Supernova
Ausweis
überprüfen. Einverstanden?« Als er die Hand
ausstreckte, dachte Martin einen Moment nach und reichte ihm dann
widerstrebend das weiß eingeschlagene Dokument. Die Frau, die
neben dem Journalisten saß, beugte sich vor, um den Ausweis zu
mustern. Nachdem Frank ihn angesehen hatte, schnippte er mit den
Fingern, um abhörsichere Privatsphäre herzustellen, und
nahm mit gedämpfter Stimme Kontakt mit dem für Passagiere
zugänglichen Kommunikationsnetz des Schiffes auf. Kurz darauf
nickte er und schnippte erneut mit den Fingern. »In
Ordnung«, sagte er und gab Martin den Ausweis zurück.
»Ich werde mit Ihnen reden.«
Martin nickte; seine anfänglichen Befürchtungen
schwanden allmählich. Frank würde kooperieren. Und es
konnte der Sache nur dienlich sein, wenn er selbst die Ansichten
eines erfahrenen Journalisten dazu hörte. Er holte ein kleines
Aufnahmegerät heraus und stellte es auf den flachen Tisch
zwischen ihnen. »Erste Aufzeichnung des Gesprächs von
Martin Springfield mit…«
»Warten Sie. Sie heißen Martin Springfield?« Die junge Frau setzte sich auf und starrte ihn
an.
»Wednesday…«, mischte sich der Journalist ein.
»Ja, ich bin Martin Springfield. Warum?«
Das Mädchen befeuchtete die Lippen. »Sind Sie ein Freund
von Hermann?«
Einen Augenblick lang herrschte in Martins Kopf völlige
Leere. Was, zum Teufel… Unzählige Erinnerungen
stiegen plötzlich in ihm auf, Erinnerungen an eine hohle Stimme,
die ihm mitten in der Nacht über eingeschmuggelte
Kausalkanäle etwas zugeflüstert hatte. »Ich habe
für ihn gearbeitet«, hörte sich Martin sagen,
während sein Herz einen Satz tat. »Woher kennen Sie den
Namen?«
»Ich arbeite ebenfalls für ihn.« Erneut fuhr sie
sich mit der Zunge über die Lippen.
»Wednesday.« Frank bedachte Martin mit einem finsteren
Blick. »Scheiße. Du kannst doch nicht jedem
von…«
»Ist schon in Ordnung«, beruhigte Martin ihn und
streckte das Aufnahmegerät hoch. »Bisherige Aufzeichnung
löschen.« Er setzte das Gerät wieder ab. Was, zum
Teufel, geht hier vor? Er hatte ein mulmiges Gefühl im
Bauch. Das hier konnte kein Zufall sein. Und wenn Hermann die
Hand im Spiel hatte, hieß das, dass diese ganze diplomatische
Affäre noch viel verzwickter war als angenommen. »Schiff,
kannst du für diesen Tisch Privatsphäre herstellen und eine
abhörsichere Zone schaffen? Roter Koala hat Priorität vor
Laubfrosch.«
»Anweisung registriert, Privatsphäre ist
hergestellt.« Alle Geräusche jenseits des magischen Zirkels
waren jetzt nur noch schwach und gedämpft zu hören.
»Was machen Sie hier?«, fragte Wednesday mit wachsender
Nervosität. Martin ließ den Blick zwischen ihr und Frank
hin und her schweifen und runzelte die Stirn: Ihre Körpersprache
erzählte eine eigene Geschichte. »Da unten…« Sie
schluckte. »Waren die hinter mir her?«
»Hinter Ihnen?« Martin zwinkerte verblüfft.
»Wie kommen Sie darauf, dass die Bombe Ihnen galt?«
»Es wäre nicht das erste Mal«, polterte Frank los
und bedachte Martin mit einem warnenden Blick. »Sie ist ein
Flüchtling aus Moskau, eine der Überlebenden von den
Raumstationen an der Peripherie. Sie ist nach Septagon umgesiedelt,
nur hat irgendjemand ihre Familie ermordet. Offenbar wegen einer
Sache, die sie an sich gebracht beziehungsweise auf der Raumstation
zurückgelassen hat. Und man hat versucht, sie bis hierher zu
verfolgen.«
Martin spürte, wie sein Gesicht vor plötzlicher Erregung
erstarrte. »Hat Hermann Sie hierher geschickt?«,
fragte er unverblümt.
»Ja.« Sie verschränkte trotzig die Arme.
»Allmählich hab ich das Gefühl, dass man besser nicht
auf ihn hört!«
Das Gefühl haben wir wohl beide, gab Martin ihr
stillschweigend Recht. »Meiner Erfahrung nach tut Hermann nie
etwas aufs Geratewohl. Hat er Ihnen meinen Namen genannt?« Sie
nickte. »Also sieht es ganz danach aus, dass Hermann Ihr Problem
und meines als miteinander verbunden sieht. Und beide Probleme sind
Teil einer Sache, die ihn interessiert.« Er sah Frank an.
»Für Sie kommt das nicht überraschend. Welche Rolle
spielen Sie dabei?«
Mit zurückhaltender Miene kratzte sich Frank den Kopf.
»Wissen Sie, das ist eine sehr gute Frage. Ich bin als
politischer Korrespondent für die Times unterwegs. Bei
dieser Reise ging es mir vor allem um die kritischen Punkte in der
Krise zwischen Moskau und Dresden. Dann ist sie einfach so
aufgetaucht und hat ihre Geschichte bei mir abgeladen.« Er
blickte zu Wednesday herüber, die
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