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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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zwei
Frauen, deren Alter sie nicht einschätzen konnte, waren ohne
Begleitung gekommen. Nun ja, vielleicht war er ein ehrlicher Typ.
»Auf das besondere Glück… Sie kennen zu lernen«,
sagte sie und trank ihr Glas mit einem Schluck aus. »Ich hab
wirklich schon Angst gehabt, der Tag sei völlig
vergeudet.«
    Nachdem die Speisen serviert worden waren, schaffte es Wednesday
tatsächlich, ihre Suppe zu löffeln, ohne ihn aus den Augen
zu lassen. Ihre sexuelle Erregung verwirrte sie. Was an ihm ist
das nur?, fragte sie sich. »Reisen Sie in der Komfortklasse
oder in der Luxusklasse?«
    »Im Abteil für Viehtransporte«, erwiderte er und
runzelte kurz die Stirn. »Alles, was man mir zugesteht, besteht
in einem Sitzplatz, einem Vorhang und einer langweiligen
Nackenmassage. Warum?«
    »Ach, nichts«, erwiderte sie unschuldig. Gehen wir zu
dir oder mir? war keine sonderlich originelle Frage.
Eigentlich… Ihr Ohrläppchen begann zu vibrieren.
»Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.« Sie klopfte
mehrmals auf den Tisch, bis er absolute Privatsphäre hergestellt
hatte. Jetzt nahm sie alles ringsum nur noch von ferne und
verschwommen wahr, als befände sie sich in einem mit Samt
ausgekleideten Schwarzen Loch. »Ja?«
    »Wednesday?« Er klang so, als zögere er.
    »Wer…? Moment mal, mein Telefon war doch
abgeschaltet!«
    »Du hast gesagt, wenn es mir ernst sei, müsse ich deine
Nummer schon selbst herausfinden, oder nicht?«
    Na ja, das stimmte zwar nicht ganz, aber… Peinlich
berührt, schlug sie die Beine übereinander. »Tja, das
hast du ja wohl geschafft, nicht? Hör mal, ich werd ’ne
Weile fort sein. Du hast Glück gehabt, mich noch zu erwischen,
ehe die Übermittlung nur noch mit zwanzig Sekunden
Verzögerung funktioniert. Ich komme erst in ein paar Monaten
zurück. Gibt’s was Dringendes?«
    »Äh, ja.« Blow am anderen Ende des Bit-Stroms klang
so, als wollte er nicht recht mit der Sprache heraus. »Ich,
äh, wollte mich dafür entschuldigen, dass ich letzte Nacht
so viel gequatscht hab. Äh, ich meine, wenn du dich nicht mehr
mit mir treffen willst…«
    »Nein, darum geht’s ja gar nicht.« Wednesday
runzelte kurz die Stirn. Sie konnte sehen, dass Leo, der nicht
mithören konnte, sie aufmerksam beobachtete. Instinktiv schirmte
sie beim Sprechen den Mund mit der Handfläche ab. »Ich bin
wirklich unterwegs, auf einer längeren Reise. Es stimmt schon,
dass ich gestern Nacht keinen Bock auf tief schürfende
Gespräche hatte, aber das hing mit der ganzen Situation
zusammen. Falls du Lust hast, dich nach meiner Rückkehr zu
melden, wäre das schön. Aber ich bin schon gar nicht mehr
auf Centris Magna, also können wir uns fürs Erste nicht
sehen.«
    »Steckst du irgendwie in Schwierigkeiten?«
    »Nein, ich… Ja, Scheiße noch mal! Ja, ich stecke
tief drin.« Als sie Leos Blick auffing, verdrehte sie, als sei
sie von dem Anruf genervt, die Augen, täuschte ihn mit ihrer
Mimik. Er zwinkerte ihr zu, worauf sie sich zu einem Grinsen zwang.
Die Wärme in ihrem Bauch verwandelte sich in eisige Kälte. Meine Ringe. Das hier sind doch Hermanns Ringe. Die Ringe, die
angeblich nicht aufzuspüren sind. »Wer hat dir davon
erzählt?«
    »Dieser, äh, Bursche, für den ich manchmal arbeite.
Er hat mich gerade angerufen und mir mitgeteilt, dass du böse in
der Klemme steckst und einen Freund brauchst. Kann ich dir irgendwie
helfen?«
    Leo schnitt ihr eine Grimasse, die sie sofort erwiderte. »Ich
glaube, das hast du schon. Allein dadurch, dass du angerufen hast.
Hör mal, steckst du selbst in Schwierigkeiten? Ist jemand bei
dir vorbeigekommen, um mit dir zu reden? Die Polizei?«
    »Ja.« Wenn Blow beunruhigt war, neigte er zum
Krächzen. »Sagten, sie wollten nur irgendwas
aufklären. Fragten, ob ich dich gesehen hätte, was ich
verneint hab.«
    Sie entspannte sich ein wenig. »Heißt dein unsichtbarer
Freund zufällig Hermann?«
    Er schwieg kurz. »Du kennst Hermann?«
    »Hör auf ihn«, zischte sie in ihrer schalldichten
Nische, verdrehte erneut die Augen und zuckte, zu Leo gewandt, die
Achseln. »Es geht was Schlimmes vor. Ich werde verfolgt. Halt
dich da einfach raus, ja?«
    »Okay.« Wieder schwieg er kurz. »Irgendwann einmal
möchte ich dich einiges fragen. Kommst du zurück?«
    »Ich hoffe es.« Leo wirkte inzwischen gelangweilt.
»Hör mal, ich muss jetzt weg, muss mich um ein Problem
kümmern. Danke, dass du angerufen hast – ich hab deine
Nummer und kann dich irgendwann zurückrufen.
Tschüss.«
    »Ich… äh…

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