicht an die Scheibe.
»Ja! Ich seh sie! Aber es sind auch Soldaten da. Und Feuerwehrmänner!«
»Vielleicht brennt der Bahnhof«, meinte ein Mann mit spöttischem Grinsen.
»Was wird aus meinem Anschluß nach Royan?« ließ sich die Frau wieder hören. »Gleis 7 oder Gleis 8! Wie komme ich da hin?«
»Durch den Rauch!« sagte der Witzbold.
»Quatsch – Rauch!« murmelte Henri. »Keine Spur davon! Und nirgendwo ein Löschfahrzeug …«
»Achtung!« ertönte die Stimme des Zugführers wieder. Zur gleichen Zeit spürte man einen leisen Ruck. »Der Atlantik-Expreß fährt jetzt in die Station von Buronne ein. Bitte öffnen Sie die Türen erst beim endgültigen Halt. Ende der Durchsage.«
»Na also!« Tati atmete auf. »Wahrscheinlich ist nur irgend so ein Kesselwagen leck. Oder es war Fehlalarm. – Da sind wir. Seht euch gleich nach Superhirn um!«
Auf dem Bahnsteig fand sich die Gruppe mit Pudel und Campingzeug von eiligen Reisenden umgeben, die den Ausgängen zustrebten. Das Mädchen hob den Hund hoch. Micha kämpfte heftig gegen den Strom, Prosper folgte in der Aufregung dem allgemeinen Gedränge.
»Hierher!« rief Henri. »Zusammenbleiben! Sieht jemand Superhirn?« Zu diesem Zeitpunkt war die fahrplanmäßige Ankunftszeit bereits um vierzehn Minuten überschritten.
»Warten wir, bis die Leute weg sind«, schlug Gérard vor. Er spähte an der Wagenkette des Expreßzuges entlang. »Vorn ist Superhirn nicht. Hinten auch nicht.«
Tati horchte auf. »Da dröhnt wieder ein Lautsprecher. Wahrscheinlich der Fahrdienstleiter.« Sie drückte den zappelnden Pudel an sich.
Der Bahnsteig lichtete sich allmählich. Bald standen die Gefährten allein, und Superhirn war immer noch nicht aufgetaucht!
»Komisch«, meinte Henri. »Superhirn ist sonst doch 'ne lebende Stoppuhr. Sein Timing hat sonst immer geklappt…«
Tati schüttelte den Kopf. »Hier ist doch mehr los, als ich dachte: Man hat den gesamten Zugverkehr von und nach Buronne eingestellt. Alle Strecken sind gesperrt. Für die Reisenden stehen Busse bereit.«
Henri blickte in die Luft. »Schon der vierte oder fünfte Hubschrauber, der über dem Bahnhof kurvt. Die suchen was. Ja – es macht genau den Eindruck, als wären die auf was ganz Bestimmtes aus!«
»Und da drüben steht ein Eisenbahnkran«!, bemerkte Gérard. »Habt ihr je so ein Mordsding gesehen?
Ein Militärgerät! Und die Soldaten sind Eisenbahnpioniere!«
»Tati hat recht«, murmelte Henri. »Hier ist mehr los als bloß ein läppischer Kesselwagen-Defekt. Es muß was ganz, ganz Dolles sein!
»He, was steht ihr da herum?« rief ein Umformierter. Es war kein Ortsgendarm, kein gewöhnlicher Polizist, sondern ein Beamter der Bahnpolizei. »Eure Fahrräder? Bleibt, wo ihr seid, die werden euch gebracht!«
»Kinder, ist der aber nervös!« bemerkte Tati. »Überhaupt, wenn ich mich so umschaue: Ich habe selten so nervöse Männer erlebt!«
Alle blickten dem Elektrokarren entgegen, der ein Rollgestell mit Fahrrädern heranzog. Da erklang hinter ihnen eine atemlose Stimme:
»So – da bin ich …!«
Die fünf fuhren wie
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