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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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stecken
Sie?«
    »Und Sie stecken wo…?« Er schielte bei der
plötzlichen geistigen Anstrengung, das herauszufinden, bis er
auf die Idee kam, die Anruferin von seinem Gerät orten zu
lassen. »He, was haben Sie auf dem Herzen, Wednesday?«
    »Ich, äh, bin gerade erst vom Schiff herunter, hab aber
überlegt, ob Sie heute Abend wohl schon was vorhaben?«,
platzte sie heraus.
    »Wissen Sie, da ist so ein Empfang mit Wein und Käse, zu
dem ich eingeladen bin. Auf der Einladung steht, dass ich jemanden
mitbringen kann. An so was hab ich noch nie teilgenommen, allerdings
hat man mir dringend geraten, hinzugehen…«
    Frank bemühte sich, ein Seufzen zu unterdrücken.
»Bei mir ist gerade ein Interview geplatzt. Falls ich keinen
Ersatz finde, könnte es sein, dass ich Zeit habe, aber ich denke
eher nicht. Was ist das denn für eine Sache?«
    »Eine Art Zusammenkunft wegen des fünften Jahrestages
der Katastrophe, ein Treffen aller Moskauer Bürger, die derzeit
auf Dresden sind. In der Botschaft, wissen Sie? Meine, äh,
Freunde haben gesagt, Sie hätten vielleicht Interesse
daran.«
    Blitzartig setzte Frank sich auf und achtete dabei kaum auf die
anderen Reisenden auf dem Bahnsteig, die nach und nach zu den
Türen vorrückten. »Halt, das ist ja
ausgezeichnet!«, sagte er aufgeregt. »Ich wollte sowieso
ein bisschen Lokalkolorit einfangen. Vielleicht auch ein paar
Interviews mit ganz normalen Leuten machen. Wann, sagten Sie,
fängt das an?« Die Türen glitten auf; einige
Passagiere stiegen aus dem Zug aus, andere ein.
    »Der Empfang findet heue Abend im Moskauer Konsulat in
Sarajevo statt, um…«
    Frank fuhr zusammen. Der Bahnsteig leerte sich jetzt schnell,
allerdings wartete der Zug noch. »Ach du meine Güte!
Schicken Sie mir ’ne Mail? Ich muss jetzt ganz schnell zum Zug.
Tschüss.« Hastig legte er auf, stapfte zu den Türen
hinüber und schaffte es gerade noch in den Zug, ehe abgepfiffen
wurde.
    »Potrobar?«, murmelte er vor sich hin und sah sich nach
einem nicht belegten Sitz um. »Potrobar? Was, zum Teufel,
will ich da überhaupt?« Er seufzte. Als ein melodisches
Signal ertönte, nahm er notgedrungen Platz. Der Zug hob sich aus
dem Schienenbett und glitt auf den Eingang der Röhre zu.
»Wann fährt der nächste Zug von Potrobar nach
Sarajevo?«, fragte er kläglich.

 
eine bombe geht hoch
     
    Es läutete. »He, warum hast du so lange gebraucht? Ich
warte schon seit Stunden! Jetzt komm ich bestimmt zu
spät…«
    »Du bist gar nicht spät dran, Wednesday. In nicht einmal
dreißig Minuten fährt die nächste Kapsel nach unten.
Hast du meine Nachricht, den Empfang betreffend, erhalten?«
    »Ja.« Wednesday seufzte theatralisch. »Bin ja auf
dem Weg dorthin. Verrätst du mir jetzt, was das Ganze
soll?«
    Er zögerte kurz. »Eins nach dem andern.«
    Wednesday schüttelte den Kopf. »Also nein.« Sie
bückte sich, um ihre Stiefel zuzuschnüren. Sie passten
wirklich gut zu den weißen Pluderhosen aus Spitze, die sie
eigentlich für das förmliche Abendessen gekauft hatte.
»Warum soll ich da überhaupt hin?«
    »Es wird dort Probleme geben.« Hermanns Stimme klang
sehr fern und monoton. »Die Verschwörer, die derzeit
Attentate auf die Moskowiter Diplomaten verüben…«
    »Waaas?«
    »Lass mich bitte ausreden. Dachtest du denn, du wärst
die Einzige, die sie im Visier haben?«
    »Aber… aber…«
    »Wenn diese Verschwörung herauskommt, wird das die
diplomatischen Vertretungen vieler hundert Welten erschüttern,
Wednesday. Falls derursprüngliche, derzeit noch valide
Zustandsvektor tatsächlich zusammenbricht und…
Entschuldigung. Falls die Sache so ausgeht, wie ich annehmen muss,
auch wenn ich eigentlich nicht damit rechne. Tut mir Leid, aber
zeitliche Paradoxien kann man in den Sprachen der Menschen schlecht
ausdrücken.«
    »Du musst dir schon mehr Mühe geben, wenn du
möchtest, dass ich dich verstehe. Ich bin ja nur ein hirnloses
Partytier.«
    »Wie du meinst.« Pause. »Geh zu dem Empfang. Es
sind drei Botschafter ermordet worden. Und alle drei sind genau zu
dem Zeitpunkt ermordet worden, als sich dieses Schiff, die Romanow, im Orbit über dem jeweiligen Planeten aufhielt,
auf dem das Opfer zur Tatzeit residierte. Auf diesem Planeten –
Neu-Dresden – halten sich derzeit eine Botschafterin und ein
weiterer hoher Regierungsvertreter Moskaus auf. Ich habe dich aus
drei Gründen hierher gebracht: Erstens möchte ich wissen,
wer diese Diplomaten umbringt und warum, denn ich glaube, das wird
eine sehr

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