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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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das irgendwann geschehen sollte,
würdest du dich nicht in einem Umkreis von tausend Lichtjahren
aufhalten wollen.«
    »Oh.« Das kam so zaghaft heraus, dass es Wednesday
selbst peinlich war. »Und was ist mit mir? Was soll ich
hinterher tun? Meine Familie…« Ein
überwältigendes Gefühl von Verlust hinderte sie daran,
weiterzusprechen. Als sie einen Blick auf die schlafende Gestalt im
Bett warf, legte sich das Gefühl, aber nur ein winziges
bisschen.
    »Du bist alt genug, dir selbst Gedanken über deine
Zukunft zu machen. Und ich kann nicht die Verantwortung für
Ereignisse übernehmen, vor denen man mich nicht im Voraus
gewarnt hat oder an denen ich nicht beteiligt war. Allerdings werde
ich dafür sorgen, dass es dir in der nächsten Zeit nicht an
Geld mangelt, während du dein weiteres Leben ordnest – wenn
du die nächsten Tage überlebst.«
    »Wenn?« Wednesday ging mit großen Schritten zu der
Wand mit den Bildern hinüber. »Was meinst du mit wenn?«
    »Die Gruppe der Übermenschen von der Staatssicherheit
ist aus einem bestimmten Grund an Bord. Ich gehe davon aus, dass sie
irgendwann nach dem nächsten Sprung irgendetwas Drastisches
unternehmen werden. Es könnte etwas so Brutales sein wie der
Versuch, dich zu schnappen und zu einer Marionette zu machen.
Allerdings gibt es zu viele Zeugen an Bord, mit denen du geredet
haben könntest. Es wäre vernünftiger von ihnen,
dafür zu sorgen, dass dieses Schiff seinen Bestimmungshafen
nicht erreicht. Darauf solltest du dich vorbereiten. Präge dir
die Zugangswege der Besatzung ein und die Einzelheiten, die ich auf
deinen Ring heruntergeladen habe. Eine Sache noch: Es sind jetzt drei
Diplomaten von den Vereinten Nationen der Erde an Bord. Du kannst
ihnen bedingungslos vertrauen. Insbesondere kannst du dich an Martin
Springfield wenden, der schon früher für mich gearbeitet
hat. Vielleicht kann er dazu beitragen, dich zu beschützen. Und
noch etwas: Falls du Gelegenheit hast, die Unterlagen über
Waffentests der Übermenschen im Moskauer System an dich zu
bringen, überstelle sie den Diplomaten. Von allen Dingen, die du
unternehmen kannst, wird das den Übermenschen am meisten
schaden.«
    »Ich werd’s im Kopf behalten.« Ihre Stimme
schwankte. »Aber du hast gesagt, sie könnten bei mir
einbrechen und mich entführen – was soll ich dagegen
unternehmen?«
    »Ganz einfach: Halt dich nicht in deiner Kabine auf, wenn sie
dich schnappen wollen.« Hermann schwieg kurz. »Wir haben
schon zu lange geredet. Ich habe noch einige andere Pläne der
Schiffsanlagen auf deine Ringe heruntergeladen. Sorge dafür,
dass du deine Jacke stets dabei hast.«
    »Meine Jacke?«
    »Ja. Man kann nie wissen, wann du sie brauchen wirst«,
erwiderte Hermann in lockerem Ton. »Viel Glück – und
tschüss. Oh, und falls die Romanow zufällig auf
Neu-Prag landen sollte, sprich mit Rachel, ehe du dich zu einem
Tagesausflug nach unten entschließt. Sonst könnte dich die
Situation dort womöglich schockieren…«
    Klick. Die Leitung war tot. Einen Augenblick lang fluchte
Wednesday leise vor sich hin, bis sie eine Veränderung im Zimmer
wahrnahm und aufblickte.
    »Um was ging’s denn da?«, fragte Frank mit ernster
Miene. »Wollte jemand Streit mit dir anfangen?«
    Mit plötzlichem Herzklopfen und trockenem Mund starrte sie
ihn an. »Mein unsichtbarer Freund…«, begann sie.
»Für wann ist der Sprung angesetzt?«
    »Bis dahin dauert es mindestens noch einen Tag. Warum kommst
du nicht rüber und erzählst mir, was los ist?« Er
rollte sich auf eine Seite des Bettes, um ihr Platz zu machen.
    »Aber ich…« Sie stockte, während sich das
Angstgefühl ein wenig legte. »Noch ein Tag?«
Langjährige Erfahrung und ein tief verwurzeltes Misstrauen
sagten ihr, dass sie nur Probleme bekommen würde, wenn sie
irgendjemandem von Hermann erzählte. Andererseits empfand sie es
nicht nur aus rationalen Gründen als falsch, Frank
gegenüber nicht mit offenen Karten zu spielen und Hermanns
Existenz zu verschweigen. »Ich soll nicht darüber
reden«, erwiderte sie. »Außerdem hältst du mich
dann sicher für verrückt.«
    »Nein.« Er sah sie nachdenklich an. »Ich halte dich
nicht für verrückt.« Seine Miene wirkte so offen und
so verblüffend verletzlich, dass es ihr noch schwerer als sonst
fiel, daraus schlau zu werden. »Warum erzählst du mir nicht
die ganze Geschichte, von Anfang an?«
    Sie stieg ins Bett und lehnte sich an ihn. Während sie tief
Luft holte, schlang er den Arm um ihre Schultern.

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