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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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wurde. Zwar hatte es nicht gerade über dem
Kilimandscharo geparkt, als Botschafterin Davis ermordet wurde, aber
eindeutig belastend ist die Tatsache, dass es einen Tag später
angekommen und gleich darauf wieder aufgebrochen ist. Wohl gemerkt
war das der erste Mord. Die Ankunftszeiten stimmen. Im Prinzip ist es
möglich, dass ein Attentäter nach dem Mord an der
Botschafterin Davis zur Romanow gestoßen und später
nach Turku und Eiger gereist ist, um die Auftragsmorde dort
fortzusetzen.«
    Rachel verschränkte die Finger. »Erzählen Sie mir
bloß nicht, dass dieses Schiff als nächsten Hafen
Neu-Dresden anläuft.«
    »Nein, es ist derzeit unterwegs nach Septagon 4. Aber der
erste Anlaufhafen danach ist tatsächlich Neu-Dresden. Wir
sollten einige Wochen früher ankommen. Und das ist auch der
wesentliche Grund dafür, dass ich Sie an Bord haben wollte. Wir
werden dort als eine Diplomatengruppe auftreten, die den speziellen
Auftrag hat nachzuweisen, dass die Dresdner Regierungen eine
weiße Weste haben. Sie selbst gehören zu unserer Gruppe
– das ist Ihre Tarnung –, aber Ihre wirkliche Aufgabe wird
darin bestehen, den Mördern eine Falle zu stellen. Und zwar
dadurch, dass Sie eine Woche, bevor sich unser Mörder zeigt,
leibhaftig die Rolle der Botschafterin Morrow übernehmen und als
deren Double fungieren. Wenn der oder die Mörder versuchen, Sie
umzunieten, haben wir sie am Schlafittchen. Und dann…«,
fuhr er mit grimmiger Miene fort, »können wir dieser Sache
hoffentlich auf den Grund gehen, ehe die Attentäter achthundert
Millionen Menschen umbringen.«

 
spion gegen spion
     
    Wednesday war so damit beschäftigt, ihre Wut wirkungsvoller
als bisher herauszulassen, dass sie gar nicht merkte, wie die
Wände rund um ihren Liegesitz durchlässig wurden und
schwebten, um sich gleich danach in einer neuen Form, der einer Raute
aus dunklem Schaum, um sie zu schließen und beim Fall zu
schützen. Durch den Fußboden des Terminals sank sie in den
Laderaum des Regionalfrachters, dessen Ziel Centris Noctis war.
»Diese idiotischen, hirnlosen Geheimagenten, die da aus
dem Nichts aufgetaucht sind, nein, diese idiotischen, hirnlosen
Geheimagenten, die da… Was?«
    Ihr Reisedokument räusperte sich erneut. »Bitte halten
Sie sich fest! Abflug in dreihundert Sekunden! Abflug
in…«
    »Ich hab dich schon beim ersten Mal gehört, verdammtes
Biest!« Die Wut war besser als das gähnende Loch in ihrem
Leben, die absolute, bittere Verzweiflung, die sie sich so sehr zu
ignorieren bemühte. Auch die Tatsache, dass die Wände jetzt
an ihr vorbeischwebten und sich so gruppierten, dass sie eine
kompakte sechseckige Kabine bildeten, konnte sie nicht
beschwichtigen. »Wie lange dauert der Transitflug?«
    Fiep. »Tun Sie mir nicht weh! TransVirtual TravelWays
begrüßt alle Passagiere der Transitfähre Hieronymus B., Abflug von Centris Magna, Habitat vier,
Flugsteig sechzehn nach Centris Noctis, Habitat elf, Flugsteig
zweiundsechzig in vier Minuten und dreißig Sekunden. Bitte
machen Sie sich mit unseren Flugdaten und den Sicherheitsbestimmungen
vertraut. Nach einigen Sekunden im freien Fall werden wir acht
Stunden lang kontinuierlich bei einem Zehntel Standard- g beschleunigen und später…«
    Wednesday stellte das Ding ab, deutete ein Nicken an und
betrachtete die äußere Szenerie, die sie wegen der
Tränen der Wut nur verschwommen wahrnahm. Sie schlang die Arme
um die Beine. Verdammte Monster, dachte sie mit leerem Kopf. Verfolgen mich, setzen die Wohnung dem Vakuum aus, Mom, Dad,
Jerm… Die entsetzlichen, konkreten Bilder, die sich ihr
gewaltsam aufdrängten, trafen sie so, dass sie nichts mehr
verdrängen konnte. Menschen, die sie jagten. Hermann, der einen
Fehler zugab – unvorstellbar. Ihr Kontostand, als sie
eingecheckt hatte. Muss ein Irrtum sein. Es war genug Geld
darauf, um ein Haus zu kaufen, einen geräumigen Würfel in
einer Zone, in der die Immobilienpreise nach oben tendierten. Gegen
ihr Guthaben war das Ticket für die nächste Raumfähre
ein Klacks gewesen. »Ich habe einen Auftrag für dich.« Tja, aber was nützt das schon? Sie hätte alles darum
gegeben, den vergangenen Tag noch einmal erleben zu dürfen und
das Geschehene ungeschehen zu machen. Wie gern hätte sie jetzt
dieses Gespräch mit Dad geführt.
    »Wie lange wird es dauern?«, fragte sie trotz ihres
Kummers.
    »Die Gesamtzeit für den Transfer nach Centris Noctis
– gegenwärtig 6,1 Millionen Kilometer entfernt –
beträgt sechzehn Stunden und

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